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Kunstmesse viennacontemporary mit "Liebesbriefen an Wien"

Heute, 12:30 · Lesedauer 4 min

Die 11. Ausgabe der viennacontemporary hat am Donnerstagnachmittag in der Messe Wien eröffnet und möchte sich mit 97 beteiligten Galerien sowie fünf Institutionen erneut als einzig relevante Messe für zeitgenössische Kunst in Österreich mit internationalem Anspruch präsentieren. Deutlich erkennbar sind dabei neue Akzente in der Präsentation, die die neue künstlerische Leiterin des Events, Abaseh Mirvali, gesetzt hat. Die Rede ist aber auch von Krisen.

"Jedes Detail ist ein Liebesbrief an Wien", kommentierte Mirvali bei einem Presserundgang die Ausstellungsarchitektur sowie Gestaltung der diesjährigen viennacontemporary. Die US-amerikanische Kuratorin mit iranischen Wurzeln sowie mit großer Erfahrung im internationalen Kunstbetrieb betonte gleichzeitig, dass sie ihre aktuelle Tätigkeit in Wien erst vor fünf Monaten und 11 Tagen begonnen habe.

Kaiserschmarrn für Messebesucher

Trotz dieser kurzen Zeit ist eine neue Handschrift der Messe, die wie im vergangenen Jahr in der Halle D der Messe in Wien-Leopoldstadt stattfindet, unübersehbar: Trotz nahezu gleicher Galerienzahl wie 2024 wurden die Messestände deutlich lockerer positioniert und auf ein strenges Raster in der Aufstellung verzichtet. Der künstlerischen Leiterin waren aber auch kleine Details ein großes Anliegen, auf Eintrittskarten der Kunstmesse findet etwa sich ein Zitat aus der Secession. "Kulinarik ist von großer Bedeutung für mich und wir haben hier wunderbare Speisen, die ich wirklich haben wollte", schilderte sie und verwies etwa auf Kaiserschmarrn im Programm des Caterings der Kunstmesse.

Inhaltlich bleibt sich der Event seiner grundsätzlichen Ausrichtung treu: Neben vielen Galerien aus Österreich sowie vor allem aus Nachbarländern gibt es erneut kuratierte Schwerpunkte, die ein besonderes Profil der Kunstmesse herausstreichen sollen. Die Leiterin der City Galerie Wien, Antonia Lia Orsi, verantwortet etwa mit "VC Vault" eine Schiene für experimentelle und vor allem jüngere Positionen, der in Österreich tätige belarussische Kurator Aliaksei Barysionak hat in "Zone1" mit 10 österreichischen und internationalen Galerien eine Schiene zu in Österreich arbeitenden Künstlerinnen und Künstlern unter 40 zusammengestellt. Und die internationale Kuratorin Samantha Ozer beschäftigt sich ebenso gemeinsam mit 10 Galerien in "Context" mit einer seit den Siebzigerjahren aktiven Künstlergeneration. Digitale Desinformation steht zudem im Fokus der Programmschiene "Statement", die sich aus einer Ausstellung und zwei Podiumsdiskussionen zusammensetzt.

Viele Kunstmessen trotz Krisenzeiten

Kommentare zum Zeitgeschehen waren am Donnerstag aber auch von Galeristen zu hören, die die Auswahl der von ihnen präsentierten Künstlerinnen und Künstler etwa mit schwierigen Zeiten begründeten. "Wir befinden uns in Krisenzeiten", erklärte Gregor Podnar von der gleichnamigen Galerie in Wien. Es gebe eine ökonomische Krise im Kontext mit Konflikten, die nunmehr näher an Österreich gekommen seien, sagte er der APA mit Verweis auf den Krieg in der Ukraine. Große Galerien hätten in den letzten Jahrzehnten den Markt verzerrt und Sammler seien auch oft zu Investoren geworden. In Wien gebe es im Kunstbereich zudem einen starken öffentlichen, aber einen hinkenden privaten Sektor, klagte er. Podnar unterstrich gleichzeitig aber auch die Wichtigkeit zwischen internationalen Messen und Parallelprogrammen sowie kleineren Messen zu unterscheiden.

Die Vielfalt von unterschiedlich stark kommerziell ausgelegten Plattformen in Wien war zuletzt häufig Thema im Kunstbetrieb gewesen. Gleichzeitig zur viennacontemporary findet bereits traditionell die Offmesse Parallel Vienna statt, die 2025 erneut im Otto Wagner Areal in Wien-Penzing zu sehen ist. Das im vergangenen Jahr gestartete Projekt des ehemaligen viennacontemporary-Besitzers Dmitri Aksjonow, das zunächst auch in Konkurrenz zu viennacontemporary gesehen wurde, läuft dieses Mal am Samstag als eintägiger Event im Kunsthistorischen Museum. Und die Messe "Vienna Highlights" mit insgesamt 22 beteiligten Galerien plant zwischen 18. und 21. September Räumlichkeiten der Österreichischen Nationalbibliothek erstmals in einen "glanzvollen Schauplatz für Kunstliebhaberinnen und -liebhaber" zu verwandeln. Angeboten wird bei dieser neuen Messe insbesondere Kunst von sehr renommierten österreichischen Künstlern des 20. Jahrhunderts sowie der Gegenwart.

(S E R V I C E - viennacontemporary, bis 14. September, Halle D der Messe Wien, Wien, https://www.viennacontemporary.at)

Zusammenfassung
  • Die 11. Ausgabe der viennacontemporary hat am Donnerstag mit 97 Galerien und fünf Institutionen in der Messe Wien eröffnet und versteht sich als wichtigste Messe für zeitgenössische Kunst in Österreich.
  • Die neue künstlerische Leiterin Abaseh Mirvali, die erst seit fünf Monaten im Amt ist, hat mit lockerer Standanordnung, Zitaten auf Eintrittskarten und kulinarischen Besonderheiten wie Kaiserschmarrn neue Akzente gesetzt.
  • Neben kuratierten Schwerpunkten wie 'VC Vault', 'Zone1' und 'Context' sowie einem Fokus auf digitale Desinformation finden parallel weitere Kunstmessen wie die Vienna Highlights mit 22 Galerien statt.