Journalist Heinz Nußbaumer 82-jährig gestorben
Als "Diener der Weltoffenheit und der globalen Empathie und Solidarität" bezeichnete Nußbaumer einst außenpolitische Journalisten. Zweifelsohne betätigte er sich selbst auch als solcher. So sorgten von ihm geführte große Interviews mit Jordaniens König Hussein, Saudi-Arabiens König Feisal, mit dem Schah von Persien, mit Ägyptens Staatschefs Nasser und Sadat, PLO-Chef Arafat, US-Präsident Reagan und US-Außenminister Kissinger, dem Dalai Lama, Indira Gandhi oder Margaret Thatcher für große internationale Beachtung. Dabei trat er stets für höchste journalistische Qualität und Seriosität sowie für Ethik und Freiheit im Journalismus ein. "Mehr Mut und Demut" und "mehr Widerstandskraft gegenüber Trivialisierung, Quotendruck und Zumutungen von außen" waren ihm ein Anliegen.
Geboren wurde Nußbaumer am 16. Juli 1943 in Bad Reichenhall. Er wuchs in Salzburg auf und studierte Theologie, Rechts- und Staatsphilosophie sowie Kunstgeschichte. Von 1962 bis 1964 war er Pressereferent beim späteren ÖVP-Bundeskanzler Josef Klaus. 1964 startete Nußbaumer seine journalistische Laufbahn bei der "Salzburger Volkszeitung". 1966 holte der legendäre Journalist Hugo Portisch das junge Talent nach Wien zum "Kurier". Die beiden blieben über ein halbes Jahrhundert als Freunde verbunden. Bei Portischs Begräbnis 2021 fasste Nußbaumer Portischs Vermächtnis in drei Punkten zusammen: "Aus der Geschichte lernen; gegen Vorurteile kämpfen; zur Toleranz erziehen."
Seitenwechsel in den 90er-Jahren
1971 wurde Nußbaumer mit der Leitung des außenpolitischen "Kurier"-Ressorts betraut, das er knapp 20 Jahre lang führte. In dieser Zeit entstanden große Serien über den Nahen Osten, Afghanistan, Tibet, China und den ersten Golfkrieg. Von 1990 bis 1999 wechselte Nußbaumer die Seiten und war unter den Bundespräsidenten Kurt Waldheim und Thomas Klestil Leiter des Presse- und Informationsdienstes der Präsidentschaftskanzlei.
Ab 1999 arbeitete Nußbaumer als freier Publizist. Er war unter anderem einer der Gastgeber der ORF-Reihe "kreuz&quer: Philosophicum" sowie Sprecher der "Initiative Qualität im Journalismus". Von 2003 bis Ende Februar 2023 agierte er als Herausgeber der Wochenzeitung "Die Furche". Ab 2008 verfasste er dort auch regelmäßig Kolumnen. Zu seinem Abschied von der Wochenzeitung hielt er fest: "Es war keine einfache Entscheidung, aber sie musste sein." Sechs Jahrzehnte seines Lebens seien vom Journalismus geprägt gewesen - und "vom Ausnahme-Glück, immer wieder dabei sein zu dürfen, wenn irgendwo der erste Rohentwurf der Zeitgeschichte geschrieben wurde". Zu denken gab ihm bei seinem Abschied die "unkontrollierbar gewordene Datenflut", "Manipulationswerkzeuge des Populismus" und der "dramatische Vertrauensschwund in klassische Medien".
Etliche Auszeichnungen
Für seine journalistische Tätigkeit wurde Nußbaumer vielfach ausgezeichnet. 1974 und 1986 erhielt er für seine hervorragenden journalistischen Leistungen den Karl-Renner-Preis, 1990 den Leopold-Kunschak-Preis, und 2000 wurde er für sein Engagement um Qualität und Ethik im Journalismus mit dem Rene-Marcic-Preis ausgezeichnet. 2005 verlieh ihm die Erzdiözese Wien den Stephanusorden in Gold. Auch kann er auf drei Preise für sein Lebenswerk verweisen: 2017 ehrte ihn der Presseclub Concordia, 2019 zog das Branchenmagazin "Der Österreichische Journalist" nach und 2023 erhielt er schließlich auch noch den Hans-Ströbitzer-Preis für sein Lebenswerk.
Nußbaumer war in den zurückliegenden Jahrzehnten darüber hinaus immer wieder als Buchautor aktiv. Seine Khomeini-Biografie "Revolutionär in Allahs Namen" wurde ein internationaler Bestseller. Zuletzt erschien 2011 "Meine kleine große Welt. Begegnungen - Erfahrungen - Erinnerungen". Darin schilderte er ungewöhnliche Begegnungen im Laufe seiner Karriere und lieferte so Einblicke und Querverbindungen der Zeitgeschichte.
"Großmeister der Publizistik"
"Mit Heinz Nußbaumer verliert Österreich einen Großmeister der Publizistik und einen Chronisten der Weltgeschichte", hält die "Furche" auf ihrer Online-Nachrichtenseite fest. Er sei "wie kein anderer ein Kenner des Nahen Ostens gewesen und habe es in seinen 'Furche'-Kolumnen geschafft, Weltgeschichte in Geschichte zu verpacken", sagte "Furche"-Chefredakteurin Doris Helmberger-Fleckl gegenüber Kathpress kurz nach Bekanntgabe der Todesnachricht. Ihn habe bis zuletzt der Einsatz für Medien, die glaubwürdig Orientierung und Tiefgang bieten, angetrieben, so Helmberger-Fleckl.
"Heinz Nußbaumer war in der österreichischen Medienlandschaft jahrzehntelang eine prägende Persönlichkeit", hielt ORF-Chef Roland Weißmann fest. Seine ausgewiesene Expertise und sein Interesse für religionspolitische und gesellschaftspolitische Themen hätten ihn zu einem beliebten Diskussionsleiter von ORF-Sendungen gemacht.
Erzbischof Franz Lackner, Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz, sieht im "Heimgang" Nußbaumers gegenüber Kathpress einen "großen Verlust auch für die Kirche, das kirchliche und zugleich kritische Denken und Schreiben in Österreich". Kardinal Christoph Schönborn sprach von ihm als "Brücke zur Orthodoxie". ÖVP-Mediensprecher Nico Marchetti würdigte den Verstorbenen als "wichtigen Teil der rot-weiß-roten Medienlandschaft".
Zusammenfassung
- Heinz Nußbaumer, einer der prägendsten Journalisten Österreichs, ist am Wochenende im Alter von 82 Jahren verstorben.
- Nußbaumer leitete von 1971 bis etwa 1991 das Außenpolitik-Ressort des "Kurier" und war von 1990 bis 1999 Pressesprecher der Bundespräsidenten Kurt Waldheim und Thomas Klestil.
- Von 2003 bis Februar 2023 war er Herausgeber der Wochenzeitung "Die Furche" und setzte sich zeitlebens für Qualitätsjournalismus, Ethik und Weltoffenheit ein.
- Für seine journalistischen Leistungen erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Karl-Renner-Preis (1974, 1986), den Leopold-Kunschak-Preis (1990) und drei Preise für sein Lebenswerk (2017, 2019, 2023).
- Sein Wirken als Buchautor, internationaler Interviewer und Brückenbauer zwischen den Religionen wurde von Medien und Persönlichkeiten als "Großmeister der Publizistik" und wichtiger Chronist der Zeitgeschichte gewürdigt.
