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Helmuth Lohner starb vor zehn Jahren

23. Juni 2025 · Lesedauer 3 min

Er spielte den Jedermann ebenso wie Horváth-Figuren, war Publikumsliebling, Theaterdirektor und -regisseur: Am heutigen Montag (23. Juni) jährt sich der Todestag von Helmuth Lohner zum zehnten Mal. Der vielseitige Künstler war ein leiser, nachdenklicher, zurückhaltender Mensch, als Schauspieler von klassischer Sprechkultur trifft auf ihn wohl wie für wenige andere die Bezeichnung Charakterdarsteller zu.

Lohner war in allen Genres zu Hause und hat fast alles dargestellt, was einen Schauspieler reizen kann: Shakespeares abgründig-bösen Richard, den zwiespältigen Dänenprinzen Hamlet, den Titus Feuerfuchs in Nestroys "Talisman", den Faust ebenso wie den Mephisto. Er hat die vielfältigen Facetten von Schnitzler-, Tschechow- und Horváth-Figuren transparent gemacht und in komischen Rollen die Lachmuskeln der Zuschauer strapaziert.

Lohner war dem Theater auch als Regisseur und als Direktor verbunden. Er inszenierte Opern und Operetten und ließ sich gleich zweimal dazu überreden, die Josefstadt zu leiten.

Helmuth Lohner wurde am 24. April 1933 als Sohn eines Schlossers in Wien-Ottakring geboren. Zunächst absolvierte er eine Lehre im grafischen Gewerbe und holte in Abendkursen die Matura nach. Er nahm privaten Schauspielunterricht, debütierte am Stadttheater Baden und wurde dann als Operetten-Buffo an das Klagenfurter Stadttheater engagiert.

Sein Josefstadt-Debüt gab Lohner am 25. Juli 1953 in der Rolle des Jean Pierre in "Südfrüchte" von André Birabeau. Bis 1963 spielte er in mehr als 60 Premieren in der Josefstadt und den Kammerspielen. Es folgten Engagements in Berlin, München, Hamburg, Düsseldorf und Zürich. Immer wieder spielte er auch am Wiener Burgtheater und bei den Salzburger Festspielen, wo er u.a. insgesamt zehn Jahre (darunter fünf Sommer in der Titelrolle) in Hofmannsthals "Jedermann" auf der Bühne am Domplatz stand.

Zahlreiche Auszeichnungen

Als Schauspieler vermittelte Lohner häufig das Gefühl, dass es eine schwierige, wenngleich lohnende Anstrengung sei, die Abgründe des Menschseins auszuloten, dass einem dabei aber nur selten echter Erfolg beschieden sei. Sein Publikum sah das anders. Er galt als Publikumsliebling und wurde mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, darunter die Kainz-Medaille (1980), der Nestroy-Ring (1988), der Titel Österreichischer Kammerschauspieler (1993), die Ehrenmitgliedschaft der Josefstadt (2003) und das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (2006).

Sein Filmdebüt gab Lohner 1955 in "Hotel Adlon" von Josef von Báky und spielte daraufhin häufig in Unterhaltungsfilmen ("Das Wirtshaus im Spessart", "Die schöne Lügnerin" mit Romy Schneider, u.v.a.). 1963 begann er seine Arbeit beim Fernsehen, wo er sich in den 90er-Jahren bei "Mein Opa ist der Beste" und "Mein Opa und die 13 Stühle" (beides mit Otto Schenk) auch als Regisseur betätigte.

Wanderungen statt Society

Gesellschaftliche Auftritte an der Seite seiner Frau Elisabeth Gürtler (die er im Dezember 2011 nach 19 Jahren "wilder Ehe" heiratete) waren für ihn nur Pflichtübung. Viel lieber suchte er das Einsamkeitserlebnis weiter Wanderungen, bei denen er die Welt, "dieses Staubkorn, auf dem wir leben", erkundete.

Zusammenfassung
  • Am 23. Juni jährt sich der Todestag von Helmuth Lohner, geboren 1933 in Wien-Ottakring, zum zehnten Mal.
  • Neben seiner Schauspielkarriere inszenierte Lohner Opern und Operetten, leitete zweimal das Theater in der Josefstadt und war ab 1955 auch als Film- und Fernsehdarsteller aktiv.