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Steigende Corona-Fälle im Herbst: RKI drängt auf Vorbereitung

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Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat einen Strategieplan gegen den drohenden Anstieg der Corona-Fälle im Herbst präsentiert. Viele Maßnahmen könnten auch in Österreich umgesetzt werden.

Nicht nur in Österreich steigt die Zahl der Corona-Neuinfektionen wieder, sondern auch in unserem Nachbarland Deutschland. Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldete am Samstag (24. Juli) 1.919 weitere Positiv-Tests, 311 mehr als vor einer Woche. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg auf 13,6 von 13,2 am Vortag. Binnen elf Tagen hat sich der Wert damit mehr als verdoppelt.

Anstieg im Herbst erwartet

Der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn hatte in dieser Woche gewarnt, setze sich die derzeitige Entwicklung fort, könne schon im September die Marke von 400 und im Oktober, die von 800 überschritten werden. Man müsse alles tun, um die Zahlen möglichst niedrig zu halten. Spahn appellierte an die Bevölkerung, sich impfen zu lassen.

Hinsichtlich dieses Anstiegs hat das RKI einen Strategieplan präsentiert. Damit sollte es laut dem Institut möglich sein, Deutschland auf die steigenden Corona-Zahlen im Herbst vorzubereiten. Der Plan sieht Maßnahmen vor, die auch in Österreich angewendet werden könnten.

Statistiker Erich Neuwirth spricht im PULS 24 Interview über die aktuelle Corona-Situation in Österreich.

Hohe Durchimpfungsrate

Das RKI betont in diesem Schreiben vor allem die Bedeutung einer " erfolgreiche Impfkampagne". "Je höher die angenommene Impfquote unter den Erwachsenen, desto schwächer ist der erwartete Peak der Indikatoren", heißt es dazu im Plan. Man müsse daher versuchen eine möglichst hohe Durchimpfungsquote innerhalb der Bevölkerung zu erzielen. Denn "die Vorstellung des Erreichens einer 'Herdenimmunität' im Sinne einer Elimination oder sogar Eradikation [also einer Zurückdrängung oder Auslöschung] des Virus ist jedoch nicht realistisch", betont das RKI.

Man müsse versuchen mit "aufsuchenden Impfangeboten" auch die "sozio-ökonomisch benachteiligten Gebiete" zu erreichen. Auch "Schwerpunktimpfungen" in Gebieten mit einem erwarteten Anstieg der Corona-Zahlen könne laut RKI helfen die Situation möglicherweise zu kontrollieren. Gleichzeitig müsse man auch die Auffrischungsimpfungen im Herbst und Winter im Auge behalten, um vor allem die Älteren besser zu schützen.

Dr. Walter Hasibeder, Präsident der ÖGARI, spricht im Interview mit PULS 24 über eine mögliche Impfpflicht.

Zusammenspiel von Corona-Maßnahmen

"Kontaktpersonen-Nachverfolgung, Isolation und Quarantäne sind neben der Impfung wichtige Maßnahmen zur Kontrolle von Infektionskrankheiten", heißt es weiters im Schreiben des RKI. Denn "nur das Zusammenspiel von Maßnahmen" würde sich positiv auf das Infektionsgeschehen auswirken. Daher spricht sich das Institut auch besonders für die Beibehaltung der Grundregeln: Mindestabstand, Hygiene, Maskenpflicht und gründliches Lüften aus. Auch die Corona-Warn-App hebt das RKI positiv hervor. Die App wird in Deutschland zum Contact-Tracing verwendet, ähnlich der Stopp-Corona-App in Österreich.

Zudem sollte "die Zahl der infektiösen Kontakte durch organisatorische Maßnahmen weiterhin reduziert werden", schreibt das RKI. Gemeint ist damit u.a. die Möglichkeit zum Homeoffice oder beschränkte Teilnehmerzahlen bei Veranstaltungen. Wer sich krank fühlt, sollte schon bei Erkältungssymptomen daheimbleiben. Auch der Kontakt zu anderen sollte vor allem im Herbst und Winter auf ein Minimum reduziert werden, rät das RKI.

Christiane Druml, Vorsitzende der Bioethik-Kommission, ist der Meinung, dass Eigenverantwortung allein nicht die Lösung ist.

Augenmerk auf Gesundheitsbereich und Schulen

Besonderes Augenmerk sollte auch auf das Gesundheitswesen und die Schulen gelegt werden. Für den Herbst erwartet das RKI einen Anstieg der ambulanten und stationären Pflege. Impfdurchbrüche – also eine Infektion bei Geimpften - könnten in Pflegeheimen zu einem Anstieg der Corona-Fällen führen. Neben der Einhaltung der Schutzmaßnahmen, sollte daher in diesen Bereichen versucht werden die Personalressourcen zu stärken, rät das RKI. Schutzausrüstungen, Masken und Corona-Tests sollten frühzeitig besorgt werden, um Engpässe zu vermeiden.

Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) will mit einem Sicherheitskonzept dafür sorgen, dass es im Herbst nicht wieder zu Schulschließungen kommt.

Ähnliches gilt für Schulen und Kindergärten. "Kinder und Jugendliche werden in Bezug auf Infektionen durch SARS-CoV-2 eine stärkere Rolle spielen, da sie aufgrund einer geringeren Impfquote oder fehlender Impfmöglichkeit der unter 12-Jährigen eine große für SARS-CoV-2 suszeptible Gruppe darstellen", schreibt das RKI. Über die Sommerferien sollten demnach genügend Vorkehrungen für den Herbst getroffen werden. Beispielsweise sollte laut dem RKI genügend Lehrpersonal für die Betreuung der Kinder eingestellt werden und die Räumlichen Begebenheiten an die Situation angepasst werden (Überprüfung der Frischluftzufuhr). Zudem sei die hier besonders die Kommunikation zu den Kindern und Eltern wichtig, um alle Beteiligten rechtzeitig über die Schutzmaßnahmen zu informieren.

Mit diesen Maßnahmen möchte man ein Konzept vorstellen, wie präventiv gegen das Coronavirus vorgegangen werden kann. Die "aktuell entspannte Infektionslage" sei ideal, um Vorkehrungen für den Herbst und Winter zu treffen, heißt es seitens des RKIs.

ribbon Zusammenfassung
  • Hinsichtlich dieses Anstiegs hat das RKI einen Strategieplan präsentiert. Damit sollte es laut dem Institut möglich sein, Deutschland auf die steigenden Corona-Zahlen im Herbst vorzubereiten.
  • Der Plan sieht Maßnahmen vor, die auch in Österreich angewendet werden könnten.
  • Das RKI betont in diesem Schreiben vor allem die Bedeutung einer " erfolgreiche Impfkampagne". "Je höher die angenommene Impfquote unter den Erwachsenen, desto schwächer ist der erwartete Peak der Indikatoren", heißt es dazu im Plan.
  • "Kontaktpersonen-Nachverfolgung, Isolation und Quarantäne sind neben der Impfung wichtige Maßnahmen zur Kontrolle von Infektionskrankheiten", heißt es weiters im Schreiben des RKI.
  • Denn "nur das Zusammenspiel von Maßnahmen" würde sich positiv auf das Infektionsgeschehen auswirken.
  • Besonderes Augenmerk sollte auch auf das Gesundheitswesen und die Schulen gelegt werden.