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Krasznahorkai-Tweet nach Orbán-Glückwunsch ist gefälscht

Heute, 09:22 · Lesedauer 2 min

Der vorgebliche X-Account des frischgebackenen ungarischen Literaturnobelpreisträgers László Krasznahorkai, der am Freitag einen mittlerweile gelöschten Tweet abgesetzt hat, ist gefälscht. Wie die ORF-Faktencheckerin Eva Wackenreuther gegenüber der APA sagte, habe ihr der bekannte italienische Social Media-Aktivist Tommaso Debenedetti bestätigt, dass er hinter dem Account stecke.

Der Aktivist hatte bereits früher Fake-Accounts benützt, um etwa den vermeintlichen Tod von Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek zu verkünden. Auf dem Account @LKrasznahork, von dem nun auch das Profilbild gelöscht wurde, hatte sich der falsche Krasznahorkai bereits vor der Bekanntgabe in Stockholm für die Zuerkennung des Preises bedankt. In dem mittlerweile gelöschten Tweet hatte er sich nach Glückwünschen vonseiten Viktor Orbáns von Ungarns rechtsnationalem Premier distanziert. "Vielen Dank, Herr Ministerpräsident, für Ihre Glückwünsche. Aber ich werde mich Ihren politischen Handlungen und Ideen stets widersetzen. Ich werde ein freier Schriftsteller bleiben", schrieb der gefälschte Account auf X.

Orbán hatte am Donnerstag Krasznahorkai auf Facebook als den "Stolz Ungarns" bezeichnet. Am Freitag sagte der Premier in einem Interview im Staatsrundfunk, er würde Krasznahorkai nicht als einen Schriftsteller, der zum Kern der Wählerschaft seiner Fidesz-Partei gehöre, bezeichnen. Dies sei aber völlig irrelevant, da "diese Angelegenheit nicht hinsichtlich Parteiaspekten und durch eine politische Brille betrachtet werden muss", zitierte das Onlineportal "HVG.hu" Orbán. Jetzt müsse die "nationale Brille" aufgesetzt werden.

Dem 71-jährigen ungarischen Autor wurde am Donnerstag der Literaturnobelpreis zugesprochen - als zweitem Ungarn nach Imre Kertész (2002). Laut Jurybegründung ist Krasznahorkai ein "großer epischer Schriftsteller in der mitteleuropäischen Tradition von Kafka bis Thomas Bernhard und zeichnet sich durch Absurdität und groteske Exzesse aus".

Zusammenfassung
  • Der angebliche X-Account des ungarischen Literaturnobelpreisträgers László Krasznahorkai, von dem am Freitag ein kritischer Tweet gegenüber Viktor Orbán abgesetzt wurde, ist gefälscht.
  • Der italienische Social Media-Aktivist Tommaso Debenedetti gab gegenüber der APA zu, hinter dem Fake-Account zu stecken, der bereits vor der offiziellen Bekanntgabe der Preisvergabe aktiv war.
  • Krasznahorkai wurde am Donnerstag als zweiter Ungar nach Imre Kertész (2002) mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet und ist laut Jury ein herausragender epischer Schriftsteller mit absurden und grotesken Elementen.