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Fall Leon: Mordanklage gegen Vater

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Ein sechsjähriger Bub ist im August 2022 in der Kitzbüheler Ache in St. Johann in Tirol tot aufgefunden worden. Nun erhebt die Staatsanwaltschaft Anklage wegen Mordverdachts gegen den Vater. Ursprünglich war man von einem Raub ausgegangen - diesen soll der Vater aber vorgetäuscht haben.

Konkret wird gegen den 39-jährigen Vater Anklage wegen des Verbrechens des Mordes und des Vergehens der Vortäuschung einer mit Strafe bedrohten Handlung erhoben. Der Vater bzw. seine Verteidigung haben nun 14 Tage Zeit, um gegen die Anklage Einspruch zu erheben. Der Mann saß zuletzt wegen dringenden Tatverdachts in Untersuchungshaft.

Vater geriet erst spät unter Verdacht

Ursprünglich war man in dem Fall, der auch international Schlagzeilen machte, von einem Raubüberfall auf den Vater ausgegangen. Der Mann soll in der Nacht auf einer Promenade neben der Ache von einem Unbekannten mit einer Flasche bewusstlos geschlagen und beraubt worden sein. Danach soll der Sechsjährige selbstständig aus dem Kinderwagen gestiegen, in die Ache gestürzt und dort ertrunken sein, so die erste Version.

Doch nach monatelangen, intensiven Ermittlungen, bei denen sich keine heiße Spur nach dem angeblichen Räuber herauskristallisierte, geriet der 39-jährige Deutsche ins Visier und wurde schließlich am 27. Februar 2023 festgenommen.

Er soll den Buben getötet und den Raubüberfall vorgetäuscht haben. Konkrete Ermittlungsergebnisse sollen ihn schwer belasten. Er hatte die Vorwürfe bis zuletzt zurückgewiesen. Ein Termin für die Gerichtsverhandlung wurde noch nicht anberaumt.

Video: Vater wurde überraschend festgenommen

Raub vorgetäuscht?

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 39-Jährigen hingegen vor, seinen geistig beeinträchtigten Sohn vorsätzlich getötet zu haben, indem er ihn in den Hochwasser führenden Fluss geworfen oder gestoßen habe. Das Kind sei dann ertrunken und später tot auf einer Sandbank gefunden worden.

Dann soll der Mann sich selbst eine Flasche auf den Hinterkopf geschlagen und so in weiterer Folge einen Raubüberfall vorgetäuscht haben. Die Anklage gründe sich im Wesentlichen auf diese mutmaßliche Vortäuschung, hieß es. Diese könne nur damit erklärt werden, dass der Vater seine eigene Tat verschleiern wollte und für den Tod des Kindes verantwortlich sei.

Indes gelte für den 39-Jährigen die Unschuldsvermutung, betonte die Staatsanwaltschaft. Weiteres werde man zu dem Fall nicht bekanntgeben. Dies bleibe der Verhandlung vor den Geschworenen vorbehalten.

Aufwendige Ermittlungen

Die Ermittlungen hatten sich aufwendig gestaltet. Über 60 Personen seien befragt, mehrere Sachverständigengutachten eingeholt und 100 DNA-Spuren analysiert worden.

Zudem wurden Aufnahmen von Überwachungskameras, Datenträger wie Mobiltelefone und Laptops sowie Telefondaten ausgewertet. Es sei unter anderem überprüft worden, welche Mobiltelefone zur Tatzeit rund um den Tatort eingeloggt gewesen waren, hieß es.

ribbon Zusammenfassung
  • Ein sechsjähriger Bub ist im August 2022 in der Kitzbüheler Ache in St. Johann in Tirol tot aufgefunden worden.
  • Nun erhebt die Staatsanwaltschaft Anklage wegen Mordverdachts gegen den Vater.
  • Ursprünglich war man von einem Raub ausgegangen - diesen soll der Vater vorgetäuscht haben.