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Deutschland gibt Gemälde an Erben einer Wiener Jüdin zurück

29. Juli 2025 · Lesedauer 2 min

Mehr als 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat die deutsche Bundesregierung ein Ölgemälde des Malers Ferdinand Georg Waldmüller an die Nachfahren der jüdischen Unternehmerin Grete Klein aus Wien zurückgegeben. Das Bild "Hansl's erste Ausfahrt (Heimkehrende Kinder)" gilt als NS-Raubkunst, wie der deutsche Kulturstaatsminister Wolfram Weimer mitteilte.

Grete Klein hatte nach Weimers Angaben nach dem sogenannten Anschluss Österreichs 1938 unter Zwang ihre Babyschuhfabrik in Wien verkaufen müssen; Schmuck und Silber musste die Familie unter Wert abgeben. Als den Kleins 1939 die Flucht nach Palästina gelang, verleibte sich der NS-Staat ihr zurückgelassenes Vermögen ein, darunter ihre Villa mit diversen Kunstschätzen.

Das Waldmüller-Bild soll nach Erkenntnissen von Provenienzforschern für Adolf Hitlers "Sonderauftrag Linz" vorgesehen gewesen sein. Dabei handelte es sich um ein von Hitler geplantes Museumsprojekt, für das mit Hilfe der antisemitischen Verfolgungspolitik Kunstwerke zusammengetragen wurden.

Nach Kriegsende wurde das Gemälde den Angaben zufolge von den US-Streitkräften sichergestellt und ging letztlich in den Kunstbestand des Bundes über. "Mit dieser Rückgabe erkennt der Bund das Schicksal von Grete Klein an, die vor den Nationalsozialisten fliehen musste und enteignet wurde", erklärte Weimer. Jede Rückgabe sei ein wichtiges Zeichen.

Seit 1998 mehr als 70 Rückgaben

Die deutsche Bundesregierung bekennt sich zu den "Washingtoner Prinzipien" zur Rückgabe von Kulturgütern, die Juden wegen NS-Verfolgung abtreten mussten. Verdachtsfälle solcher Raubkunst werden von Provenienzforschern untersucht. Inzwischen seien 71 Kulturgüter und eine umfassende Bibliothek aus dem ehemaligen Reichsvermögen an die rechtmäßigen Eigentümer zurückgegeben worden, hieß es.

Zusammenfassung
  • Mehr als 80 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg hat Deutschland das Gemälde 'Hansl's erste Ausfahrt (Heimkehrende Kinder)' von Ferdinand Georg Waldmüller an die Nachfahren der Wiener Jüdin Grete Klein zurückgegeben.
  • Das Bild gilt als NS-Raubkunst und war für Hitlers geplantes Museumsprojekt 'Sonderauftrag Linz' vorgesehen, nachdem Klein 1938 ihr Vermögen unter Zwang abgeben musste und 1939 nach Palästina fliehen konnte.
  • Seit 1998 hat die Bundesregierung insgesamt 71 Kulturgüter und eine umfassende Bibliothek aus dem ehemaligen Reichsvermögen an rechtmäßige Eigentümer zurückgegeben.