APA/Concord Records/Universal Music

"Let The Bad Times Roll": The Offspring bleiben sich treu

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Fast ein Jahrzehnt, so lange wie noch nie in ihrer Karriere, haben The Offspring für ihr zehntes Studioalbum gebraucht. "Wir hätten keine Witze machen dürfen, dass die Platte 'Chinese Democracy' heißen soll", scherzt Gitarrist Noodles im dpa-Gespräch,eine Anspielung auf das berüchtigte Guns N'Roses-Werk, dessen Fertigstellung 13 Jahre dauerte. "Das war am Ende ein Eigentor", so der 58-Jährige im Zoom-Interview zusammen mit Sänger Dexter Holland aus dem Studio in Los Angeles.

An Inspirationen für neue Songs mangelte es der kalifornischen Band nicht. "Es ist eine Menge los in der Welt", sagt Holland. "Es war klar, dass wir darüber reden mussten, was die letzten Jahre in den USA passiert ist. Der Elefant steht im Raum, richtig?" Der Albumtitel "Let The Bad Times Roll" ist wörtlich gemeint. "Die schlechten Zeiten sind sicher noch nicht vorbei." Holland verweist auf Corona und gesellschaftliche Spaltung.

Nach der langen Studiopause, in der sich das Duo von Bassist und Gründungsmitglied Greg K. trennte (der damit nicht einverstanden war und vor Gericht zog), klingen The Offspring wie gewohnt. Gut so, denn Innovationen verlangt schließlich niemand von der kalifornischen Punkband, die hierzulande in den 90ern mit den Singles "Self Esteem" und "Pretty Fly For A White Guy" ihre größten Erfolge hatte.

Neue melodische Rocksongs im alten Stil ("This Is Not Utopia", "Behind Your Walls") dürften die Erwartungen der Offspring-Fans erfüllen. Mancher Song, zum Beispiel der rasante Zweieinhalb-Minüter "Hassan Chop", hätte sogar auf dem Erfolgsalbum "Smash" (1994) mithalten können. "Gone Away Requiem", das verdächtig an Tears For Fears' "Mad World" erinnert, ist dagegen eher überflüssig.

Mit 55 und 58 Jahren gehören Holland und Noodles so langsam in die Kategorie der Altrocker. Umso erfreulicher, dass ihr neues Dutzend Songs überwiegend energischer, rauer und dringlicher klingt als der gefällige Vorgänger "Days Go By" von 2012. Nur in den Texten wird das Alter deutlich. Handelte der Kulthit "Self Esteem" 1994 noch von einer unausgeglichenen sexuellen Beziehung, trotzt Holland nun den Rock'n'Roll-Klischees und singt: "We Never Have Sex Anymore".

INFO: www.offspring.com

ribbon Zusammenfassung
  • "Wir hätten keine Witze machen dürfen, dass die Platte 'Chinese Democracy' heißen soll", scherzt Gitarrist Noodles im dpa-Gespräch,eine Anspielung auf das berüchtigte Guns N'Roses-Werk, dessen Fertigstellung 13 Jahre dauerte.
  • "Das war am Ende ein Eigentor", so der 58-Jährige im Zoom-Interview zusammen mit Sänger Dexter Holland aus dem Studio in Los Angeles.
  • Mit 55 und 58 Jahren gehören Holland und Noodles so langsam in die Kategorie der Altrocker.