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München feiert eine neue "West Side Story"

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Es ist eine Musik, die selbst der vehementeste Musicalfeinde kennen: Wenn die ersten Takte von "Maria" oder "America" erklingen, bleiben nur wenige Menschen bewegungslos. Nun feiert am Freitag (16. Dezember) in München eine Neuinszenierung der "West Side Story" Premiere. Der unsterbliche Bernstein-Klassiker kommt dann als Tourneeproduktion Ende Jänner nach Wien. Es ist derzeit die einzige Inszenierung weltweit, welche die Originalchoreografie von Jerome Robbins zeigt.

Auf die Bühne bringt den nicht kategorisierbaren Monolithen zwischen Broadwayunterhaltung, ambitioniertem Theaterstück, Hitmaschine und aufwendiger Partitur die BB Promotion GmbH, die bereits ab 2003 für eine Tourneeproduktion verantwortlich zeichnete, die in 28 Ländern über drei Millionen Zuschauer erreichte. Nun folgt 75 Jahre nach der Uraufführung eine Neuinszenierung, die den Klassiker in neuem Schwung zeigen soll.

Für die Regie zeichnet Broadwaylegende Lonny Price verantwortlich. Der 63-Jährige hat nicht nur jahrzehntelange Erfahrung als Musicalregisseur und war auch selbst als Schauspieler aktiv (etwa im Kultfilm "Dirty Dancing") - er pflegte einst eine enge Beziehung zu Leonard Bernstein und Texter Stephen Sondheim. "Das Stück ist Teil meiner DNA", machte Price während der Castingphase in New York deutlich.

Er belässt die "West Side Story" im New York der 1950er, wobei ein hochbewegliches, metaphernreiches Bühnenbild die Unerreichbarkeit des American Dreams symbolisiert. "Wir lassen es nicht auf dem Mond spielen. Aber es wird einen frischen Wind geben", stellte Price klar, dass man sich bei einem Werk wie der "West Side Story" als Regisseur zurückzunehmen habe: "Ein Stück wie die 'West Side Story' braucht meine Hilfe nicht." Aktualisierungen hätten schließlich meist Folgen für die innere Logik: "Wenn man die 'West Side Story' ins Heute versetzte, würde Tony Maria nicht suchen, sondern einfach googeln."

Zugleich seien die Themen der "West Side Story" nach wie vor hochaktuell, bleibe doch Xenophobie für viele Länder ebenso ein Thema wie das Auseinanderklaffen zwischen einem hohen Anspruch und einer ernüchternden Realität. Und es sei ein Werk, das explizit die Jugend und ihr Lebensgefühl adressiere. "Das ist das beste Stück Musik, das je für die Bühne geschrieben wurde. Es wird auch in 100 Jahren noch frisch sein", zeigte sich Price gegenüber der APA überzeugt.

Diese Sicht teilt er mit dem erfahrenen Choreografen Julio Monge, der als künstlerischer Berater auch bei Steven Spielbergs jüngster Verfilmung mit an Bord war und als einer von nur fünf Menschen weltweit die Originalchoreografie von Jerome Robbins erarbeiten darf. "Es ist eines der wenigen Stücke, das man nicht neu erfinden muss", so Monge in New York: "Es transzendiert die Zeit."

Dabei gibt es nur wenige Musiktheaterwerke, in denen dem Tanz eine so zentrale Rolle zukommt, übernimmt dieser doch oftmals die Funktion der Kommunikation zwischen den Proponenten. Dies sei nicht zuletzt dem 1998 verstorbenen Robbins zu verdanken gewesen, der einst mit Leonard Bernstein, dem Buchautoren Arthur Laurents und dem Texter Stephen Sondheim jenes Quartett bildete, das die "West Side Story" aus der Taufe hob. "Wie können wir das Genre an seine Grenzen treiben?", sei für die vier Männer die Grundfrage gewesen, erinnerte sich der Robbins-Schüler Monge an seinen einstigen Lehrer. "Er war eine toughe Person, und die Zusammenarbeit mit ihm war zeitweise sehr schmerzhaft." Er sei aber auch schlicht ein Genie als Choreograf gewesen.

Dass man diesem Genie gerecht wird, dafür sorgt nun nicht zuletzt Martin Flohr, der für die Umsetzung von Eigenproduktionen bei BB Promotion zuständig ist. Schließlich ist eine Tournee dieser Größe kein Familienunternehmen. 31 Personen sind bei dieser "West Side Story" auf der Bühne zu erleben, die in Manhattan über drei Monate hinweg aus rund 3.000 Bewerbern gecastet wurden. Hinzu kommt das 20-köpfige Orchester. Insgesamt 75 Personen sind auf Tour, die in fünf Trucks von Land zu Land ziehen.

So wandert die Inszenierung nach München weiter über Essen und Zürich nach Wien. Hier ist am 31. Jänner in der Stadthalle die große Österreich-Premiere, wobei bis 5. Februar Termine angesetzt sind. Weitere Stationen sind auch danach fixiert - von Dublin bis zum Pariser Theatre du Chatelet, wo man gut zwei Monate Station macht.

Präpariert dafür hat man die jungen Darsteller, zu denen etwa Melanie Sierra als Maria und Jadon Webster als Tony gehören, bei den seit Oktober laufenden Proben in München. "Wir nennen das unser West-Side-Story-Bootcamp", so Flohr lachend. Schließlich gelte es, einen Haufen an Individuen zusammenzuschweißen - was bei der letzten Produktion überaus gut gelang. "Unser letzter Tony und unsere letzte Maria sind nun verheiratet", erinnerte sich Flohr. Immerhin im realen Leben hatte die "West Side Story" also ein Happy End.

(S E R V I C E - "West Side Story" von 31. Jänner bis 5. Februar in der Wiener Stadthalle. Tickets unter www.oeticket.com oder www.stadthalle.com)

ribbon Zusammenfassung
  • Es ist eine Musik, die selbst der vehementeste Musicalfeinde kennen: Wenn die ersten Takte von "Maria" oder "America" erklingen, bleiben nur wenige Menschen bewegungslos.
  • "Das Stück ist Teil meiner DNA", machte Price während der Castingphase in New York deutlich.
  • "Unser letzter Tony und unsere letzte Maria sind nun verheiratet", erinnerte sich Flohr.
  • Immerhin im realen Leben hatte die "West Side Story" also ein Happy End.

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