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"Blue Monday" von New Order wird demnächst 40

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Die Musiker von New Order befanden sich in einer Art Findungsphase, als sie 1982 mit der Arbeit an dem Song "Blue Monday" begannen. Noch konnte niemand ahnen, dass die Band aus Manchester mit ihrer fünften Single Popgeschichte schreiben würde. "Blue Monday" ist bis heute die meistverkaufte 12", ein Rekord, der im Streamingzeitalter wohl nicht mehr eingestellt wird. Vor 40 Jahren, am 7. März 1983, wurde die wegweisende Schallplatte beim Label Factory Records veröffentlicht.

New Order war zwei Jahre zuvor aus der Band Joy Division ("Love Will Tear Us Apart") hervorgegangen. Nach dem Tod von deren Sänger Ian Curtis im Mai 1980 machten die verbleibenden Mitglieder - Gitarrist Bernard Sumner, Bassist Peter Hook und Schlagzeuger Stephen Morris - zunächst als Trio weiter und nannten sich New Order. Sumner übernahm den Leadgesang. Morris Freundin Gillian Gilbert komplettierte als Keyboarderin die neue Formation.

Musikalisch schlug das Quartett nach dem ersten Album "Movement", das noch sehr nach Joy Division klang, eine neue Richtung ein. Joy Division waren für ihren düsteren, nachdenklichen Post-Punk-Sound bekannt. Hingegen setzten New Order zunehmend auf elektronische Tanzmusik mit Drumcomputern, Synthesizern und selbst gebauten Sequenzern. Inspiriert wurden sie dabei von einer USA-Reise und ihren Streifzügen durch die New Yorker Clubszene.

Das unverwechselbare Intro von "Blue Monday" wurde auf einer DMX-Drum-Machine der US-Firma Oberheim entwickelt, einem der ersten Drum-Computer, die kommerziell erhältlich waren. Dieser analoge Drumcomputer machte es möglich, ohne einen Schlagzeuger komplexe und komplizierte Rhythmen aufzunehmen.

"Wir haben versucht, so etwas zu spielen wie Donna Summers 'Our Love'", berichtete Keyboarderin Gilbert im "Guardian". "Dabei kamen wir auf diesen sofort wiedererkennbaren dumpfen Schlag." Tatsächlich hat der Beat eine starke Ähnlichkeit zu Summers Song, der 1979 von Elektro- und Synthesizer-Pionier Giorgio Moroder produziert wurde.

Kernstück von "Blue Monday" ist das eingängige Synthesizer-Riff. Es mag simpel klingen, war in der Entstehung aber komplex. Synthesizer und Sampler wie der Emulator 1, mit dem neue, innovative Sounds erzeugt und manipuliert werden, kamen dabei zum Einsatz. Was wie Chorgesang klingt, ist ein kurzes Sample aus dem Lied "Uranium" von Kraftwerks 1975er Album "Radio-Aktivität". Auch Tonschnipsel von Donnergroll sind auf "Blue Monday" zu hören.

Der Produktionsaufwand war hoch. Das Lied musste von Anfang bis Ende durchprogrammiert und jede Note einzeln eingegeben werden. Dass die Synthie-Melodie leicht asynchron zum Rhythmus verläuft, war dabei nicht beabsichtigt. "Das war ein Unfall", so Gilbert. Sie hatte beim Programmieren versehentlich eine Note ausgelassen. "Das hat die Melodie verzerrt." Im Nachhinein wohl ein Glücksfall.

Ähnlichkeiten zu dem 1979 erschienenen Lied "Gerry And The Holograms" des gleichnamigen Duos aus Manchester sind ebenfalls nicht von der Hand zu weisen. Die berühmte Bass-Melodie wiederum hatte sich Peter Hook von Komponist Ennio Morricone und dessen Filmmusik für den Italo-Western-Klassiker "Für ein paar Dollar mehr" abgeschaut.

Wie häufig bei New Order, entstand der Text um das wiederkehrende "How does it feel?" aus verschiedenen, zusammenhanglosen Fragmenten. Laut Gilbert sei Bernard Sumner von Journalisten genervt gewesen, die ihn ständig gefragt hätten, wie es ihm gehe. "Die Zeilen über den Strand und den Hafen waren der Anfang seiner vielen nautischen Referenzen", so Gilbert über Sumner. "Er liebt es zu segeln."

Weil das Lied mit siebeneinhalb Minuten ungewöhnlich lang für eine Single war, landete es auf einer 12"-Scheibe. Nicht nur klanglich, auch optisch war die Single "Blue Monday" außergewöhnlich. Grafikdesigner Peter Saville entwarf die legendäre Plattenhülle, die wie eine Floppy-Diskette aussah. Das auffällige Design war eine Anspielung auf die technisierte Produktion von "Blue Monday". Es war angeblich auch so teuer in der Herstellung, dass die Single anfangs Verluste machte. Saville bestritt das allerdings mehrfach.

Doch der kommerzielle Erfolg war langfristig groß. In Großbritannien und vielen anderen Ländern erreichte "Blue Monday" die Top 10 der Hitparade. Kurioserweise war es kein regulärer LP-Track und anfangs nur auf der Kassettenversion des Albums "Power, Corruption & Lies" enthalten. Fünf Jahre später erschien das Lied in einer leicht veränderten Version namens "Blue Monday '88", die erneut hoch in den Charts einstieg und heute häufiger gespielt wird als das Original.

Noch immer ist "Blue Monday" ein Dauerbrenner im Radio und auf der Tanzfläche, der unzählige Musiker beeinflusst hat. Das Label Factory Records gibt es seit 1992 nicht mehr. New Order sind hingegen weiter erfolgreich, inzwischen ohne Peter Hook, dafür als Quintett. "Blue Monday" wurde als 12"-Single neuaufgelegt. Im Online-Shop der Band gibt es sie sogar in der ikonischen Plattenhülle im Diskettenlook.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Musiker von New Order befanden sich in einer Art Findungsphase, als sie 1982 mit der Arbeit an dem Song "Blue Monday" begannen.
  • Noch konnte niemand ahnen, dass die Band aus Manchester mit ihrer fünften Single Popgeschichte schreiben würde.
  • New Order war zwei Jahre zuvor aus der Band Joy Division hervorgegangen.
  • Was wie Chorgesang klingt, ist ein kurzes Sample aus dem Lied "Uranium" von Kraftwerks 1975er Album "Radio-Aktivität".