APA/APA/Volksoper/Barbara Palffy

Erster "Rosenkavalier" an der Volksoper berührt

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"Der Rosenkavalier" erzählt eine altbekannte Geschichte: Ein junger Mann liebt eine junge Frau, aber gesellschaftliche Konventionen stehen zwischen ihnen. Dass das heute noch für starke Emotionen und Unterhaltung sorgen kann, stellten Regisseur Josef E. Köpplinger und ein großartiges Ensemble am Sonntagabend unter Beweis. Als Koproduktion mit Bonn wird Richard Strauss' legendäres Bühnenwerk mit einem Libretto von Hugo von Hofmannsthal erstmals an der Volksoper Wien gezeigt.

Während der Abwesenheit ihres ungeliebten Mannes, mit dem sie einst gegen ihren Willen verheiratet wurde, vergnügt sich die Feldmarschallin (Jacquelyn Wagner) im Bett mit dem 17-jährigen Octavian. Den frechen Grafen verkörpert die mit ihrem blonden Kurzhaarschnitt androgyne Emma Sventelius stets mit betont männlicher, erhobener Brust. Am unterhaltsamsten anzusehen ist an diesem Abend jedoch Stefan Cerny. Sein grobschlächtiger Baron Ochs auf Lerchenau ist weit weniger ambivalent als die Feldmarschallin. Obwohl er heiraten soll, gibt er mit seiner Schürzenjägerei offen an - und stammt damit auffallend aus einer Zeit, in der die Schlechtigkeit der Bösewichte noch keiner Erklärung bedurfte.

In der Volksoper ist man beim "Rosenkavalier" unverkennbar im Wien der Monarchie angekommen, lässt Köpplinger seine Inszenierung doch im Entstehungsjahr der Oper, 1911, spielen. Das Orchester unter Dirigent Hans Graf spielt immer wieder Walzer, der Wiener Bass Stefan Cerny gibt dem Baron mit einer Mixtur aus Dialekt und Standardsprache gekonnt die Ausdrucksweise der Hauptstadt. Auch die Schwedin Sventelius singt in Verkleidung mit kaum merklichem Akzent im Wiener Dialekt.

Denn als Ochs das Zimmer der Feldmarschallin betritt, versteckt sich Octavian, indem er sich als Kammerzofe verkleidet und wird vom Baron zugleich begrapscht. In seiner vermeintlichen Abwesenheit wählt dieser Octavian als seinen Bräutigamsführer aus, der eine silberne Rose an seine Zukünftige Sophie (Lauren Urquhart) übergeben soll. Als beide weg sind, setzt Sopranistin Wagner zum berührend traurigen Gesang auf das Älterwerden an. Passend dazu besteht Johannes Leiackers monumentales Bühnenbild aus Vanitas-Motiven: Hohe, drehbare Wände links und rechts zeigen Spiegel mit blinden Rändern und Motive wie Blumen und Totenschädel.

Und auch der Feminismus findet seinen Platz. Als Frau brauche sie erst einen Mann, damit sie etwas sei, und diesem sei sie dann sehr verschuldet, klagt Sophie. Vor dem übergriffigen Baron, der in ihr beim ersten Treffen einen schönen Körper, nicht aber eine Person sieht, will sie dennoch schnell flüchten.

Eine List hilft schließlich, Sophie vor der erzwungenen Ehe mit Ochs zu retten. Mit ihrer glockenhellen Stimme und ihrem überzeugend naiven Spiel ist die junge Sopranistin Urquhart die Idealbesetzung für die unwillige Braut. Octavian und die Feldmarschallin werden großartig von Sventelius und Wagner gesungen, stimmliche Höchstleistungen erbringt Vincent Schirrmacher als klassischer italienischer Ariensänger. Wie viele Personen noch hinter dem "Rosenkavalier" stehen - das zeigt Regisseur Köpplinger am Ende des zweiten und dritten Aktes in beeindruckenden Massenszenen, in denen auch das Orchester zur Höchstform aufläuft.

Lag Octavian bei der Ouvertüre noch im Bett der Feldmarschallin, begeistert er sich nun für die junge Sophie. Damit bestätigt er zwar die Sorgen seiner Ehemaligen, gibt der Feldmarschallin in nun opulenter schwarzer Robe aber auch die Möglichkeit, sich in eine überaus selbstlose Figur zu verwandeln. Mit ihrer Billigung finden die beiden nach vier kurzweiligen Stunden in einer einfachen, aber wunderschönen Szenerie aus rieselndem Schnee zueinander.

(S E R V I C E - "Der Rosenkavalier" von Richard Strauss mit einem Libretto von Hugo von Hofmannsthal an der Volksoper, Währinger Gürtel 78, 1090 Wien. Regie und Licht: Josef E. Köpplinger, Bühnenbild: Johannes Leiacker, Kostüme: Dagmar Morell. Mit: Jacquelyn Wagner, Stefan Cerny, Emma Sventelius, Morten Frank Larsen und Lauren Urquhart. Weitere Aufführungen am 4., 7., 11., 14., 17., 20. und 23. November. www.volksoper.at)

ribbon Zusammenfassung
  • "Der Rosenkavalier" erzählt eine altbekannte Geschichte: Ein junger Mann liebt eine junge Frau, aber gesellschaftliche Konventionen stehen zwischen ihnen.
  • In der Volksoper ist man beim "Rosenkavalier" unverkennbar im Wien der Monarchie angekommen, lässt Köpplinger seine Inszenierung doch im Entstehungsjahr der Oper, 1911, spielen.
  • Mit: Jacquelyn Wagner, Stefan Cerny, Emma Sventelius, Morten Frank Larsen und Lauren Urquhart.

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