Anna Mabo bis Ernst Molden: Viel Musiktheater im Rabenhof
"Musiktheater ist tief in der DNA des Hauses verankert - seine genreübergreifende Kraft entfacht außergewöhnlich intensive Emotionen und begeistert das Publikum", erklärt Theaterleiter Thomas Gratzer im Gespräch mit der APA. 2025/26 ist die 22. Saison unter seiner Leitung. Und wenn es nach ihm geht, wird es nicht die letzte sein. "Ich bin keineswegs amtsmüde", versichert der 62-Jährige. "Ideen gibt es genug. Ich mache gerne weiter - so es die Gesundheit zulässt. Und der Subventionsgeber."
Mit der Stadt Wien, von der man zuletzt 1,3 Mio. Euro jährlich bekam, stehe man derzeit in Verhandlungen. Man sei zufrieden - aber im Verhältnis zu anderen Mittelbühnen vergleichsweise unterdotiert, hält Gratzer fest und verweist auf erfreuliche Zahlen aus der zu Ende gehenden Saison: 270 Vorstellungen wurden von knapp 70.000 Menschen besucht, die für eine Auslastung von über 88 Prozent sorgten.
In den Gesprächen geht es nicht nur um das Budget, sondern auch um die weitere Zukunft des Hauses, bestätigt man seitens der Stadt: "Das Rabenhof Theater ist ein eigenständiger Verein. Die Stadt Wien hat nicht das Recht hier in Leitungsfunktionen einzugreifen und kann entsprechend auch nicht ausschreiben oder Vertragslaufzeiten bestimmen", so eine Sprecherin von Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) auf Anfrage der APA. "Als Hauptfördergeberin ist die Stadt Wien aber gegenwärtig in Absprache mit dem Vereinsvorstand und dem künstlerischen Leiter Thomas Gratzer."
Tom Neuwirths Erfolg mit "Luziwuzi"
Als einer der Beweise, dass man sich mit das Musikalische wie das Wienerische gleichermaßen betonenden Produktionen ein großes Stammpublikum erarbeitet hat, darf "Luziwuzi" gelten, wofür Tom Neuwirth alias Conchita den Nestroy-Publikumspreis erhalten hat. "Das ist eine unserer größten Erfolge. Im Herbst werden wir die 50. ausverkaufte Vorstellung spielen, und ich gehe davon aus, dass wir auch die 100. schaffen werden", so Gratzer, der von Zuschauern berichtet, die sich keine einzige Vorstellung dieser von Ruth Brauer-Kvam inszenierten Revue über den unkonventionellen Kaiser-Bruder Ludwig Viktor entgehen lassen.
Mit dem Song Contest Sieger von 2014 sei auch das schon immer weltoffene Rabenhof-Publikum noch bunter und diverser geworden, stellt Gratzer fest. Von der Wiener ESC-Austragung 2015 habe das Gemeindehoftheater etwa insofern profitiert, als damals erstmals der hauseigene Protestsong Contest im Fernsehen übertragen wurde. Und auch 2026 könne der Bewerb "eigentlich nur in Wien stattfinden. Die offene Gesellschaft ist in Wien am besten repräsentiert."
"JJ wäre superspannend für den Rabenhof"
Dass der Gesangswettbewerb erneut einen österreichischen Sieger hervorgebracht hat, bereitet Gratzer "große Freude": "Das gibt Rückenwind für den Cross-over-Bereich, auf den wir immer schon setzen. JJ wäre auch superspannend für den Rabenhof, zumal er ja vom Musiktheater kommt. Für seine politischen Aussagen gibt's allerdings 'zero points'." Jüngst hatte der Sänger ja mit Äußerungen, dass er Israel ebenso wie Russland gerne vom ESC ausgeschlossen sehen würde, weltweit für Aufsehen gesorgt.
Mit seinen drei Musiktheater-Produktionen der kommenden Saison bedient der Rabenhof drei unterschiedliche Facetten und Altersgruppen einer großen Fangemeinde: "Raimund, der Ganze. Das Musical" konfrontiert ab 7. Oktober die Musikerin und Regisseurin Anna Mabo mit dem Meister des Alt-Wiener Singspiels Ferdinand Raimund. Ruth Brauer-Kvam und Kyrre Kvam bringen ab 14. Jänner 2026 bei einer Musicalversion des Schwankklassikers "Pension Schöller" eine "Note von Trash-Glam" (Gratzer) ein, und Ernst Molden widmet sich ab 19. Februar 2026 von seinem Heimatbezirk Erdberg aus in dem Singspiel "Döbling Burning" der letzten Bastion der altösterreichischen Bourgeoisie.
Kurkonzert mit Saisonpräsentation am Montagabend
Dazu kommen die Kindertheaterproduktionen "Jeanne d'Arc" (Premiere: 11. November) und "Der gestiefelte Kater" (19. März 2026) von Roman Freigaßner-Hauser sowie zwei zweite Soloprogramme von Christian Dolezal ("Tante Pepi", ab 26. November) und Dirk Stermann ("20 Spritzer bis Amstetten" hat am 11. März 2026 Premiere).
Klassisches Sprechtheater macht vorerst Pause im Rabenhof, wo man in der laufenden Saison die ursprünglich für April angekündigte dadaistisch-theatralische Literaturrevue "Kasperl am elektrischen Stuhl" von Konrad Bayer aus Kostengründen streichen musste. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben, verspricht der Direx, der am Montagabend die Saisonvorhaben im Rahmen eines Kurkonzertes mit Anna Mabo und dem Rabenhof Kurorchester seinem Publikum persönlich vorstellt. "Crémant und Aperitivi sind kaltgestellt", verheißt die Einladung, "und Bier gibt's selbstverständlich auch."
(S E R V I C E - www.rabenhof.at)
Zusammenfassung
- Der Rabenhof in Wien setzt in der Saison 2025/26 mit drei Großproduktionen einen starken Schwerpunkt auf Musiktheater, darunter "Raimund, der Ganze. Das Musical", eine Musicalversion der "Pension Schöller" und das Singspiel "Döbling Burning".
- Theaterleiter Thomas Gratzer betont die Bedeutung des Musiktheaters für das Haus und führt das Theater bereits in der 22. Saison, wobei er seine Bereitschaft zur Weiterführung des Amtes äußert.
- Mit einer jährlichen Subvention von 1,3 Mio. Euro von der Stadt Wien und einer Auslastung von über 88 Prozent bei 270 Vorstellungen und rund 70.000 Besuchern zeigt der Rabenhof wirtschaftlichen Erfolg.
- Der große Publikumserfolg "Luziwuzi" mit Tom Neuwirth alias Conchita hat das Stammpublikum diversifiziert und feiert im Herbst die 50. ausverkaufte Vorstellung.
- Neben Musiktheaterproduktionen sind für die Saison 2025/26 auch Kindertheaterstücke und Soloprogramme von Christian Dolezal und Dirk Stermann geplant, während klassisches Sprechtheater vorerst pausiert.