APA/TOBIAS STEINMAURER

Bei Alle Achtung tanzt nicht nur "Marie"

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Ihre tanzende "Marie" hat sich vor zwei Jahren als hartnäckiger Ohrwurm in vielen Köpfen eingenistet. Am Freitag legt die heimische Popband Alle Achtung nun das dazugehörige Album nach: Auf "Liebe html5-dom-document-internal-entity1-amp-end Krawall" gibt es viel gute Laune, humorige Texte und eingängige Melodien. Sänger Christian Stani und Gitarrist Max Bieder sprachen mit der APA über die coronabedingt lange Wartezeit, die Chemie in der Band und die Lust am Mainstream.

APA: Ihr großer Hit "Marie" erschien genau zum Ausbruch der Coronapandemie. Ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt für eine Band. Wie sind Sie damit umgegangen?

Christian Stani: Es waren wahrscheinlich die schlechtesten zwei Jahre für die Musikindustrie überhaupt. Am Anfang haben wir uns natürlich gefreut über den Erfolg, waren voller Euphorie. Aber uns war klar: Wir können nirgends live auftreten, können uns kein Publikum erspielen. Also mussten wir mit einem nächsten Song nachlegen, um das Ganze über die Zeit zu tragen. Es hat eineinhalb Jahre gedauert, bis wir zum ersten Mal vor einem Publikum ohne Masken und ohne Abstand gespielt haben. Das war surreal. Im Lockdown bekommst du ja nicht mit, wie viele Leute den Song eigentlich kennen! All das wollen wir jetzt aufholen.

Max Bieder: Es war ja auch nicht klar, wer unser Publikum ist. Gezeigt hat sich dann, dass es sehr bunt gemischt ist. Aber diesen Stillstand haben wir auch gespürt: Du versuchst zwar zu proben, wir haben uns auch immer wieder getroffen, aber ohne einen Termin die Spannung zu halten war schwer. Wo stehen wir? Klar war für uns: Nur nicht nachlassen! Es ist uns ganz gut gelungen.

APA: Wie stark haben Sie diese Zeit nun noch genutzt, um das Album fertigzustellen - oder war der Großteil davon 2020 schon im Kasten?

Stani: Es ist ein Querschnitt der vergangenen zwei Jahre. Ein weiterer Song ist am gleichen Songwriting-Wochenende wie "Marie" entstanden, die letzten zwei Lieder wurden erst im Dezember fertig - da mussten wir auch alles abgeben. (lacht)

Bieder: Wir haben vorher viel gemacht, dann war es ein bisserl gemütlicher, und zum Schluss wieder Vollgas. (lacht) Wir wollten uns auch keinen Stress machen. Es war natürlich ein Vorteil, dass wir viel Zeit hatten.

Stani: Es spiegelt eigentlich ganz gut die vergangenen zwei Jahre wieder. Nach "Marie" haben alle gefragt, was als nächstes kommt. Mit Songs wie "Bürokomplex" hatten wir dann das Gefühl, dass wir eigentlich alles machen können. Diese Lieder sind sehr frisch und frei. Man fragt sich ja: Ist es sinnvoll, an einen Überhit anzuknüpfen? Es sind nun kommerziellere Nummern genauso dabei wie unkonventionellere. Wir mögen den Mainstream! (lacht) Aber immer mit einem Augenzwinkern.

APA: Eingängige Popsongs werden ja oft belächelt, ein Hit schreibt sich aber trotzdem nicht so leicht. Wie schaut bei Ihnen das Songwriting aus?

Bieder: Man muss sich einfache Sachen trauen und nicht mit Gewalt alles kompliziert machen. Wir alle wissen, wie ein einfacher Track sein soll, nehmen das vielleicht sogar als Grundlage her. Danach versuchen wir aber, gewisse Raffinessen einzubauen. Wenn du das Gefühl hast, es muss jetzt die beste Nummer werden, ist es wohl nicht die einfachste Ausgangslage. Wir sind aber ein gemischter Haufen, kommen aus verschiedensten Genres, das macht es wohl aus.

APA: Ist der gemeinsame Nenner schwer zu finden?

Stani: Das ist ein interessanter Prozess. Jeder von uns bringt noch so viel mehr ein als nur ein Instrument, sondern ist einfach unersetzbar. Das ist auch beim Songwriting so. Romina ist studierte Musikerin, Patrick wiederum kommt aus dem Punk, um zwei Beispiele zu nennen. Wenn alle zufrieden sind mit dem, was sie spielen, dann ist es erst richtig gut. Am besten funktioniert es, wenn wir alle fünf zusammen sind. Songschreiben ist nicht nur Melodie und Text, sondern auch ganz viel Energie. Da schwingt einfach extrem viel mit. Man muss schon auch eine gute Band sein, um einfache Lieder zu machen, die funktionieren.

APA: Sie sind keine Newcomer mehr, waren in verschiedenen Projekten tätig und haben auch bereits zwei Alben mit Alle Achtung veröffentlicht. Wieso hat es mit "Marie" nun geklappt?

Bieder: Der Schlüssel zu "Marie" ist die jetzige Konstellation. In der Band sind Leute, die alle sagen: Wir glauben daran, es kann uns nichts aufhalten! Es ist komisch, dass es dann so schnell geht. Aber man merkt, welche Macht die Gedanken haben. Es ist jetzt plötzlich ein Haufen, den man kaum mehr stoppen kann. Das ist sicher ein Erfolgsrezept. Als der Song damals entstanden ist, wussten wir, dass er hundertprozentig funktioniert. Es war keine Frage, ob ihn die Radios spielen - irgendwann werden sie ihn spielen müssen, weil es ein Hit ist!

Stani: Als ganz junge Band hätten wir uns wohl nicht getraut, so ein Lied zu machen. Da geht es natürlich um Entwicklung. Es war in der neuen Konstellation einfach eine extrem positive Stimmung. Warum machen wir also nicht mehr Songs, zu denen die Leute tanzen können? Das hat uns immer gefehlt. Es ist so wichtig, dass man selber eine wirkliche Freude damit hat, was man macht. Wenn fünf Leute dasselbe Ziel sehen, ist das einfach eine Macht.

Bieder: Ein Song wie "Marie" macht das natürlich auch leichter, wir machen die Dinge jetzt wahrscheinlich mit noch mehr Selbstsicherheit. Außerdem haben wir uns gesagt: Eine zweite "Marie" schreiben, das probieren wir besser gar nicht. Die gibt es eh schon. (lacht)

APA: Wie bleibt man hungrig und motiviert nach so einem Hit?

Stani: Man misst solche Dinge ja oft in Zahlen. Das ist natürlich das eine, dass man die wieder erreichen möchte. Aber aus künstlerischer Sicht ist es schon so, dass wir uns über jeden Song auf dem Album freuen. Die sind so wertvoll, dass ich mir nicht unbedingt die Zahlen anschauen muss. Natürlich spielt es sich in diesen beiden Welten ab. Vor allem freuen wir uns aber darauf, diese Nummern live zu spielen.

(Das Gespräch führte Christoph Griessner/APA)

ZUR BAND: Alle Achtung hat 2014 das Debütalbum "Es ist Zeit" und 2018 den Nachfolger "Wir II Planet" veröffentlicht. Aktuell besteht die Gruppe aus Christian Stani (Gesang), Max Bieder (Gitarre), Patrick de Benedetto-Freisinger (Schlagzeug), Robert Veigl (Keyboards) und Romina Denaro (Bass). Zuvor waren die Fünf in so unterschiedlichen Genres wie Pop, Metal, Punk oder Klassik tätig. Mit "Marie" landeten sie im Frühjahr 2020 einen über Österreich hinausreichenden Hit, der mittlerweile mit Platin ausgezeichnet wurde.

(S E R V I C E - Alle Achtung auf Tour: 7.4. Bludenz, 9.4. Linz, 21.4. Graz, 22.4. Spielberg, 5.5. Leibnitz, 7.5. St. Pölten, 13.5. Großwarasdorf, 14.5. Wieselburg, 20.5. Wörgl, 25.5. Hinterberg, 28.5. Wolfsberg, 11.6. Nickelsdorf (Nova Rock), 5.8. Weiz, 6.8. Kindberg, 27.8. Moosburg; Tickets erhältlich unter https://alle-achtung.com)

ribbon Zusammenfassung
  • Ihre tanzende "Marie" hat sich vor zwei Jahren als hartnäckiger Ohrwurm in vielen Köpfen eingenistet.
  • Am Freitag legt die heimische Popband Alle Achtung nun das dazugehörige Album nach: Auf "Liebe html5-dom-document-internal-entity1-amp-end Krawall" gibt es viel gute Laune, humorige Texte und eingängige Melodien.

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