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Musikmanager Redelsteiner erzählt vom Problembär-Dasein

Heute, 03:00 · Lesedauer 4 min

Es ist eine Abenteuergeschichte und auch als solche ausgeschildert: Im Buch "Der Problembär" erzählt Musikmanager Stefan Redelsteiner von seiner Zeit "am Rande von Wien, Wanda und Wahnsinn". Aufgeschrieben von "Falter"-Redakteur Gerhard Stöger, erhält man so das Bild eines Geschäfts, das zwischen Leidenschaft und Selbstausbeutung pendelt sowie von reichlich skurrilen Momenten geprägt ist. Ein 300-seitiger Exkurs in die jüngere Pophistorie eben.

Etliche Größen der heimischen Szene sind untrennbar mit dem heute 42-jährigen Redelsteiner verbunden: Der Nino aus Wien, Stefanie Sargnagel, Voodoo Jürgens und natürlich Wanda. Legendär mittlerweile die erste Begegnung mit ihrem "Entdecker", auch wenn er sich nicht unbedingt als solcher sieht: Damals hat ihn beim ersten Besuch im Studio ein angetrunkener Manu Poppe mit Whiskey-Flasche in der Hand begrüßt. Die Band selbst? Quasi schon fertig, mit einem Dutzend Hits in der Hinterhand und auf dem Weg nach oben - aber der Schritt durch diese Tür war noch nicht gesetzt.

"Tatsächlich musste ich nur ein paar Details feintunen, denn alles war bereits gründlich und fein säuberlich ausgedacht und vorbereitet worden", erinnert sich Redelsteiner nun. "Meine Leistung bestand einfach nur darin, zu erkennen, wie gut dieses Team bereits eingespielt war und Wanda von der Leine zu lassen." Nur den Hut, den Sänger Marco Wanda damals noch konsequent trug, hat er ihm ausgeredet. Der Rest? Ist Geschichte, wie man so schön sagt, und zwar eine, die sich ziemlich unterhaltsam liest und vom Duo Redelsteiner/Stöger auf fast 80 Seiten ausgebreitet wird.

Doch das Davor und Danach sollte man keineswegs vernachlässigen, ist doch auch der Weg von Stefan Redelsteiner zum zwischenzeitlichen Heilsbringer des rot-weiß-roten Pop ein besonderer. Schon als Kind erfuhr er dank der Beatles sein musikalisches Erweckungserlebnis, später sollten Oasis sich dazu gesellen. Jobs im Callcenter, ein angebrochenes Publizistikstudium, Texte für das Musikmagazin "Slam" sowie ein zufälliges Treffen mit Paul McCartney folgten, bis 2007 das Label Problembär Records aus der Taufe gehoben wurde. Ein Name, der nicht nur eine eigenwillige Entstehungsgeschichte hatte, sondern auch passte, wie Redelsteiner selber urteilt: "Ich wurde mit dem Namen identifiziert. Als Störenfried und Troublemaker."

In den Jahren seitdem hat sich sein Leben gleich mehrfach gedreht, mit ersten Erfolgen dank Nino aus Wien sowie dem großen Knall, als Wanda schließlich 2014 durch die Decke gingen und in der Folge auch Deutschland erobern sollten. Den ersten Gig, den Redelsteiner beobachtete, beschreibt er folgendermaßen: "Sie hatten eine zu hundert Prozent authentische Begeisterung im Publikum kreiert, obwohl das, was sie taten, weniger spontan als vielmehr extrem ausgecheckt und durch konsequentes Proben hart erarbeitet war. Nur wirkte das Ausgedachte bei aller Professionalität wie hingeschlatzt, wie eine Explosion aus dem Nichts. Die perfekte Basis für das Projekt Welteroberung also."

Von der Musik zum Verlag und in die Filmwelt

Die gemeinsame Zeit dauerte aus unterschiedlichen Gründen letztlich nur einige Jahre, Missgunst oder Wehmut klingt bei Redelsteiner aber nur in homöopathischen Dosen durch. Vielmehr stürzte er sich gemeinsam mit Herwig "Fuzzman" Zamernik und dem Lotterlabel sowie Voodoo Jürgens in die nächsten Abenteuer und hat sich mittlerweile auch stärker dem Film- und Fernsehgeschäft zugewandt. Verlagsgründer steht ebenfalls in seiner Vita. Was Redelsteiner auszeichnet, sind in jedem Fall Leidenschaft, ein gewisser Pragmatismus und seine direkte Art. "Niemand kann Stars machen, du kannst sie nur finden und ihnen helfen, in die Öffentlichkeit zu treten", hält er gegen Ende fest.

Sein Urteil zum Musikgeschäft fällt mittlerweile relativ zwiespältig aus. Allen voran "das große Demokratisierungsversprechen des Internet" sei zumindest für den Musikbereich "ein einziger Schwindel" gewesen. Das Business, es werde längst nur noch international und im großen Stil gesteuert - da dienen österreichische Erfolge maximal als Fußnote. "Dass verschiedene Länder eine eigene popmusikalische Identität haben sollten, weil das kulturell die Welt bereichert? Daran glaubt da niemand." Er tut es ganz offenbar. Jedenfalls hat er diese Identität in den vergangenen knapp 20 Jahren eifrig mitgestaltet.

(Von Christoph Griessner/APA)

(S E R V I C E - Gerhard Stöger: "Der Problembär: Die Abenteuer des Musikmanagers Stefan Redelsteier am Rande von Wien, Wanda und Wahnsinn", Falter Verlag in Kooperation mit Redelsteiner Dahimène Edition, 304 Seiten, 24,90 Euro; Buchpräsentation am 25. Juni um 18.30 Uhr im Wien Museum, www.wienmuseum.at/event/1705)

Zusammenfassung
  • Im Buch "Der Problembär" berichten Stefan Redelsteiner und Gerhard Stöger auf 304 Seiten von Redelsteiners Karriere am Rande von Wien und seiner Rolle als Musikmanager, insbesondere bei der Entdeckung und Förderung der Band Wanda.
  • Redelsteiner, 42 Jahre alt und Gründer von Problembär Records (2007), beschreibt das Musikgeschäft als Mischung aus Leidenschaft, Selbstausbeutung und skurrilen Momenten, wobei er die Versprechen des Internets für Musiker als "Schwindel" bezeichnet.
  • Nach Erfolgen mit Acts wie Wanda und Nino aus Wien wechselte Redelsteiner in den Film- und Verlagsbereich und betont die Bedeutung einer eigenständigen popmusikalischen Identität für Österreich.