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Freundlicher Applaus für Klagenfurter "Frau vom Meere"

Heute, 09:24 · Lesedauer 3 min

Ellida im Schauspiel "Die Frau vom Meere" ist so wie Nora oder Hedda eine der Frauenfiguren des norwegischen Schriftstellers Henrik Ibsen (1828 - 1906), die um ein selbstbestimmtes Leben kämpfen. Die in sprachlichem Duktus und szenischen Akzenten mit Feingefühl erstellte Neufassung von Regisseur Moritz Franz Beichl wurde bei der Uraufführung Donnerstagabend am Stadttheater Klagenfurt freundlich beklatscht.

Mit wallenden Stoffbahnen, einem Klavier auf der Bühne und viel freier Fläche schaffen Regisseur Beichl und Bühnenbildnerin Monika Rovan einen Raum, der Platz lässt für das differenzierte Psychogramm einer Familie. Die Sehnsucht nach dem Meer ist für Ellida die Sehnsucht nach der Freiheit, sich zu entscheiden: Bleiben oder einem Seemann aus ihrer Vergangenheit folgen, der plötzlich in dem kleinen Küstenort am Fjord auftaucht. "Ebbe und Flut in einem Gemüt" konstatiert ihr Mann Wangel (liebevoll hilflos: Dominik Warta), der immer noch seiner verstorbenen ersten Frau nachtrauert. Die quirlige Hilde (Elena Hückel) und die ältere, wissbegierige Bolette (Josephine Bloéb) sind Ellidas Stieftöchter, die der neuen Frau ihres Vaters distanziert gegenüberstehen.

In der Fassung von Nestroy-Preisträger und Autor Moritz Franz Beichl ist Ellida eine Undine mit langem, wallendem Haar und aquafarbenen Gewändern, die so oft wie möglich schwimmend ins Meer flüchtet (Kostüme: Elena Kreuzberger). Sie hadert mit ihrem konventionellen Leben und folgt schließlich dem Drang nach Autonomie, der zu ihrer Emanzipation führt (Doris Hindinger, bei der Premiere stimmlich leicht indisponiert). Auch als Bolette sich gegen Ende freiwillig in das Ehegefängnis mit dem viel älteren Ex-Lehrer Arnholm (Axel Sichrovsky) fügen will, um der Enge ihrer Heimat zu entfliehen, ist es Ellida, die sie ermuntert: "Das kannst du alleine." Im insgesamt starken Schauspiel-Ensemble stechen noch Bettina Schwarz mit komödiantischen Einlagen als originelle Nachbarin Ballested und Christian Erdt als Karikatur eines jungen Möchtegern-Künstlers mit antiquiertem Frauenbild hervor.

Nico-Alexander Wilhelm, der den Seemann aus Ellidas Jugend verkörpert, verdichtet mit melancholischen Gesangseinlagen am Klavier die stimmige Atmosphäre (Musik: Fabian Kuss). Als vor der Pause das nur mit Holzlatten angedeutete Haus langsam in die Höhe verschwindet, ist klar: Für diese Familie gibt es keinen Weg zurück. Nach rund zweieinhalb Stunden ist das alte Leben untergegangen, die Meereswellen wogen wie Wolken am Himmel, die Figuren haben Aufstellung genommen und scheinen eingefroren zwischen Hoffnung und Vergangenheit.

Stellt sich die Frage nach der gesellschaftlichen Relevanz dieses 140 Jahre alten Stoffes 2025 überhaupt noch? Sieht man, wie Frauenrechte in jüngster Zeit wieder unter Druck kommen, hat dieses Seelendrama rund um Freiheit und Selbstbestimmung des Menschen wohl nichts an Brisanz verloren.

(Von Karin Waldner-Petutschnig/APA)

(S E R V I C E - "Die Frau vom Meere" Schauspiel in fünf Akten von Henrik Ibsen, Neufassung von Moritz Franz Beichl, Stadttheater Klagenfurt. Regie: Moritz Franz Beichl. Mit: Doris Hindinger (Ellida), Dominik Warta (Wangel), Josephine Bloéb (Bolette), Elena Hückel (Hilde), Nico-Alexander Wilhelm (ein fremder Mann), Axel Sichrovsky (Arnholm), Bettina Schwarz (Ballested), Christian Erdt (Lyngstrand); Musik: Fabian Kuss, Bühne: Monika Rovan, Kostüme: Elena Kreuzberger. Weitere Aufführungen 11., 15., 18., 21., 31. Oktober, 6., 12., 14., 22. November 2025, jeweils 19.30 Uhr. Karten: 0463/54 0 64, www.stadttheater-klagenfurt.at)

Zusammenfassung
  • Die Neufassung von Henrik Ibsens "Die Frau vom Meere" wurde am Donnerstagabend am Stadttheater Klagenfurt uraufgeführt und vom Publikum freundlich beklatscht.
  • Im rund zweieinhalbstündigen Schauspiel steht Ellidas Kampf um Selbstbestimmung und Freiheit im Mittelpunkt, wobei aktuelle Themen wie Frauenrechte betont werden.
  • Weitere Aufführungen finden am 11., 15., 18., 21., 31. Oktober sowie am 6., 12., 14. und 22. November 2025 jeweils um 19.30 Uhr statt.