Florentina Pakosta und Claudia Hirtl im Museum Angerlehner
Der Ex-Albertina-Chef, der kürzlich in einem anderen Privatmuseum, dem Kärntner Museum Liaunig, eine Ausstellung von Jakob Gasteiger kuratiert hat, hat sehr gerne die Aufgabe übernommen, "weil ich das Angerlehner Museum einfach mag - von der Architektur, seiner Ausstrahlung und seinem Programm", sagte Schröder am Freitag bei einer Presseführung. Mit der Ausstellung "Gegenbewegung" möchte er den Beweis führen, wie sehr zwei formal überaus unterschiedliche Werkgruppen inhaltlich einen tiefen inneren Zusammenhang haben: Die sarkastischen Montageblätter der 1970er und 1980er-Jahre, die explizit die von Männern ausgehende Gewalt aufzeigen, und die seit Anfang der 1990er entstehenden abstrakt-geometrischen Trikoloren Bilder "haben ein einziges Thema", so Schröder.
Die dreifarbig gemalten Balken, die in den verschiedensten Kombinationen immer wieder gewaltsam auseinandergeworfen zu werden scheinen, erinnerten an Gewalt und Krieg, an Balken ausgebrannter Dachstühle, und beschäftigten sich eben abstrakt mit dem, was sie seit ihren Anfängen umtreibe: mit den Verheerungen der männlichen Macht. Pakosta sei "sicher eine der allerersten und allerwichtigsten feministschen Künstlerinnen Österreichs", sagte Schröder. Dies unterstreichen eindrucksvoll zahlreiche Bilder, in denen Männerköpfe mit den verschiedensten Attributen von der Axt über die Faust bis zur "Denkprothese" gezeigt werden. "Und wenn sie einen Mann mit Flügeln zeigt, dann sind die Flügel Sägeblätter", so Schröder, der auch auf eine Buchneuerscheinung Pakostas hinwies ("Wohnung ohne Wände", erschienen in der Bibliothek der Provinz), die ihn erst kürzlich die Tränen in die Augen steigen ließ: "Es sind Kurzgeschichten von kafkaesker Kraft. Das schriftstellerische Werk ist ihrem bildnerischen ebenbürtig."
Museumsgründer Heinz Angerlehner hat als einer der Ersten die Trikoloren Bilder Pakostas gesammelt. Sechs Bilder seines mittlerweile rund ein Dutzend Werke umfassenden eigenen Pakosta-Bestands sind in der vorwiegend aus Pakostas eigenem Atelier bestrittenen Ausstellung zu finden. Auch von der zweiten Künstlerin der Jubiläumsschau schwärmte der Ex-Industrielle und Kunstsammler: Erste Arbeiten der 1954 in Wörgl geborenen Claudia Hirtl habe er vor rund zehn Jahren gekauft. "Am Radar habe ich sie schon lange. Persönlich kenne ich sie erst seit 2023."
Großformatige Tempera-Malerei
Hirtls Ausstellung "Vermessung von Seinsweisen" wurde vom künstlerischen Leiter des Museum Angerlehner, Antonio Rosa de Pauli, kuratiert. "Hirtl ist eine Wanderin, die hierzulande unter dem Radar geblieben ist", bezog er sich auf ihre Jahre in Paris und Tokio. Sie habe sich intensiv mit japanischer Philosophie und Malerei auseinandergesetzt, sagte Hirtl, die nun gezeigten Tempera-Großformate, immer wieder Paar-Konstellationen bildend, seien allerdings zur Gänze in Wien entstanden und wiesen nur sehr mittelbar Japan-Bezüge auf: "In Japan habe ich ganz anders gearbeitet."
Hirtls Bilder eröffneten poetische Erfahrungsräume aus Farbe und Zeichen, die jeder für sich selbst öffnen müsse, so der Kurator. "Die Bilder haben so eine Strahlkraft, sind aber dennoch sensibel!" Sicher ist jedoch: Die "Hauptsätze" genannten Großformate Hirtls erhalten in der ehemaligen Industriehalle viel Raum zum Wirken.
(S E R V I C E - "Claudia Hirtl: Vermessung von Seinsweisen", 3. Mai bis 14. September, "Florentina Pakosta: Gegenbewegung", 3. Mai bis 5. Oktober, Mo-Fr auf Anfrage, Sa 14-18 Uhr, So 10-18 Uhr, Museum Angerlehner, Thalheim bei Wels, Ascheter Straße 54, Eröffnung: 3. Mai, 15 Uhr. www.museum-angerlehner.at )
Zusammenfassung
- Die hundertste Ausstellung des Museums Angerlehner widmet sich den österreichischen Künstlerinnen Florentina Pakosta und Claudia Hirtl und wird am 3. Mai eröffnet.
- Florentina Pakosta, 91 Jahre alt, zeigt in ihrer Ausstellung 'Gegenbewegung' Werke, die sich mit Gewalt und männlicher Macht auseinandersetzen.
- Claudia Hirtl präsentiert in ihrer ersten musealen Einzelschau 59 Großformate, die Bezüge zur japanischen Philosophie aufweisen.