APA/Vienna Art Week/Wolfgang Thaler

Kunst in ehemaligem Autohaus bei der 17. Vienna Art Week

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Bei der 17. Vienna Art Week geht es diesmal um nichts weniger als den Kontrollverlust - bzw. um die in Zeiten von Corona und Klimawandel naheliegende künstlerische Auseinandersetzung damit. Ab dem heutigen Freitag und bis zum 19. November wird mit 200 Veranstaltungen von rund 50 Programmpartnern das Wiener Kunstschaffen wieder eine Woche lang in die Auslage gestellt. Mit dem "House of Losing Control" als Herzstück des Events bespielt man heuer sogar ein früheres Autohaus.

Dieser von der Vienna Art Week genutzte ehemalige Pkw-Salon sowie die angeschlossenen Werkstätten und Nebengebäude befinden sich in der Brigittenau unweit des Augartens (Heistergasse 4-6). In 40 Räumen und weitläufigen Hallen breitet sich auf 4.300 Quadratmetern eine Ausstellung aus, die Positionen von 80 nationalen und internationalen Künstlerinnen und Künstlern, die sich um das diesjährige Motto "Losing Control" drehen, versammelt. Neben bildender Kunst stehen auch Performances und Musik am Programm. Vertreten sind etwa Arbeiten von Ruth Anderwald + Leonhard Grond, Ramesch Daha, Christian Eisenberger, Gelitin, Soli Kiani, Jyoti Mistry, Bruce Nauman, Javier Téllez und Erwin Wurm.

"Ich bin sehr froh, dass wir eine analoge Art Week machen können", freute sich Martin Böhm, Präsident des Art Clusters Vienna, einem Zusammenschluss der wichtigsten Kulturinstitutionen der Bundeshauptstadt, nach der coronabedingten Digitalausgabe im Vorjahr. Das "House of Losing Control" sei in seiner Dimension optimal für Pandemiezeiten, wobei freilich trotz der großzügigen Räumlichkeiten 2G-Pflicht herrscht. Bis dato habe man noch keine so große Ausstellung präsentiert, aber gerade jetzt gehe es darum sichtbar zu machen, "dass Wien eine unglaubliche Kunststadt ist".

Einen kleinen Vorgeschmack auf die Schau gab es am Freitag bei der Programmpräsentation im "House of Losing Control". Da hängt in einer der riesigen ehemaligen Werkstatthallen eine 24 Meter lange spiralförmige Kartonskulptur von der Decke (Peter Sandbichler, "Twist"), auf einem Bildschirm flackert Naumans verstörender Videoloop "Violent Incident". Im ganzen Raum verteilt wurden Gemälde von Dejan Dukic aufgestellt. Von hinten durch die Leinwand massierte Farbe bildet auf der Vorderseite zufällige kleinteilige Strukturen, die wie Organismen unter dem Mikroskop wirken. In einer Betonsenke liegt Wurms "Big Gulp Lying (Psychos)", eine sich in weißer, an eine Zwangsjacke erinnernder Kleidung windende Figur.

Geöffnet ist diese ungewöhnliche Kulturlocation ab Samstag. Robert Punkenhofer, künsterischer Leiter der Vienna Art Week und Kurator der Ausstellung, sprach von einer "Experimentierfläche". Unter mehreren Aspekten - von Psychologie über Ökologie bis zur Politik - ziehe sich der Kontrollverlust als Thema durch die Schau.

Dieses steht auch im Zentrum des "Losing Control Exhibition Parcours, der am Eröffnungswochenende in zehn Ateliers führt, in denen Arbeiten rund um das Thema Kontrollverlust besichtigt werden können. Unter den teilnehmenden Künstlerinnen und Künstlern sind etwa Hubert Scheibl, Dejan Dukic oder Les Tardes Goldscheyder. Darüber hinaus bieten am ersten Wochenende rund 100 Kunstschaffende im Rahmen der stadtweiten "Open Studio Days" Einblicke in ihre Ateliers. Damit können Interessierte einmal mehr die Kunstproduktion backstage erleben.

Darüber hinaus bieten in der kommenden Woche die teilnehmenden Museen - spezielle Führungen, Talks oder Performances an. Am 18. November steht zudem das "Losing Control Line-up" mit Gästen aus Wissenschaft und Kunst am Programm. Neben der Soziologin und Ökonomin Saskia Sassen, die eine Keynote halten wird, sind u.a. der Kurator Sergio Edelsztein, der Künstler Javier Tellez, der Autor und Philosoph Jules Evans und die zum Digitalen Humanismus forschenden Wissenschafter Jörg Flecker, Hannah Metzler und Martin Kampel angekündigt. Am Abschlusstag, dem 19. November, ist dann noch eine englischsprachige Podiumsdiskussion, um "Hot Topics" des Kunstmarkts und die Krypto-NFT-Kunst im Speziellen zu beleuchten.

(S E R V I C E - Vienna Art Week von 12. bis 19. November, Eintritt frei, Programmdetails unter viennaartweek.at/)

ribbon Zusammenfassung
  • Bei der 17. Vienna Art Week geht es diesmal um nichts weniger als den Kontrollverlust - bzw. um die in Zeiten von Corona und Klimawandel naheliegende künstlerische Auseinandersetzung damit.
  • Einen kleinen Vorgeschmack auf die Schau gab es am Freitag bei der Programmpräsentation im "House of Losing Control".
  • Am 18. November steht zudem das "Losing Control Line-up" mit Gästen aus Wissenschaft und Kunst am Programm.

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