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Nehammer will mit DNA-Tests Familiennachzug bremsen

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Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) will die Zahl von Asylberechtigten, die im Rahmen der Familienzusammenführung nach Österreich kommen, durch schärfere Kontrollen und DNA-Tests eindämmen. Rechtlich ist das aber bereits möglich.

"Wir werden den Familiennachzug durch strikte Überprüfungen beschränken", kündigte Nehammer am Sonntag gegenüber der APA an. Innenminister Gerhard Karner und Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) seien angewiesen worden, die Maßnahmen "in den nächsten Tagen wirksam umzusetzen".

Strenge Kontrollen

Konkret soll etwa ein Erlass des Innenministeriums verschärft werden. Zum absolut sicheren Nachweis der Verwandtschaft sollen verstärkt DNA-Tests zum Einsatz kommen. "Schon beim geringsten Zweifel müssen auch DNA-Tests durchgeführt werden, damit wir absolut sicher sein können, dass hier kein Missbrauch betrieben wird", betonte Nehammer.

Außerdem sollen noch intensiver speziell geschulte Dokumentenprüfer eingesetzt werden. Weiters seien verstärkte Sicherheitsüberprüfungen der Familienangehörigen durch die Sicherheitsbehörden geplant.

Wiens Schulen belastet

Der Familiennachzug war jüngst vor allem durch die rot-pinke Wiener Stadtregierung thematisiert worden, die in diesem Zusammenhang die Einführung einer Wohnsitzauflage für Asylberechtigte forderte.

Wien sieht sich besonders belastet, weil viele Asylberechtigte aus anderen Bundesländern in die Hauptstadt ziehen. So berichtete der Wiener Bildungsstadtrat und Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (NEOS) Ende April, dass alleine im vergangenen Monat 350 Kinder durch Familiennachzug neu in den Wiener Schulen aufgenommen worden seien.

DNA-Tests bereits möglich

Dennoch zeigten sich die NEOS alles andere als angetan von Nehammers Ankündigung. Der Vorschlag zeuge "von mangelnder Rechtskenntnis des Bundeskanzlers", meinte deren Asyl- und Migrationssprecherin Stephanie Krisper in einer Aussendung. Nehammer müsste sonst wissen, dass DNA-Tests bei Familiennachzug bereits jetzt rechtlich möglich seien und in der Praxis auch bereits angewendet würden. Statt "populistischem Wahlkampfgetöse" brauche es einen konstruktiven Weg, so Krisper.

Wenig glaubwürdig sahen den Vorschlag auch die Freiheitlichen - wenn auch aus anderen Gründen. Es sei nicht von der Hand zu weisen, dass gerade die ÖVP für "ungezügelte illegale Migration" stehe, reagierte Sicherheitssprecher Hannes Amesbauer. 

Im Fokus: Brennpunkt Schule

ribbon Zusammenfassung
  • Bundeskanzler Karl Nehammer kündigt an, den Familiennachzug für Asylberechtigte durch schärfere Kontrollen und den Einsatz von DNA-Tests zu beschränken.
  • Innenminister Gerhard Karner und Außenminister Alexander Schallenberg wurden beauftragt, die Maßnahmen umgehend umzusetzen.
  • Die Wiener Stadtregierung sieht sich durch den Familiennachzug belastet und fordert eine Wohnsitzauflage; allein im letzten Monat wurden 350 Kinder durch Familiennachzug in Wiener Schulen aufgenommen.

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