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KI-generierte "Schauspielerin" erzürnt Gewerkschaft

Heute, 07:55 · Lesedauer 3 min

Die Aufregung in Hollywood um die KI-generierte "Schauspielerin" Tilly Norwood, die am Samstag auf einer Filmkonferenz in Zürich vorgestellt wurde, hat scharfe Reaktionen der Schauspielergewerkschaft SAG-AFTRA hervorgerufen, die das Ersetzen menschlicher Darsteller verurteilte. Die in einem 20-sekündigen Parodie-Video präsentierte fotorealistische Figur ist etwa 20 Jahre alt und sieht keiner realen Berühmtheit besonders ähnlich.

Die niederländische Schauspielerin und Produzentin Eline Van der Velden, deren in London ansässiges KI-Produktionsstudio Particle6 Tilly Norwood entwickelt hat, hatte während ihrer Präsentation auf dem Zurich Summit gesagt, dass das Projekt langsam Aufmerksamkeit seitens der Filmstudios errege.

Die Sorge, dass Hollywood-Schauspieler und -Autoren durch KI-generierte Drehbücher und Darsteller ausgebeutet oder sogar verdrängt werden könnten, war ein wichtiges Thema bei den jüngsten Vertragsverhandlungen der SAG-AFTRA mit Studios und Streaming-Diensten. Computergenerierte Bilder sind in der Film- und Fernsehbranche nichts Neues, und in jüngerer Zeit sind KI-gestützte Softwareprogramme für verschiedene Effekte auf den Markt gekommen, darunter die "De-Aging"-Technologie, mit der Schauspieler jüngere Versionen ihrer selbst darstellen können.

Die Fähigkeit, eine menschliche Filmdarbietung in Spielfilmlänge mit KI-Doubles überzeugend nachzubilden, wird jedoch noch als weit entfernt angesehen. Dennoch löste die Aussicht, dass Talentagenten plötzlich Interesse an KI-geschaffenen Figuren zeigen könnten, eine schnelle Verurteilung durch die SAG-AFTRA aus, die 160.000 Schauspieler, Sprecher, Musiker, Stuntmen und andere Kreative vertritt. "Kreativität ist und sollte auch weiterhin menschenzentriert sein", erklärte die Gewerkschaft in einer Stellungnahme. "Die Gewerkschaft lehnt den Ersatz menschlicher Darsteller durch synthetische Figuren ab."

Tilly Norwood postet auch auf Social Media

Das Parodie-Video, das erstmals im Juli erschien, umfasst insgesamt 16 KI-generierte Charaktere. Aber Tilly Norwood - eine gewinnende Figur mit schulterlangen braunen Haaren, braunen Augen, britischem Akzent und eigenem Social-Media-Profil - war der Star. In einem Facebook-Beitrag, der der Figur zugeschrieben wird, heißt es: "Ich mag zwar KI-generiert sein, aber ich empfinde gerade sehr reale Emotionen. Ich bin so gespannt auf das, was als Nächstes kommt!"

"Um es klar zu sagen: 'Tilly Norwood' ist keine Schauspielerin", erklärte die Gewerkschaft in ihrer Stellungnahme. "Es handelt sich um eine Figur, die von einem Computerprogramm generiert wurde, das mit den Werken unzähliger professioneller Darsteller trainiert wurde - ohne deren Zustimmung oder Vergütung."

Produzentin: "Kein Ersatz für Menschen, sondern Kunstwerk"

Van der Velden versuchte, diese Bedenken in einer Instagram-Nachricht zu zerstreuen, indem sie erklärte, Tilly Norwood sei "kein Ersatz für einen Menschen, sondern ein kreatives Werk - ein Kunstwerk. Wie viele Kunstformen vor ihr regt sie Diskussionen an, und das allein zeigt schon die Kraft der Kreativität." In einem Interview mit der Zeitschrift Broadcast International im Juli hatte sich Van der Velden provokanter geäußert und wurde mit den Worten zitiert: "Wir wollen, dass Tilly die nächste Scarlett Johansson oder Natalie Portman wird, das ist das Ziel unserer Arbeit."

Nicht jeder ist davon überzeugt, dass Tilly Norwood ein solches Potenzial hat. Yves Bergquist vom Entertainment Technology Center der University of Southern California bezeichnete den Rummel als "Unsinn". "Es gibt eine Menge verständlicher Nervosität und Angst davor, dass Talente ersetzt werden", sagte er. Aber seiner Erfahrung nach hätten "seriöse Leute" aus der Branche keinerlei Interesse daran, vollständig synthetische Charaktere zu entwickeln. "Scarlett Johansson hat eine Fangemeinde. Scarlett Johansson ist eine Person."

Zusammenfassung
  • Die KI-generierte Schauspielerin Tilly Norwood, etwa 20 Jahre alt und Star eines 20-sekündigen Parodie-Videos mit 16 KI-Charakteren, wurde am Samstag auf einer Filmkonferenz in Zürich vorgestellt.
  • Die Schauspielergewerkschaft SAG-AFTRA, die 160.000 Kreative vertritt, verurteilte das Ersetzen menschlicher Darsteller durch synthetische Figuren und kritisierte das Training der KI mit Werken professioneller Darsteller ohne deren Zustimmung.
  • Das verantwortliche Studio Particle6 und Produzentin Eline Van der Velden betonen, Tilly sei kein Ersatz für Menschen, sondern ein Kunstwerk, während Experten ein echtes Brancheninteresse an vollständig synthetischen Schauspielern bezweifeln.