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Neue Festwochen-Ausstellung als vielstimmiger Anti-Chor

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Es ist ein so vielstimmiger wie vielgestaltiger Chor künstlerischer Positionen, der sich bei der Festwochen-Ausstellung "And if I devoted my life to one of its feathers?" in der Kunsthalle Wien erhebt. Kurator Miguel A. López schlägt einen breiten, man könnte auch sagen arbiträren Bogen über den Globus und seine Themen. Der im bunten Gewirr nur schwer auszumachende rote Faden ist dabei die Anti-Position, wie bei der Präsentation am Freitag deutlich wurde.

Es geht um den politischen Kampf gegen Unterdrückung, gegen Fremdbestimmung über den eigenen Körper und seine vermeintliche Geschlechterrolle, gegen die Zerstörung der Umwelt und die Auslöschung indigener Kulturen. Ebenso variantenreich wie die Themen sind die Mittel, derer sich die gut 35 Künstlerinnen und Künstler vom Amazonas, aus Indien oder Australien bedienen. Textilarbeiten reihen sich an Scherenschnitte, Videobeiträge finden sich neben Installationen, Gemälde nahe von Skulpturen.

Dominant in der Mitte des Raumes positioniert sich Cecilia Vicuñas monumentaler Wollwald "Burnt Quipu" (2018) aus gefärbter Wolle, dem deutlich kleiner Anna Boghiguians Papierschnitte entgegenstehen, die auf die vermeintliche Vorherrschaft des Menschen über die Umwelt reflektieren. Vlasta Delimar hält mit Fotografien von Orgasmen und Sexualakten ein Plädoyer für selbstbestimmte Sexualität, wohingegen Sandra Salazar mit Keramikobjekten unter dem Titel "Genitales" die menschliche Anatomie abstrahiert.

Diese Vielstimmigkeit sei für "And if I devoted my life to one of its feathers?" - eine Zeile aus einem Gedicht von Vicuña - bewusst intendiert. Gerade in Zeiten der geschlossenen Grenzen seien globale Diskussionsplattformen essenziell, umriss in einem Videostatement aus Peru Kurator López: "Es geht mir eher um einen poetischen Dialog, denn ein theoretisches Statement."

"95 Prozent der Künstler und Positionen kannte ich vorher nicht", freute sich Festwochen-Chef Christophe Slagmuylder über die neuen Zugänge, die durch diese Kooperation zwischen Festwochen und Kunsthalle sowie den dezidiert internationalen Blickwinkel eröffnet würden. Auch Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) hob diesen Umstand in ihren Grußworten heraus: "Wir verbinden mit dieser Ausstellung Wien wieder mit Weltthemen." Dies sei gerade nach der langen Pandemiezeit und der damit einhergehenden Introspektion vonnöten.

Und doch schwebt der Schatten von Covid nach wie vor über dem Kunstschaffen, wie auch Sabina Sabolovic, Teil des Kunsthallen-Führungstrios, deutlich machte. Der Wunsch, die Kunsthalle als Ort der Begegnung und Debatte zu positionieren, sei in diesen Zeiten schwieriger. Dennoch plant man für die Dauer der Ausstellung verschiedene Workshops, Vorträge und Diskussionen zu Themen wie dem Zusammenleben zwischen Spezies, Strategien der Solidarität oder queerem Widerstand.

(S E R V I C E - "And if I devoted my life to one of its feathers?" kuratiert von Miguel A. López von 15. Mai bis 26. September als Kooperation der Wiener Festwochen in der Kunsthalle, Museumsplatz 1, 1070 Wien. www.kunsthallewien.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Es ist ein so vielstimmiger wie vielgestaltiger Chor künstlerischer Positionen, der sich bei der Festwochen-Ausstellung "And if I devoted my life to one of its feathers?" in der Kunsthalle Wien erhebt.
  • Kurator Miguel A. López schlägt einen breiten, man könnte auch sagen arbiträren Bogen über den Globus und seine Themen.
  • Der Wunsch, die Kunsthalle als Ort der Begegnung und Debatte zu positionieren, sei in diesen Zeiten schwieriger.