Die weltbesten Pressefotos im Wiener Westlicht
Das World Press Photo des Jahres zeigt den neunjährigen Mahmoud Ajjour, der bei einem israelischen Luftangriff auf Gazastadt im März 2024 beide Arme verlor. Es zeigt den Buben an einem Fenster, im Halbschatten, mit ruhigem Blick. Aufgenommen wurde das Bild einige Monate nach den Ereignissen: in Doha, Katar, wohin der Bub und seine Familie zur medizinischen Versorgung gebracht worden waren. Die Fotografin Samar Abu Elouf, am 7. Dezember 2023 selbst aus Gaza evakuiert, lebt in derselben Wohnanlage wie Mahmoud. Sie hatte zuerst Angst, ihn darauf anzusprechen. "Es fiel mehr sehr schwer, ihn zu fragen, ob ich ihn fotografieren darf", erinnert sie sich zurück. "Es war sehr emotional", übersetzt auf Deutsch eine Dolmetscherin.
"Ich bereue es, Gaza verlassen zu haben", sagt Abu Elouf zur APA. "Ich hätte nie gedacht, dass der Krieg so lange dauern wird." Gemeinsam mit ihren vier Kindern lebt sie in Katar, aber der Rest ihrer Familie ist immer noch in Gaza. Auf ihren Reisen mit der Wanderausstellung hätte sie "viel Solidarität gespürt", erzählt sie. "Die Reaktionen sind sehr positiv."
Sie lacht immer wieder auf gewisse Fragen und schüttelt den Kopf - weil es keine vernünftige Reaktion auf ihre Situation gibt. "Ich lache, weil ich nicht weiß, was um mich herum passiert, weil ich das alles alleine mache." Eines Tages will sie zurückkehren in ihre Heimat. "Ich warte darauf."
Mahmoud ist nicht das erste Kind aus Gaza, das ein Gewinnerbild des Wettbewerbs prägt. Bereits das World Press Photo 2024 zeigte eine Szene aus dem gleichen geografischen Kontext: Das Foto einer Palästinenserin mit ihrer toten Nichte.
Weitere Preisträger: Ein Muskelpaket und ein Surfer am Horizont
Neben Abou Eloufs Siegerbild zeichnete die Jury unter fast 60.000 Einsendungen von knapp 4.000 Fotografen und Fotografinnen weitere Arbeiten aus, die bis 9. November zu sehen sind: Gleich am Eingang wird man von einem Muskelpaket mit Beinprothese begrüßt. Die niederländische Fotografin Marijn Fidder porträtierte den schwarzen Bodybuilder Tamale Safalu, der sein Bein bei einem Motorradunfall verlor, und als erster körperlich eingeschränkter Sportler in Uganda bei Wettkämpfen gegen gesunde Athleten antrat.
"In diesem Jahr wollen wir dem Sport mehr Raum geben", sagt Mariana Rettore Baptista, die Kuratorin der World Press Photo Foundation, die heuer ihr 70-jähriges Bestehen feiert. Und so hängt hier auch Jerome Brouillets ikonisches Bild des Brasilianers Gabriel Medina, der nach einem erfolgreichen Wellenritt bei den olympischen Spielen förmlich zu schweben scheint.
In der nach Weltregionen gestalteten Schau kann man auch das Bild von John Moore (USA) betrachten, das chinesische Migranten dabei zeigt, wie sie sich im kalten Regen an der Grenze zwischen den USA und Mexiko am Feuer aufwärmen, und die Serie von Musuk Nolte (Peru/Mexiko) über die Auswirkungen der Dürre im Amazonasgebiet. Die Klimakrise, der Gazakrieg, die Immigrationspolitik der US-Amerikaner, der Krieg in der Ukraine, das alles und mehr will man hier in den Fokus rücken. Insgesamt wurden 42 Fotografinnen und Fotografen prämiert.
(S E R V I C E - "World Press Photo 2025" im Westlicht, Westbahnstraße 40, 1070 Wien von 12. September bis 9. November. www.westlicht.com)
Zusammenfassung
- Die Ausstellung World Press Photo 2025 zeigt vom 12. September bis 9. November im Wiener Westlicht die besten internationalen Pressefotos des Jahres, ausgewählt aus fast 60.000 Einsendungen von etwa 4.000 Fotograf:innen.
- Das Siegerbild von Samar Abu Elouf zeigt den neunjährigen Mahmoud Ajjour, der bei einem israelischen Luftangriff im März 2024 beide Arme verlor und inzwischen mit seiner Familie zur medizinischen Versorgung nach Katar gebracht wurde.
- Insgesamt wurden 42 Fotografinnen und Fotografen ausgezeichnet, darunter auch Arbeiten zu Themen wie Klimakrise, US-Immigrationspolitik und Ukraine-Krieg; die Ausstellung feiert zudem das 70-jährige Bestehen der Stiftung.