APA/APA (AFP)/ROBYN BECK

Komponist Ennio Morricone mit 91 Jahren verstorben

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Seine Klänge haben unzählige Filme veredelt: Der legendäre italienische Filmmusikkomponist Ennio Morricone ist tot. Er starb Montagfrüh im Alter von 91 Jahren in einer römischen Klinik an den Folgen eines Sturzes, wie sein Anwalt mitteilte. Zeit seines Lebens hat Morricone mehr als 500 Soundtracks für Kino und Fernsehen komponiert und wurde dafür u.a. mit zwei Oscars prämiert.

Seine Klänge haben unzählige Filme veredelt: Der legendäre italienische Filmmusikkomponist Ennio Morricone ist tot. Er starb Montagfrüh im Alter von 91 Jahren in einer römischen Klinik an den Folgen eines Sturzes, wie sein Anwalt mitteilte. Zeit seines Lebens hat Morricone mehr als 500 Soundtracks für Kino und Fernsehen komponiert und wurde dafür u.a. mit zwei Oscars prämiert.

"Der Maestro war bis zum Schluss anwesend und voller Würde", ließ Morricones Anwalt und Freund Giorgio Assumma in einer Pressemitteilung wissen. Der Filmkomponist habe sich von seiner Frau Maria sowie seinen Kindern und Enkelkindern verabschieden können. Aber auch an sein Publikum habe Morricone bis zuletzt gedacht. Diesem dankte er für die stete Unterstützung für seine Kreativität, so sein Anwalt. Die Trauerzeremonie für Morricone soll im privaten Kreis stattfinden. "Dies entspricht der Demut, die Morricone während seines Lebens stets kennzeichnet hat", erklärte Assumma.

Unweigerlich denkt man bei Morricone an legendäre Italowestern wie "Zwei glorreiche Halunken" oder den Klassiker "Spiel mir das Lied vom Tod". Dabei liest sich die Liste jener Regisseure, mit denen Morricone zusammengearbeitet hat, wie ein Who-is-Who der Branche: Von seinem Landsmann Sergio Leone über Brian De Palma ("Die Unbestechlichen"), Roman Polanski ("Frantic") und Barry Levinson ("Bugsy") bis zu Quentin Tarantino ("The Hateful Eight") reicht die Auswahl. Gerade das Zusammentreffen mit Tarantino brachte Morricone eine späte Genugtuung, konnte er für "The Hateful Eight" doch 2016 endlich einen Oscar einheimsen. Zuvor reichte es für fünf Nominierungen und einen Ehren-Oscar für das Lebenswerk (2007).

Geboren wurde Ennio Morricone am 10. November 1928 im Römer Stadtteil Trastevere in einer musikbegeisterten Familie mit vier Geschwistern. Sein Vater war Trompeter, und auch Morricone interessierte sich schon als Kind für die Musik, begann im Alter von sechs Jahren zu komponieren. 1938 schrieben ihn seine Eltern am Konservatorium in Rom ein, wo er Diplome in Komposition und Trompete erwarb und danach zunächst in Orchestern spielte.

Von 1964 an arbeitete Morricone gemeinsam mit seinem ehemaligen Klassenkameraden, dem Regisseur Sergio Leone, für dessen Filme "Für eine Handvoll Dollar" (1964), "Zwei glorreiche Halunken" (1966) und "Spiel mir das Lied vom Tod" (1968) er die Musik schrieb, sowie mit Bernardo Bertolucci. Leone beteuerte immer wieder die Wichtigkeit von Morricones Musik für seine Filme, da dieser Dinge auszudrücken vermag, die sonst in Bildern hätten dargestellt werden müssen.

Neben seinen Kinoarbeiten hat Morricone auch klassische Musik und Fernsehmelodien komponiert. Trotz seiner internationalen Erfolge war der grauhaarige Italiener mit der Hornbrille immer auf seine Privatsphäre bedacht und blieb lieber im Hintergrund. Lange Zeit komponierte er unter zwei Pseudonymen. Preise waren ihm eher egal. "Erfolg kann schon befriedigend sein, aber die Musik muss stets pur und korrekt sein, niemals bloß ein Vehikel, um anerkannt zu werden", schrieb er in seinem Erinnerungsbuch "Life Notes" ("La musica e oltre"). Morricone war seit 1956 mit Maria Travia verheiratet, gemeinsam hatte das Paar drei Söhne und eine Tochter. Einer der Söhne arbeitet ebenfalls als Komponist.

Die italienische Politik zollte dem weltbekannten Künstler Respekt. Es sei ein "trauriger Tag" für das Land, erklärte Kulturminister Dario Franceschini. "Ich werde nie seine Energie und seine Kraft vergessen, die er auch nur mit einem Blick vermitteln konnte", sagte er über Morricone. "Wir werden immer mit endloser Dankbarkeit Morricones Künstlergenie in Erinnerung behalten. Er hat unvergessliche Noten geschrieben, die in der Geschichte der Musik und des Films nicht zu löschen sind", twitterte Premier Giuseppe Conte.

Italiens Präsident Sergio Mattarella trauerte um "einen genialen Künstler": "Morricone hat eine tiefe Spur in der Musikgeschichte des zweiten Teils des 20. Jahrhunderts hinterlassen. Mit seiner Filmmusik hat er auf großartige Weise dazu beigetragen, Italiens Prestige in der Welt zu steigern." "Er wird mir als Mensch und als Künstler fehlen", sagte sein Kollege, Dirigent Riccardo Muti. "Wir waren in Freundschaft verbunden, ich bewunderte ihn. Ich habe sein Werk 'Stimmen in der Stille' in Ravenna und Chicago dirigiert. Er war ein großartiger Künstler nicht nur wegen seiner Filmmusik, sondern auch wegen seiner klassischen Stücke."

Ennio Morricone hat für sich selber eine Todesanzeige geschrieben, die am Dienstag in den wichtigsten Tageszeitungen Italiens geschaltet wird. Darin bittet er um eine Trauerzeremonie in privater Form. "Ich will nicht stören", schrieb der gebürtige Römer.

"Ich, Ennio Morricone, bin gestorben. Das kündige ich allen Freunden an, die mir stets nahe gestanden sind und auch jenen, die ferner sind und die ich mit großer Liebe grüße. Es ist unmöglich alle zu nennen", so der Maestro.

Ausdrücklich nannte Morricone seine drei Schwestern und ihre Angehörige, sowie seine Kinder und Enkelkinder. "Ich hoffe, dass sie begreifen, wie sehr ich sie geliebt habe", so Morricone. Sein letzter Gedanke galt seiner Frau Maria. "Ich beteuere ihr meine außerordentliche Liebe, die uns zusammengehalten hat und die ich schweren Herzens verlasse. Ihr gilt mein schmerzhaftester Abschied", so der Filmmusik-Komponist.

Die Gemeinde Rom will Morricone einen Saal im Musikauditorium "Parco della Musica" widmen. "Morricone schien unsterblich. Er hat Millionen Menschen mit seiner Musik Freude geschenkt", kommentierte die römische Musikakademie Santa Cecilia, die der Komponist als Jugendlicher besucht hatte.

Das letzte Stück, das Morricone geschrieben hat, ist eine Hommage an die Todesopfer der im August 2018 eingestürzte Morandi-Brücke in Genua. Das Werk für Orchester und Chor hatte der 91-jährige Morricone für ein Konzert komponiert, das am Tag vor der Einweihung der neuerrichteten Brücke im Theater Carlo Felice in Genua geplant ist.

Morricone hatte positiv auf eine Bitte des Intendanten des Theaters von Genua, Claudio Orazi, reagiert, ein Stück für die 43 Todesopfer des Brückeneinsturzes zu schreiben. "Das vier Minuten lange Stück mit dem Titel 'Viele Steine als Erinnerung' ist extrem bewegend und ist das letzte Werk, das Morricone vor seinem Tod vollendet hat", teilte das Theater in Genua am Montag mit.

Die vom Stararchitekten Renzo Piano entworfene neue Brücke in Genua soll Ende Juli fertig sein. Wenn alles gut gehe, seien die Bauarbeiten am 29. Juli abgeschlossen, sagte der Bürgermeister von Genua, Marco Bucci, kürzlich.

Die Morandi-Autobahnbrücke war im August 2018 in der ligurischen Hafenstadt eingestürzt. Derzeit wird noch an Fahrbahnen, Leitschienen und Beleuchtung gearbeitet. Nach dem Einsturz hatte die Regierung in Rom angekündigt, dem Autobahnbetreiber Autostrade per l'Italia (ASPI) die Lizenz zu entziehen. Dies ist aber bisher nicht geschehen.

ribbon Zusammenfassung
  • Seine Klänge haben unzählige Filme veredelt: Der legendäre italienische Filmmusikkomponist Ennio Morricone ist tot.
  • Er starb Montagfrüh im Alter von 91 Jahren in einer römischen Klinik an den Folgen eines Sturzes, wie sein Anwalt mitteilte.
  • Neben seinen Kinoarbeiten hat Morricone auch klassische Musik und Fernsehmelodien komponiert.
  • Ausdrücklich nannte Morricone seine drei Schwestern und ihre Angehörige, sowie seine Kinder und Enkelkinder.