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Für Aymz muss "Weiterentwicklung konfrontierend sein"

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Der Beginn ist an Dramatik nicht zu überbieten: Das Album "Pyrolyse" von Aymz beginnt mit großen, sich stetig steigernden Sounds, die den Rahmen vorgeben für das Kommende. Das Salzburger Musiktalent bewegt sich in den 13 Songs zwischen Pop, Rock und Elektro, serviert gleichermaßen eingängige wie kantige Tracks. Es ist in vielerlei Hinsicht ein Neuanfang für Aymz, zuvor bereits als Amy Wald erfolgreich. Aber klar ist auch: "Weiterentwicklung muss konfrontierend sein."

Nicht nur musikalisch geht es in eine neue Richtung, auch als Person hat sich bei Aymz viel getan. Der neue Name ging mit einem Outing als non-binär einher. "Die Umbenennung war ein großer Schritt, den ich mir monatelang durch den Kopf gehen hab lassen und auch meinem nahestehenden Umfeld erst einmal ausführlich erklären musste, aber ich hab das gebraucht", so Aymz gegenüber der APA. "Man stellt sich dabei oft die Frage, in welcher Relation Risiko und Bedürfnis zueinander stehen und muss sich dessen bewusst werden, dass man bei ganz vielen Punkten einfach wieder bei Null beginnt, egal wie weit man davor vielleicht schon einmal gekommen ist. Das hat mir Angst gemacht."

Letztlich sei es eine Entscheidung gewesen, die man nicht von heute auf morgen trifft, aber die "unfassbar wichtig" war. "Ich mache Musik in erster Linie für mich und brauche es, ehrlich und aufrichtig dahinter stehen zu können. Das kann ich bei Aymz wieder, und so kam es auch zu den Songs." Folglich sei es eine Befreiung gewesen. "Ich muss manchmal einen Schritt zurück machen, um mir wieder näher kommen zu können", meinte Aymz. "Ich hab mich dadurch von alten Strukturen lösen können, kreativ wie auch persönlich." Dieser Schritt habe den Raum geboten, um Songwriting und Ästhetiken neu zu bewerten.

Herausgekommen ist dabei ein vielseitiger Gestus, bei dem raumgreifende Refrains ebenso Platz finden wie teils unterkühlte Passagen oder harte Rockgitarren. Ein gutes Gespür fürs Songwriting ist Aymz nicht abzusprechen: So unterschiedlich Nummern wie "Wunschkind" oder "Kein für immer" daherkommen, eint sie ein großer, präzise ausgestalteter Spannungsbogen. Und Zwischenspurts wie das leicht Richtung Metal schielende "Interlude" machen noch einen zusätzlichen Reiz aus. "Pyrolyse" ist jedenfalls kein Album für nebenher, sondern erfordert Aufmerksamkeit von der Hörerschaft.

Das alles hat allerdings viel Arbeit erfordert. "Natürlich braucht das Zeit", gibt Aymz zu bedenken und blickt auf die Anfänge zurück. "Ich hatte keine Ahnung von Bandstrukturen, Technik, Musikbusiness und Musiklehre, aber stand auf einmal mit erfahrenen Musikern im Proberaum. Das war einschüchternd, und ich hab das auch zu spüren bekommen, dass ich sehr schnell sehr viel lernen muss, sonst werde ich mir laufend neue Leute suchen müssen." Das habe auch die Kreativität bis zu einem gewissen Grad eingeschränkt, war es doch eine Zeit, "die ich in die Entwicklung meiner musikalischen Identität hätte stecken können und auch sollen". Stattdessen stand das Kennenlernen von Strukturen im Vordergrund. "Heute hab ich ein gewisses Grundverständnis der Strukturen und kann darauf auch vertrauen. Es bleibt viel mehr Zeit für das, was ich eigentlich mache - Musik."

Das Feedback auf die Neuorientierung hat bisher alle Erwartungen von Aymz übertroffen. "Ich merke zum Beispiel richtig stark, welche Leute gerade aktiv dazukommen und welche sich weiter von dem Projekt distanzieren, und diese Entwicklung lässt mich wieder viel tiefer atmen. Es ist so viel Bereitschaft da, Aymz und das Album verstehen zu wollen, zuzuhören und nachzufragen. Das ist ein unfassbar großes Geschenk, und damit habe ich nicht gerechnet. Es ist vor allem auch die größte Bestätigung dafür, warum die Neuorientierung wichtig und richtig war." Von dieser Aufbruchsstimmung kann man sich in den kommenden Tagen auch live anstecken lassen: Am morgigen Donnerstag startet die Österreichtour von Aymz in Graz, es folgen Auftritte in Linz (4. November), Lustenau (5. November), Salzburg (6. November) und Wien (17. November).

(Die Fragen stellte Christoph Griessner/APA)

(S E R V I C E - https://aymzoffizial.com/)

ribbon Zusammenfassung
  • Der Beginn ist an Dramatik nicht zu überbieten: Das Album "Pyrolyse" von Aymz beginnt mit großen, sich stetig steigernden Sounds, die den Rahmen vorgeben für das Kommende.
  • "Ich muss manchmal einen Schritt zurück machen, um mir wieder näher kommen zu können", meinte Aymz.
  • "Ich hab mich dadurch von alten Strukturen lösen können, kreativ wie auch persönlich."
  • "Natürlich braucht das Zeit", gibt Aymz zu bedenken und blickt auf die Anfänge zurück.