Co-Autorinnen helfen Jussi Adler-Olsen bei Thriller-Serie
Am Mittwoch kommt das nunmehr elfte Buch um den grummeligen Ermittler Carl Mørck und das Sonderdezernat Q der Kopenhagener Polizei im Penguin Verlag in der deutschen Übersetzung in den Handel - mit alten Bekannten, einer mysteriösen neuen Ermittlerin und einem psychologisch tiefgründigen Fall.
"Jussi hat uns vor mehr als drei Jahren gefragt, ob wir Lust haben, die Abteilung-Q-Serie weiterzuführen", erzählte Holm der Deutschen Presse-Agentur in Kopenhagen, als das Buch im Frühjahr unter dem Originaltitel "Døde sjæle synger ikke" gerade in Dänemark erschienen war. Gemeinsam mit Adler-Olsen brainstormten sie, wohin der Weg des Sonderdezernats Q führen könnte.
Adler-Olsen ließ seinen beiden Mitstreiterinnen dabei weitgehend freie Hand. "Er sagte: Legt los, Ihr bestimmt, Ihr macht, was Ihr wollt", berichtete Holm. "Er war unheimlich offen für unsere Ideen und vertrauensvoll."
Adler-Olsen, der mit den zehn Werken von "Erbarmen" bis "Verraten" im deutschen Sprachraum ein Millionenpublikum begeistert hat, bestätigt das. "Sie können einfach schreiben und ich analysiere, kritisiere und kommentiere. Ich schreibe keine einzige Zeile", sagte er der dpa anlässlich seines 75. Geburtstags in diesem Sommer.
Die lange Zeit streng geheim gehaltene Zusammenarbeit mit Holm und Bolther hatte Adler-Olsen erst Anfang 2025 in einem Interview der dänischen Zeitung "Politiken" bekanntgegeben - parallel zu der Nachricht, dass er unheilbar an Knochenmarkkrebs erkrankt ist. Schon vor der Krebsdiagnose hatte er angefangen, mit den beiden Däninnen über eine mögliche Fortsetzung der Mørck-Reihe zu sprechen.
Die Arbeit an seiner ursprünglich auf zehn Teile angelegten Erfolgsreihe abzugeben, sei ihm alles andere als schwergefallen - im Gegenteil. "Ich bin erleichtert", sagte Adler-Olsen. "Die beiden sind sehr intelligent, und sie haben solch verrückte Ideen. Ich fühle mich mit ihnen einfach sehr wohl", sagte er über die Zusammenarbeit mit Holm und Bolther.
Darum geht es in "Tote Seelen singen nicht"
Besonders die Idee, den verbliebenen Q-Ermittlern Rose und Assad eine geheimnisvolle Französin namens Helena Henry zur Seite zu stellen, sagte Adler-Olsen zu. Sie stößt im Keller der Kopenhagener Polizei eher unfreiwillig zu ihren neuen Kollegen, aber gerade rechtzeitig, um im aktuellen Fall zu ermitteln.
Dabei geht es um eine völlig ausartende Misshandlung unter Jungs eines Knabenchors, die Jahrzehnte später einen perfiden Rachefeldzug des Gepeinigten nach sich zieht. Der Tipp, der den Fall ins Rollen bringt, kommt dabei ausgerechnet von einem, der das Sonderdezernat Q lange Zeit prägte, ein Jahr unschuldig im Gefängnis saß und sich nun als Schriftsteller versucht - übrigens mit Krimis, die die Namen von Adler-Olsens eigenen Werken tragen: von Carl Mørck höchstpersönlich.
Psychologisch anspruchsvoll wird der Fall dadurch, dass die Grenzen zwischen Täter und Opfer immer mehr verschwimmen, wie auch Assad richtig beobachtet hat. Wer der Böse ist, ist relativ schnell klar - aber ist er wirklich der Böse? Oder nur ein eigentlich Guter, den das Leben gezwungen hat, aus Rache und Demütigungsgelüsten die Seite zu wechseln?
Wie dem auch sei: Die neue Ermittlerin tut der Geschichte gut, auch wenn sie mit ihrem französischen Akzent selbst nach 550 Seiten noch sagt: "Aber ich will nicht im Sonderdezernat Q sein!" Ihre Figur ist jedenfalls maßgeschneidert darauf ausgelegt, dass noch weitere Romane der Reihe folgen werden.
Krimi-Fans können sich also auf weitere Fälle für das Sonderdezernat Q freuen. "Natürlich wird danach mehr kommen", sagte auch Bolther, ohne sich auf eine bestimmte Anzahl an Folgeromanen festzulegen. "Wir machen so lange weiter, wie es Spaß macht." Und Adler-Olsen ließ durchblicken, dass die Arbeit an einem 12. Fall bereits läuft - erneut mit ihm als Ideengeber im Hintergrund.
Frauen übernehmen die Führung
In "Tote Seelen singen nicht" übernehmen Frauen nun also gleich in zweierlei Hinsicht die Führungsrollen: zum einen in Form der Autorinnen Line Holm und Stine Bolther, zum anderen durch Ermittlerin Helena Henry. Herausgekommen ist ein geradlinig auf den Showdown zulaufender Fall mit düsterer Handlung und messerscharf geschnittenen Charakteren, die bei aller Ermittlungshärte auch stets eine feine Spur Humor umgibt.
Unter dem Strich haben es Holm und Bolther damit geschafft, einen Q-Krimi ganz nach der Feder Adler-Olsens zu verfassen. Die Erfolgsreihe wird damit in eine neue Ära geführt, wie die dänische Zeitung "Berlingske" lobte. Auch "Politiken" bescheinigte Holm und Bolther gute Arbeit - und das, obwohl sie "das schwerste Krimi-Erbe Dänemarks" angetreten hätten.
(S E R V I C E - Jussi Adler-Olsen, Stine Bolther, Line Holm: "Tote Seelen singen nicht", Übersetzt von Friederike Buchinger, Penguin Verlag, 560 Seiten, 29,90 Euro)
Zusammenfassung
- Das dänische Autorinnen-Duo Line Holm und Stine Bolther führt mit 'Tote Seelen singen nicht' die erfolgreiche Thriller-Reihe von Jussi Adler-Olsen fort.
- Das elfte Buch um Ermittler Carl Mørck und das Sonderdezernat Q erscheint jetzt mit 560 Seiten im Penguin Verlag auf Deutsch.
- Jussi Adler-Olsen gab Holm und Bolther volle kreative Freiheit und ist nach eigener Aussage nur noch Ideengeber und Kommentator.
- Im neuen Fall stößt die französische Ermittlerin Helena Henry zum Team und ermittelt in einem Fall von Misshandlung und Rache im Umfeld eines Knabenchors.
- Die Reihe wird von Holm und Bolther in eine neue Ära geführt, weitere Fortsetzungen sind bereits in Planung.