APA/APA/Belvedere/Johannes Stoll

Drei Weltbürger im Wiener Belvedere

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In den eurozentrischen Kunstkanon wurden Hakob Hovnatanyan, Raden Saleh und Osman Hamdi Bey nicht aufgenommen, obgleich ihre Werke es einst bis in die Gemäldesammlung des österreichischen Kaiserhauses schafften. In den vergangenen Jahren ist jedoch ein gesteigertes Interesse an den Malern zu verzeichnen, nicht zuletzt dank intensiver Forschung und hohen Auktionsergebnissen. Nun stellt auch das Wiener Belvedere drei Werke des Trios in den Mittelpunkt.

"Kunst von Welt" nennt sich die kleine Schau, die im Rahmen der Reihe "Im Blick" stattfindet, bei der dreimal jährlich im Oberen Belvedere Werke aus der Sammlung unter besonderen Gesichtspunkten beleuchtet werden. Aktuell werden nun die drei Persönlichkeiten gewürdigt, deren Schaffen zwischen der europäischen und asiatischen Tradition changierte.

Es ist damit auch der Rückblick auf eine eigene Form der Globalisierung im 19. Jahrhundert, bei der sich der Westen zum "Exotischen" hingezogen fühlte. Und die drei Weltbürger - der Armenier Hovnatanyan, der Indonesier Saleh und der Türke Hamdi Bey - stillten diesen Bedarf. Ihre drei Großformater "Kämpfende Tiger über der Leiche eines Javaners" (Saleh), "Über den Koran meditierend" (Hamdi Bey) und "Naser ad-Din, der Schah von Persien" (Hovnatanyan), die zwischen 1860 und 1902 entstanden, führten dennoch lange ein Schattendasein in der Belvedere Sammlung, was die Schau ebenfalls thematisieren möchte. "Das Belvedere wirft mit dieser Ausstellung einen multiperspektivischen Blick auf das historische Schaffen von Künstlern an den Schnittstellen unterschiedlicher Kulturen", unterstreicht Belvedere-Generaldirektorin Stella Rollig dazu in einer Aussendung: "Diversität und Pluralität spielen heute zu Recht eine immer größere Rolle im Museum." (www.belvedere.at/kunst-von-welt)

Auch das Wiener MAK setzt seine Spezialreihe zu Neuzugängen in die hauseigene Sammlung fort und hat nun Teil 7 von "Sammeln im Fokus" präsentiert. Hierbei vereint man im MAK Forum 14 Objekte aus der Sammlung André Marcus, die dem Ringstraßenmuseum in zwei Schenkungen 2019 und 2020 vom derzeit in Prag lebenden Kosmopoliten vermacht wurden. Allesamt stammen die Exponate aus dem Wien der vorvorigen Jahrhundertwende.

Kunstgewerbegegenstände finden sich hier neben Möbeln, wobei ein Schreibtisch aus 1905 den Höhepunkt darstellt. Diesen hatte Otto Wagner für die Österreichische Postsparkasse entworfen und bei Thonet produzieren lassen. Von Josef Hoffmann indes stammt eine 1909 entworfene und von der Wiener Werkstätte hergestellte Schreibgarnitur, die sich einst im Besitz von Andy Warhol befand und 1987 von André Marcus ersteigert wurde.

(S E R V I C E - www.mak.at)

ribbon Zusammenfassung
  • In den eurozentrischen Kunstkanon wurden Hakob Hovnatanyan, Raden Saleh und Osman Hamdi Bey nicht aufgenommen, obgleich ihre Werke es einst bis in die Gemäldesammlung des österreichischen Kaiserhauses schafften.
  • Nun stellt auch das Wiener Belvedere drei Werke des Trios in den Mittelpunkt.
  • Es ist damit auch der Rückblick auf eine eigene Form der Globalisierung im 19. Jahrhundert, bei der sich der Westen zum "Exotischen" hingezogen fühlte.

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