Experimentelles Theater im Industriedenkmal Heft
Der 33-jährige Klagenfurter Schriftsteller Philipp Hauser, Träger des Kärntner Lyrikpreises 2023, legt mit seinem ersten Drama buchstäblich ein Wort-Werk mit Tiefgang vor. Mit ihm steigt das Publikum in eine Art Bewusstseinsstrom ein, der keine konkrete Handlung, dafür eine Fülle an Themen an die Oberfläche steigen lässt. Es dominiert das Gefühl der Hoffnungslosigkeit und die Frage: Was ist mit den Menschen los? "Bestens vernetzt, aber gar nicht verbunden" lautet eine von Hausers Diagnosen, der am Ende des intensiven Sprachkunstwerks seltsame Tiere antanzen lässt.
Zu Beginn geleiten nach einem Rundgang um das Industriedenkmal in der Heft - einst ein Eisenhüttenwerk, heute ein "lost place" - weiß verhüllte Wesen mit Gongklängen und Weihrauch das Publikum in das Innere des wuchtigen Stahl-, Glas- und Ziegelbaus. Dort geht dann eine rund 90-minütige, exakt choreografierte Performance über die Bühne, kongenial begleitet von der perkussiven Livemusik Lan Stickers, die immer wieder Assoziationen von stampfende Maschinen und Metall hervorruft. Lara Bumbacher, Julia Hammerl und Clemens Janout sind die drei menschlichen Stimmen, die dem Unbehagen an der Welt mit vollem Körpereinsatz auf den Grund gehen. Sie tauchen hinunter und turnen die Wände hoch, winden sich am Boden und tanzen im Glitzerkostüm mit Tiermasken wie auf einem grotesken Ball.
Der junge Theaterverein Ars ex machina rund um den ORF-Mitarbeiter und Schauspieler Clemens Janout macht es sich zur Aufgabe, experimentelles Theater an "Nicht-Theater-Orten" aufzuführen, mit "analogem Theater die digitale Zukunft zu überdauern". Mit "Tiefe Gewässer" ist ihm das respektabel gelungen, was vom Premierenpublikum begeistert gefeiert wurde, bevor es aus der eindrucksvollen Hochofenanlage wieder hinaus in die Kärntner Nacht entlassen wurde.
(Von Karin Waldner-Petutschnig/APA)
(S E R V I C E - "Tiefe Gewässer" von Philipp Hauser in Heft bei Hüttenberg. Regie: Juliane Aixner, Musik: Lan Sticker. Mit Lara Bumbacher, Julia Hammerl und Clemens Janout. Weitere Aufführungen am 23., 24., 28., 29. und 30. August. www.arsexmachina.com)
Zusammenfassung
- Im Industriedenkmal Heft in Hüttenberg wurde am Freitag das erste Theaterstück des 33-jährigen Philipp Hauser, Träger des Kärntner Lyrikpreises 2023, uraufgeführt.
- Die rund 90-minütige Inszenierung von Regisseurin Juliane Aixner, begleitet von Lan Stickers Livemusik, verzichtet auf eine konkrete Handlung und setzt stattdessen auf intensive Bilder und Themen wie Hoffnungslosigkeit und Entfremdung.
- Das Premierenpublikum zeigte sich begeistert, weitere Aufführungen von 'Tiefe Gewässer' finden am 23., 24., 28., 29. und 30. August statt.