Eine Woche Designschau in Wiener Autowerkstatt
Die leer stehenden Schauräume eines Autohauses auf der Wiedner Hauptstraße 52 wirken fast unscheinbar, tritt man aber durch den Hauseingang, offenbart sich ein 2.000 Quadratmeter großes Areal. Auf diesem bietet die 19. Ausgabe des Designfestivals bei freiem Eintritt neben den Ausstellung noch Installationen, Workshops, Talks, Kulinarik und Get-togethers. In einer Nische, wo einst Fahrzeuge repariert wurden, präsentiert sich The Feminist Welding Club: "Wir bieten Schweißkurse für Frauen und queere Personen an", so Anna Zimmermann vom Club. Es sei ein "Spaßprojekt, das durchaus ernst" zu nehmen sei. Es gelte, eine Männerdomäne "zurückzuerobern".
Praktisches kann man in einem Schauraum mit Pop-up-Café bewundern: 31 in Österreich entworfene Produkte wie etwa einen "SafeTap" für einfaches wie hygienisches Händewaschen oder einen Loungesessel mit Klappmechanismus zum Relaxen. In den "Haupthallen" vis-a-vis stellt die Wienerin Laura Karasinski eine Hommage an die Frankfurter Küche aus. Die World Design Capital Frankfurt Rhein Main präsentiert sich schließlich heuer als Gast auf der Veranstaltung in Wien. In einem Resonance Space wiederum werden von zwei Studios, eines auf Architektur, das andere auf Musikdesign spezialisiert, Klänge, Texturen und Gerüche zu einem "multisensorischen Erlebnis" verbunden.
Sobek & Schnurl zeigen unter dem Motto "Lotus im Salon" die besagte Blume als Motiv auf Teppich und Tapisserie. "Lotus kommt am Nil aus dem Schlamm - und es entsteht etwas Farbvolles, Schönes, gut Riechendes", erläuterte Designer Victor Sobki (alias Sobek) im Rahmen eines Medientermins im APA-Gespräch. Komplizierter klingt das Projekt Objects Mathematically Generated: Die Geschwister Chloe und Jules Bolton nutzen Algorithmen, um Designs zu generieren. Die mathematischen Muster sind in der Schau auf Polster und Decken neben einer immersiven Installation drapiert.
Häuser mit Kerbschnitt
Zu "Außenstellen" führen Passionswege: Zum einen in die Schnitzstube Stadlhofer, spezialisiert auf Verzierungsschnitzerei. "Kerbschnitt hat in Österreich fast nicht mehr existiert, jetzt geben wir 100 Kurse im Jahr zu dieser Technik", erzählte Franz Stadlhofer. Kai Linke aus Frankfurt wiederum designt "Produkte des alltäglichen Lebens", wie er betonte. Hier hat er nun Verzierungen für Häuser, die als Aufbewahrungsboxen dienen können, entworfen, umgesetzt von Franz Stadlhofer und seiner Frau Andrea. Der zweite Weg lädt zum Besuch der Cucina Alchimia ein: Im Keller des Lokals, wo Überbleibsel aus der Gastronomie fermentiert und wiederverwertet werden, haben die Swedish Girls - Mira Bergh und Josefin Zachrisson - eine Installation aus Eispickeln geschaffen: einen "Eisbrunnen" und eine Art großes Tablet, spektakulär beleuchtet.
Die Vision, erdölbasierte und ökologisch problematische Farben durch nachhaltige, biologische Farben zu ersetzen, verfolgt die Biofabrique Vienna der Wirtschaftsagentur Wien. Auf der Design Week sind erste Versuche aus Avocadokernen, Rotkrautresten und invasiven Pflanzen wie dem Staudenklöterich ausgestellt. Und nicht zuletzt führt "Das Stadtholzarchiv" im Rahmen des Formats "Stadtarbeit" vor Augen, dass man gefällte Wiener Bäume noch gut nutzen kann.
(S E R V I C E - https://www.viennadesignweek.at)
Zusammenfassung
- Die Vienna Design Week verwandelt von 27. September bis 5. Oktober eine 2.000 Quadratmeter große Autowerkstatt in Wien-Wieden zur Festivalzentrale und bietet bei freiem Eintritt Ausstellungen, Workshops und Installationen rund ums Thema Design.
- Zu den Highlights zählen 31 in Österreich entworfene Produkte, Schweißkurse speziell für Frauen und queere Personen durch den Feminist Welding Club sowie nachhaltige Projekte wie Farben aus Avocadokernen und das Stadtholzarchiv.
- Mit der World Design Capital Frankfurt Rhein Main als Gast und Passionswegen zu lokalen Betrieben präsentiert das Festival ein vielfältiges, internationales und innovatives Programm.