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"In C": Wiederholungstäter bei ImPulstanz

24. Juli 2025 · Lesedauer 3 min

Bei der österreichischen Erstaufführung von "In C" wurde das Publikum im Burgtheater am Mittwochabend in einen hypnotischen Wirbel von Wiederholungen gezogen. Die deutsche Choreografin Sasha Waltz hat Terry Rileys minimalistisches Meisterwerk als Tanzstück auf die Bühne gebracht - und das völlig demokratisch. Jeder Tänzer und jede Tänzerin entscheidet selbst darüber, wie oft sie einzelne Bewegungen noch mal machen. Ein tranceartiges Erlebnis mit stürmischen Bravi-Rufen.

Der Abend beginnt mit den dunklen Silhouetten der zwölf Tänzer und Tänzerinnen vor einem morgenroten Hintergrund. Zunächst fast unmerklich, erwachen sie mit Ticks langsam zum Leben. Eine Schulter rollt. Ein Kopf dreht sich. Es gibt ein Achselzucken. Einige Minuten lang huschen sie wie Moleküle umher, bevor der erste Beat der Schweizer Post-Industrial-Band "The Young Gods" einsetzt. Mehr Lichter gehen an. Ein unaufhörliches, metronomisches Ticken, gibt den treibenden Rhythmus vor, der Rileys psychedelische 1964er Partitur "In C" voranpeitscht.

Der inzwischen 90-jährige US-Musiker interessierte sich schon immer für Bewusstseinsveränderung und "In C" ist ein etwa 50 Minuten langes Stück, das einen dazu bringen kann, das Gefühl für Zeit und Raum zu verlieren. Es basiert auf 53 musikalischen Motiven, und die Musiker können frei entscheiden, wie oft sie welches Motiv wiederholen, was ihnen eine Form von Demokratie einbringt. Waltz nennt es eine "demokratische Partitur" im Programmheft, und sie hat ihrem Ensemble das gleiche Recht eingeräumt, zu entscheiden, wann und wie sie ihre Figuren kreieren.

Die Bewegungsabläufe dauern meist nicht länger als ein paar Sekunden, werden von den Tänzern einzeln und in kleinen Gruppen und gelegentlich vom gesamten zwölfköpfigen, barfüßigen Ensemble wiederholt. In einem der Motive stehen sie mit ausgestreckten Armen da, als würden sie in den Strahlen der Sonne baden. Figuren tauchen auf und verblassen wieder. Während die eine noch ihr Kinn in der Luft krault, hat die andere schon mit einer Brustschwimmroutine begonnen. Manchmal werfen sie sich auf den Boden oder fallen sich in die Arme.

Enorme Ausdauerleistung

Die Kompanie von Waltz ist eine wunderbar vielfältige Ansammlung unterschiedlicher Körper und Altersgruppen. Sie tragen schlichte Kostüme (von Jasmin Lepore) in verschiedenen Pastelltönen, in Salbeigrün, Taubenblau und Altrosa, während der Hintergrund von einer Farbe des Regenbogens (Licht: Olaf Danilsen) zur nächsten wechselt und die Outfits sich nach und nach durch Schweißflecken verfärben. Es ist eine enorme Ausdauerleistung und in jeder Hinsicht ein Abend, der sich gerne wiederholen darf.

(Von Marietta Steinhart/APA)

(S E R V I C E - "In C" im Burgtheater, Universitätsring 2, 1., Konzept/Licht/Choreografie: Sasha Waltz, Musik: Terry Riley Kostüme: Jasmin Lepore, Lichtdesign: Olaf Danilsen, Konzept/Dramaturgie: Jochen Sandig, Repetition: Melissa Figueiredo, Live-Musik: The Young Gods, Musiker: Francis Treichler, Bernard Trontin und Cesare Pizzi; Weitere Aufführung am 25. Juli; https://www.impulstanz.com)

Zusammenfassung
  • Das Ensemble entscheidet demokratisch und individuell, wie oft Bewegungen wiederholt werden, während die Live-Musik der Schweizer Band The Young Gods für einen treibenden, tranceartigen Rhythmus sorgt.
  • Die Aufführung besticht durch schlichte Pastellkostüme, ein wechselndes farbenfrohes Lichtdesign und wurde vom Publikum mit Begeisterung aufgenommen; eine weitere Vorstellung findet am 25. Juli statt.