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Buch von Dave Grohl über Nirvana, Kaffee und seine Familie

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Er gilt als nettester Kerl im Musikbusiness und hat bereits verdammt viel erlebt. Eigentlich gute Voraussetzungen für Dave Grohl, um seine Leser als "Storyteller" bei Laune zu halten. Doch das erste Buch des Foo-Fighters-Sängers und ehemaligen Nirvana-Drummers hält leider nicht das, was es verspricht. Auf mehr als 450 Seiten gibt es viele Anekdoten und ein gerütteltes Maß an Egozentrik, aber leider kaum tiefgehende Geschichten des Superstars.

Eines gleich vorweg: Wer Dave Grohls Karriere in den vergangenen 30 Jahren auch nur am Rande verfolgt hat, wird in "Der Storyteller. Geschichten aus dem Leben und der Musik" wenig Neues erfahren - mal abgesehen von seinem überbordenden Kaffeekonsum und der mantraartig gepredigten Liebe zu seiner Familie. Seine prägenden Karrierestationen, vom ersten ernsthaften Engagement bei Scream über den großen Durchbruch mit Nirvana bis zum anhaltenden Erfolg seiner Foo Fighters, wird alles brav abgeklappert, aber meist eher an Nebenstationen angedockt.

Da Grohl eben ein umgänglicher Kerl ist und im Laufe der Zeit viele Prominente zu Freunden gemacht hat, werden die zwei Dutzend Geschichten auch zu einem Schaulaufen der Stars, von Musiklegende Paul McCartney über Ex-US-Präsident Barack Obama bis zur versammelten Mannschaft von AC/DC. Meist sind diese Begegnungen aber nur Ausdruck von Grohls eigenem Fantum, das er mit leidenschaftlichem Eifer vor sich her trägt. Dass er so ganz nebenbei seine Auftritte mit den Foo Fighters zu überlebensgroßen Gigs stilisiert, hat im wiederholten Durchlauf einen etwas schalen Nachgeschmack.

Denn Grohl gehört sicherlich zu den eifrigsten Handwerken im Rockzirkus, kann mit seinen Songs wie "Everlong" oder "Learn To Fly" locker ganze Stadien füllen und unterhalten, aber eine wie auch immer geartete Zurückhaltung ist ihm deshalb nicht zu eigen. Stattdessen lernt man bei den ausgiebigen Tourerzählungen (mit geradezu stereotypem Alkohol- und Drogengenuss) ein US-amerikanisches Klischee kennen, das sich jeden Backstage-Raum mit strahlendem Lächeln und unbeugsamer Energie zu eigen macht und schon mal mehr als 18.000 Meilen mit dem Flugzeug zurücklegt, um zwischen zwei Gigs den Vater-Tochter-Ball mit dem eigenen Nachwuchs nicht zu verpassen.

So vergehen die Jahre und Meilensteine, spielt Grohl für Präsidenten und auf der Oscar-Gala, stürzt er von der Bühnenkante, um wenig später mit gebrochenem Fuß seine schwedischen Fans trotzdem zu begeistern und kommen immer wieder Mutter, Ehefrau und Töchter ins Spiel. "Der Storyteller" ist dadurch letztlich weniger ein Buch von Grohl als für Grohl - eine Erinnerung daran, wie viel Glück er in seinem Leben hatte und wie sehr er jede Sekunde davon genießt. Und diese Begeisterung ist schlussendlich dann doch ansteckend.

(S E R V I C E - Dave Grohl: "Der Storyteller. Geschichten aus dem Leben und der Musik", Ullstein Verlag, 464 Seiten, 23,70 Euro)

ribbon Zusammenfassung
  • Er gilt als nettester Kerl im Musikbusiness und hat bereits verdammt viel erlebt.
  • Eigentlich gute Voraussetzungen für Dave Grohl, um seine Leser als "Storyteller" bei Laune zu halten.
  • Doch das erste Buch des Foo-Fighters-Sängers und ehemaligen Nirvana-Drummers hält leider nicht das, was es verspricht.
  • Auf mehr als 450 Seiten gibt es viele Anekdoten und ein gerütteltes Maß an Egozentrik, aber leider kaum tiefgehende Geschichten des Superstars.

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