Die 63. Viennale ist offiziell gestartet
"Das Kino zwingt uns zu pausieren", umriss dabei Direktorin Eva Sangiorgi ihren Zugang zum Film. Das sei einer der wertvollsten Momente des Durchatmens, den man sich selbst in unserer Welt schenken könne: "Für mich ist das Kino heute ein Gegengift - zu den Vereinfachungstendenzen der Zeit."
Auch Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) freute sich, dass nun wieder die Viennale-Zeit angebrochen ist: "Zu keinem Zeitpunkt gibt es ein so reiches, dichtes Programm an Einblicken in Welterfahrung."
Große Regisseurinnen im Talon
Dabei wartet die Viennale heuer mit klingenden Namen nicht zuletzt von weiblichen Regiekräften auf, wenn etwa Kristen Stewarts Regiedebüt "Chronology of Water" zu sehen ist, die dystopische Produktion "Alpha" von Cannes-Gewinnerin Julia Ducournau oder der deutsche Auslandsoscarkandidat "In die Sonne schauen" von Mascha Schilinski.
Persönlich in Wien erwartet wird der französische Superstar Juliette Binoche, die ihr Regiedebüt "In-I In Motion" in Wien vorstellen wird. Darin dokumentiert Binoche die Entstehung der von ihr gemeinsam mit Starchoreograf Akram Khan entwickelten Performance "In-I".
Männer im Doppelpack
Aber auch ein paar männliche Kinogrößen lassen sich den Auftritt in Wien nicht entgehen. Bühnenregisseur Kirill Serebrennikov präsentiert etwa sein Altnazibiopic "Das Verschwinden des Josef Mengele", während Willem Dafoe in Gastón Solnickis "The Souffleur" zu sehen sein wird, der just im Wiener Intercontinental - dem Festivalhauptquartier - spielt. Richard Linklater ist gleich mit einem Doppel - "Blue Moon" und "Nouvelle Vague" - vertreten, was auch für den rumänischen Berlinale-Gewinner Radu Jude gilt, von dem "Dracula" und "Kontinental '25" im Programm sind.
Und auch das österreichische Filmschaffen gibt wieder ein lautes Lebenszeichen von sich. Othmar Schmiderer stellt etwa "Elements of(f) Balance" vor, Markus Heltschl seine Künstlerbiografie "Lois Weinberger - Ruderal Society" und das jüngst in Locarno geehrte Duo Elsa Kremser und Levin Peter seine Arbeit "White Snail". Nicht zuletzt bringt Nikolaus Geyrhalter sein neues Bilderepos "Melt" über den Schnee zur Weltpremiere.
Diskussion zu "Israel/Palästina"
Neben dem Klimawandel widmet man sich mit dem Gazakonflikt bei der Viennale auch einem weiteren Brennpunkt der Welt. So wird Avi Mograbis Besatzungsstudie "The First 54 Years. An Abbreviated Manual For Military Occupation" aus 2021 erneut angesetzt. Danach wird es ein Gespräch zwischen Mograbi und Ruth Beckermann unter dem Titel "Israel/Palästina" geben.
Eine große Retro zu Jean Epstein im Filmmuseum, eine Würdigung für Angela Summereder im Filmarchiv, eine Kinematografie zum ungarischen Avantgarderegisseur János Xantus oder die Dokumentaressays des Künstlerduos Massimo D'Anolfi und Martina Parenti runden dann den bunten Viennale-Bogen ab.
(S E R V I C E - www.viennale.at)
Zusammenfassung
- Die 63. Viennale ist am Donnerstagabend im Wiener Gartenbaukino mit dem Film 'Miroirs No. 3' von Festivalpräsident Christian Petzold eröffnet worden und läuft bis 28. Oktober.
- Im Fokus stehen zahlreiche internationale Filme, darunter mehrere Regiedebüts und Werke von Regisseurinnen wie Kristen Stewart, Julia Ducournau und Mascha Schilinski, sowie prominente Gäste wie Juliette Binoche.
- Das Festival setzt thematische Schwerpunkte auf aktuelle gesellschaftliche Themen wie den Gazakonflikt und den Klimawandel und ergänzt das Programm durch Retrospektiven und österreichische Premieren.