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Georg Hoffmann setzt als HGM-Direktor auf Modernisierung

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"Modernisierung, Öffnung und Diskussion": Mit diesen drei Vorhaben tritt der 1979 in Graz geborene Historiker Georg Hoffmann sein Amt als neuer Direktor des Heeresgeschichtlichen Museums (HGM) an. Am Mittwoch wurde er von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) offiziell bestellt. Hoffmann möchte dabei "an der geäußerten Kritik ansetzen und eine Weiterentwicklung einleiten", wie er bei seiner Vorstellung sagte.

"Ich trete diese Aufgabe mit Demut und Respekt, aber auch großer Freude an", zeigte sich Hoffmann voller Tatendrang. Gemessen an der Sammlung sei das HGM eines der reichhaltigsten Militärmuseen "mit großem Potenzial". Konkret möchte der Steirer künftig die "Verbindung zwischen Gesellschaft und Militär in den Vordergrund rücken und auch den Menschen als Akteur einbinden". Leitbilder seien weiters "Erinnerungskultur, Multiperspektivität und Diversität". Für die Modernisierung stellt das Ministerium in einem ersten Schritt 4,3 Mio. Euro zur Verfügung, weitere Finanzspritzen etwa für bauliche Maßnahmen schloss Tanner auf APA-Anfrage dezidiert nicht aus.

Für Hoffmann ist das HGM sowohl ein historisches Museum als auch ein Museum für Militärgeschichte. Neben baulichen Maßnahmen, neuen Displays und zeitgemäßen Darstellungsformen möchte er das Haus vermehrt als Diskussionsort, aber auch als "Anker innerhalb des Bundesheeres als Ort der Selbstreflexion für Soldatinnen und Soldaten" etablieren. Letzteres bezeichnete er als "Beitrag zur geistigen Landesverteidigung". "Man muss das HGM im gesamtgesellschaftlichen Rahmen sehen, eingebettet in den museumstheoretischen Diskurs." Sein Zeil sei es, dem Museum "wieder die Bedeutung zu geben, die ihm Kraft seiner Sammlung zusteht".

Als ersten Schritt will der Nachfolger des langjährigen wie umstrittenen Direktors M. Christian Ortner das Team kennenlernen, das "Sicherheit und Handlungsräume bekommen soll, um kreativ arbeiten zu können". Hier sei besonders die Professionalisierung "ganz wichtig". Als "Meilenstein" bezeichnete er die Schaffung einer neuen Stelle: Mit der Juristin Stephanie Pracherstorfer-Prigl, die am Mittwoch ebenfalls ihre Bestellungsurkunde erhielt, bekommt er eine administrative Stellvertreterin zur Seite gestellt. Damit sollen die wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Belange erstmals getrennt werden.

An die Ministerin richtete er den Appell, die Weiterentwicklung des HGM "nach Kräften zu unterstützen", andere Museen lud er zur künftigen Zusammenarbeit ein. Die Öffentlichkeit bat er schließlich "um Geduld". In den kommenden Monaten würden gemeinsam mit dem Team Konzepte erarbeitet, auf Basis derer dann erste Adaptierungen erfolgen. Ob das Museum im Zuge von Umbauarbeiten geschlossen werden muss oder die Modernisierung bei laufendem Betrieb stattfinden wird, könne er noch nicht beantworten.

Tanner räumte "viele Versäumnisse in den letzten Jahrzehnten ein, die teils bis ins Jahr 1955 zurückgehen". Dies hätten auch die 2020 und 2021 veröffentlichten Berichte der Kommissionen sowie der Rechnungshofbericht "deutlich aufgezeigt". Bisher habe man etwa ein Drittel der Rechnungshof-Empfehlungen umgesetzt, hausinterne Projekte zum Qualitätsmanagement im HGM aufgesetzt und einen wissenschaftlichen Beirat mit nationalen und internationalen Experten unter der Leitung des Historikers Wolfgang Mueller eingesetzt, der auch bei der Kür des neuen Direktors miteingebunden war. "Wichtig ist, dass die künftige Führung auf diesen Beirat hört und mit ihm zusammenarbeitet", unterstrich Tanner.

"Mit dem Neubeginn war auch eine neue Führung nötig, die Mut zur Veränderung mitbringt und bereit ist, alte Pfade zu verlassen und neue Brücken zu bauen, um das Heeresgeschichtliche Museum in ein modernes Zeitalter zu führen", so Tanner, die betonte, dass die Auswahl "mit äußerster Sorgfalt durchgeführt" wurde. So mussten die Bewerber neben üblichen Unterlagen auch ein fachspezifisches Konzept vorlegen, zusätzlich zu den Hearings wurden externe Gutachten zu den Bewerbungen eingeholt. Dies sei auch der Grund, warum Ausschreibung und Bestellung verhältnismäßig lang gedauert haben. "Es war mir wichtig, den Prozess transparent und umfangreich durchzuführen", so die Ministerin zur APA. "Es war ohne Zweifel ein langer Weg."

Hoffmann habe bei allen Gutachten den höchstmöglichen Bewertungsgrad erreicht, freute sich die Ministerin über den "zukunftsorientierten Wissenschafter mit Expertise für museale Präsentationen". Sie hoffe nun, dass er das HGM "in ruhigere Fahrwasser bringen wird". Man habe drei Jahre "hart gearbeitet" und sein nun "auf einem wirklich sehr gutem Weg, dass das HGM zu einem modernen Museum der Zukunft wird".

Der Militär- und Zeithistoriker, Ausstellungskurator und Milizoffizier Hoffmann war von 2008 bis 2017 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Karl-Franzens-Universität Graz, danach wechselte er nach Wien, wo er von 2017 bis 2019 als Kurator am Haus der Geschichte Österreich (hdgö) arbeitete. Im Anschluss wechselte er für ein Jahr ins Österreichische Staatsarchiv, bevor er einige Monate als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Landesverteidigungsakademie wirkte. Im Herbst 2021 wechselte er schließlich als Historiker ins Bundesministerium für Landesverteidigung. Mit dem heutigen Tag tritt er sein Amt als HGM-Direktor an.

ribbon Zusammenfassung
  • "Modernisierung, Öffnung und Diskussion": Mit diesen drei Vorhaben tritt der 1979 in Graz geborene Historiker Georg Hoffmann sein Amt als neuer Direktor des Heeresgeschichtlichen Museums (HGM) an.
  • Am Mittwoch wurde er von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) offiziell bestellt.
  • Hier sei besonders die Professionalisierung "ganz wichtig".
  • Im Herbst 2021 wechselte er schließlich als Historiker ins Bundesministerium für Landesverteidigung.

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