APA/APA/Damien Hirst and Science Ltd

Neue Albertina-Modern-Schau: Im Kopf von Damien Hirst

Heute, 10:28 · Lesedauer 3 min

Damien Hirst gehört zu den Künstlerfürsten dieses Planeten - bekannt für seine Haie in Formaldehyd, seine diamantenbesetzten Totenköpfe. Dass hinter, vor und nach diesen Werken aber auch Zeichnungen stehen, dies zeigt die Albertina Modern in ihrer neuen Schau "Drawings", die erstmals die Vorarbeiten, Nachbetrachtungen und Hinleitungen des 59-jährigen Künstlers zu seinem Œuvre vereint. Es ist eine Reise in die Hirnwindungen eines selbstironischen Kunststars.

Meist handelt es sich bei den gezeigten Arbeiten, die in den frühen 1980ern beginnen, nicht um eigenständige Werke, sondern überwiegend um Reflexionen eines Endproduktes. "Wir blicken dem Künstler nicht über die Schulter, sondern in den Kopf hinein. Und da ist es nicht immer geordnet", umriss Albertina-Generaldirektor Ralph Gleis den Charakter der neuen Ausstellung, die 138 Exponate umfasst, darunter 120 Zeichnungen.

"Eine kleine Sensation"

"Es ist eine kleine Sensation", freute sich Kuratorin Elsy Lahner über den Umstand, dass man in Wien nun die erste Retrospektive überhaupt zu dieser Seite des Hirst-Schaffens zeigen kann. Entsprechend viele der Exponate stammen deshalb aus dem Besitz des Hirst-Studios. Manche Arbeiten entspringen dabei dem eifrigen Schaffen in der Hirst-Werkstatt, von den Assistenten zu Dokumentationszwecken ausgeführt. Vieles ist interessant als Schlüssel im Prozess, manches auch eher als Erklärungsbaustein für Kunsthistoriker.

Kinderspielzeug und tote Schafe

Am Beginn steht eines von Hirsts "Medicine Cabinets" aus penibel geordneten Medikamentendöschen, es folgen "Pipe Cleaner Animals", die Knuffelspielzeug porträtieren, das Kinder aus Pfeifenreinigern erstellt haben. Nicht lange lassen jedoch auch die berühmten Zyklen zwischen Werden und Vergehen auf sich warten, die Totenköpfe, die gekreuzigte, ausgeweidete Kuh und Schafe in Formaldehyd aus der Serie "Natural History", die drei eingelegten Enten aus "Up, Up and Away", die auch zeichnerisch ihren Widerhall finden.

Und nicht zuletzt finden sich Elemente aus Hirsts 2017 für Venedig konzipiertem Konvolut "Treasures from the Wreck of the Unbelievable" samt skulpturaler Arbeiten. Hier entwirft Hirst den Mythos der vermeintlich vor 2.000 Jahren gesunkenen Apistos von Cif Amotan II., die von ihm finanziert geborgen wurde und visionäre Kunstschätze enthielt. Auf künstlich gealtertem Ziegenhautpergament zitiert Hirst klassische Studien wie Dürers "Betende Hände", indische oder altägyptische Mystik und erweist sich hierbei als handwerklich versierter Zeichner, der zugleich Embleme asiatischer Automarken im Bild versteckt.

"Er ist in gewisser Weise ein Geschichten erzählender Schelm", deutete Gleis diesen Aspekt im Schaffen des Großkünstlers, der einem das Lachen dann aber doch immer wieder im Halse stecken lässt. Der kunsthistorische "Gschichtldrucker", der fiktive Genealogien entwirft, reflektiert sein Schaffen durchaus aber immer auch selbst und hebt es in die Metaebene. "Es geht ihm immer um die Frage: Was kann Kunst sein? [...] Was ist ein Künstler?", so Gleis.

Besucher können selbst aktiv werden

Eine Antwort können Besucherinnen und Besucher in der Albertina Modern auch selbst geben. So ist die hirst'sche Zeichenmaschine "Making Beautiful Drawings" für jedermann und -frau installiert - ein Drehteller, auf dem sich im Rausch der Geschwindigkeit eigene Rundwerke mit Stift und Farben kreieren lassen. Entsprechende "Spin Drawings" flankieren diese Installation. Kunst kann eben auch Zufall sein.

(S E R V I C E - "Damien Hirst. Drawings" von 7. Mai bis 12. Oktober täglich von 10 bis 18 Uhr in der Albertina Modern, Karlsplatz 5, 1010 Wien. www.albertina.at/albertina-modern/ausstellungen/damien-hirst/)

Zusammenfassung
  • Die Ausstellung 'Drawings' in der Albertina Modern präsentiert erstmals 138 Exponate von Damien Hirst, darunter 120 Zeichnungen, die seine kreativen Prozesse beleuchten.
  • Kuratorin Elsy Lahner bezeichnet die Schau, die bis zum 12. Oktober läuft, als 'kleine Sensation', da viele Exponate aus dem Hirst-Studio stammen und seine Denkweise widerspiegeln.
  • Besucher können mit der Zeichenmaschine 'Making Beautiful Drawings' selbst aktiv werden und eigene Kunstwerke schaffen.