Koralmbahn - Schienenstrang ebnet Weg gemeinsamer Kultur

"Das gigantische Infrastrukturprojekt Koralmtunnel und Koralmbahn ist der Anlass, gemeinsam mit dem Kärnten Museum in Klagenfurt auf gemeinsame Perspektiven und Geschichte hinzuweisen", sagte Kuratorin Bettina Habsburg-Lothringen am Mittwoch bei der Presseführung im Grazer Museum für Geschichte vor der Eröffnung am Freitag.

Die gemeinsame Geschichte und die vielen Kooperationen und gegenseitig beeinflussten Entwicklungen liegen auf der Hand, sind aber nicht auf Anhieb wahrnehmbar. Rund 100 Momente des gemeinsamen "Aufbruchs" wurden thematisiert, in kurzen Texten und mit vielsagenden Exponaten.

Kurator Thomas Felfer stellte die Frage, "warum sind Menschen in den vergangenen 1.000 Jahren aufgebrochen?" Herrschaft, Bildung, Wirtschaft, Gesundheit, Arbeit - und natürlich Erholung, lautete die Antwort. Die Motive in beiden Häusern in Graz und Klagenfurt sind gleich, aber etwas unterschiedlich gestaltet. Manches ist wohl nur noch im Bewusstsein der Älteren vorhanden und wird für zahlreiche Aha-Erlebnisse sorgen. Für Jüngere werden wohl Themen wie Studium, Schule oder Sport eine Rolle spielen.

Videos über die Wege zwischen den Ländern

Manche Themen sind fast skurril, etwa, dass belastete steirische Nazis nach 1945 ins Lager Wolfsberg auf der anderen Seite der Koralm zur Entnazifizierung gebracht wurden; dass die Steirerin Dorothea Kircher die erste Frau im Kärntner Landtag war; dass Puntigamer und Stroh-Rum die Renner auf den jeweiligen Volksfesten und Messen beiderseits der Pack, Verzeihung, natürlich Koralm waren; dass Kärntner in den 1970ern zum Shoppen nach Graz, etwa zum Kastner & Öhler fuhren, und für viele Steirer Minimundus der erste Blick in die große weite Welt war.

Animationen und Videos vermessen auf eindrückliche Weise die neue Metropolregion rund um den 33 Kilometer langen Koralmtunnel, sowie um die in 41 Minuten zu bewältigende Zugstrecke beiderseits der Landesgrenzen. Im Film geht es zu Fuß über die Weinebene, im Flugzeug über die Koralm, im Zug durch die Koralm und per Pkw über die Soboth-Bundesstraße. In den Ausstellungen sei für jeden etwas dabei, sagte Kurator Walter Feldbacher, vom Fürstentum Karantien bis zum kontemporären GTI-Treffen.

"Unheimlich starkes Ausrufzeichen"

Für den steirischen Kulturlandesrat Karlheinz Kornhäusl (ÖVP) ist die Kooperation der beiden Museen zur Eröffnung der Koralmbahn ein "unheimlich starkes Ausrufzeichen." Eine Kooperation habe sich ja schon mit dem Stadttheater Klagenfurt mit den Bühnen Graz ergeben (Zug- und gemeinsame Veranstaltungstickets, Anm.). "Es wäre ja fahrlässig, diese große Chance von 41 Minuten nicht zu nützen", sagte Kornhäusl.

Wolfgang Muchitsch, jahrelanger Leiter des Universalmuseum Joanneum in Graz, sagte, er habe die Idee zu einer gemeinsamen Ausstellung 2023 in seinen neuen Job als Direktor des Landesmuseums Kärnten mitgenommen. "Ein Haus alleine hätte die Ausstellung so nicht machen können. Viele Biografien, viele Menschen finden sich hier wieder. Und vieles der künftigen Entwicklung können wir noch gar nicht so vorhersagen."

(S E R V I C E - Gemeinsame Ausstellung "Aufbruch! Steiermark - Kärnten" anlässlich Eröffnung Koralmbahn im Grazer Museum für Geschichte bzw. im Kärnten Museum Klagenfurt, bis 6.1.2027 in Graz bzw. 20.9.2026 in Klagenfurt. https://www.museum-joanneum.at/aufbruch )