APA/Silvia Lelli

Konzert zum Gedenken von Opfern von SS-Massaker in Italien

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Am Palmsonntag, während sich die Welt in einer Spirale der Gewalt befindet und die Kulturwelt um den Pianisten Maurizio Pollini trauert, hat Riccardo Muti in Rom ein Konzert in Gedenken an die 335 Opfer des SS-Massakers in den Ardeatinischen Höhlen dirigiert. In der Sala Santa Cecilia des Auditoriums Parco della musica wurde Franz Schuberts "Die Unvollendete" aufgeführt.

Zum Jahrestag des Massakers beschloss Muti, neben Schuberts "Die Unvollendete" zum ersten Mal in Italien die Symphonie Nr. 9 zu dirigieren. Diese hatte der US-Komponist William Schuman (1910-1992) den Opfern in den Ardeatinischen Höhlen nach einem Besuch der Gedenkstätte im Frühjahr 1967 gewidmet. "Die 9. Symphonie von William Schuman drückt die dramatische Stimmung einer schreckliche Tragödie aus, die für den menschlichen Verstand unbegreiflich ist", sagte Muti vor dem Konzert.

"Als ich in Chicago war und die Partitur erhielt, die von Schuman, einem Pulitzer-Preisträger für Musik, geschrieben wurde, spürte ich die ganze Rebellion gegen diese Grausamkeit und wollte die Symphonie sofort aufführen", erzählte Muti, der das Werk bereits 2019 anlässlich des 75. Jahrestages des Massakers in Chicago dirigiert hatte. Schuman, der aus einer jüdischen Familie stammte, hatte die Symphonie Ende der 1960er Jahre nach einem Besuch bei der Gedenkstätte in Rom, die ihn zutiefst beeindruckte, komponiert.

"Schuman war ein Künstler, der aus innerer Notwendigkeit heraus schrieb. Ich begreife nicht, warum seine Symphonie zuvor nie in Italien aufgeführt wurde. Es ist ein emotionales Stück mit starken Momenten, in dem der stumme Schmerz klar zu spüren ist", betonte der Maestro.

Muti sieht Ähnlichkeiten mit der heutigen Situation. "Diese Musik zeichnet eine Tragödie nach, die sich auf gewaltsame und unerwartete Weise wiederholt. Die jungen Musiker des Cherubini-Orchesters, die ich hier in Rom dirigiere, sind Hoffnungsträger. Man hört, und sie hören in den Klängen, was der Komponist für die Zukunft sagen wollte", erklärte Muti.

Der Dirigent gedachte auch des Todes der Klavierlegende Maurizio Pollini am Samstag. Muti und Pollini waren erstmals 1972 mit den Berliner Philharmonikern aufgetreten."Pollini war ein Mensch, der sein Leben auf erhabene Weise der Musik gewidmet hat'', sagte Muti. Zuletzt war er mit Pollini beim Ravenna-Festival 2019 aufgetreten.

Das Massaker wirft bis heute einen Schatten auf das deutsch-italienische Verhältnis. Angeordnet worden war es von führenden Männern der Wehrmacht als Vergeltung für ein Attentat, bei dem tags zuvor 33 Angehörige des Polizeiregiments "Bozen", Teil der deutschen Besatzung Roms, getötet wurden. Adolf Hitler selbst war in die Entscheidung eingebunden. Durchgeführt wurde das Blutbad unter dem Befehl vom Kommandanten der Sicherheitspolizei in Rom, Obersturmbannführer Herbert Kappler. Zum 80-Jahr-Gedenken reiste auch die deutsche Kulturstaatsministerin Claudia Roth nach Rom.

Muti wird am 12. Juni mit seinem Jugendorchester Cherubini ein Konzert im Wiener Musikverein dirigieren, des weiteren stehen in Österreich für ihn Auftritte im August bei den Salzburger Festspielen und die Leitung des Neujahrskonzerts 2025 am Programm.

ribbon Zusammenfassung
  • Riccardo Muti dirigierte in Rom ein Konzert zum Gedenken an die 335 Opfer des SS-Massakers in den Ardeatinischen Höhlen, mit Schuberts 'Die Unvollendete' und Schumans 9. Symphonie.
  • William Schuman widmete seine 9. Symphonie den Massakeropfern, inspiriert von seinem Besuch der Gedenkstätte 1967; Muti betont die emotionale und historische Bedeutung des Werks.
  • Zum 80. Jahrestag des Massakers gedachte auch die deutsche Kulturstaatsministerin Claudia Roth; Muti plant in naher Zukunft Auftritte in Wien, Salzburg und die Leitung des Neujahrskonzerts 2025.