KI-Gefahr: "Plötzlich Krieg, der von Menschen nicht gewollt war"

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Die Entscheidung über militärische Angriffe wird immer mehr an Künstliche Intelligenz abgetreten. Teilweise entscheiden Drohnen schon autonom, welche Ziele sie angreifen. Im Extremfall könnten KI-Systeme so einen Krieg vom Zaun brechen, der gar nicht gewollt ist, warnt Militärexperte Frank Sauer.

Künstliche Intelligenz bzw. autonome Systeme werden für immer mehr militärische Aufgaben genutzt. Im russischen Angriffskrieg auf die Ukraine seien beispielsweise bereits Drohnen im Einsatz, die völlig autonom Ziele auswählen und angreifen, schildert Militärexperte Frank Sauer von der Bundeswehr-Universität München im PULS 24 Interview.

KI-Algorithmen kommen an immer mehr Stellen der "Kill-Chain", also der Kette von Entscheidungen, die letztlich zu Vernichtung eines Ziels bzw. der Tötung eines Feindes führen, zum Einsatz. Gefährlich sei es, wenn irgendwann an keinem Punkt mehr eine menschliche Kontrolle der Tötungsentscheidung erfolgt.

Unbeabsichtigter Krieg als Extremfall

Im Extremfall könne es zu einem sogenannten "Flash War" kommen, einem "Kontrollverlust, der darin enden kann, dass wir plötzlich einen Krieg haben, der von Menschen gar nicht intendiert war", so Sauer.

Weil die Maschinen Entscheidungen in Sekundenbruchteilen treffen, könnten diese Konflikte plötzlich aufflammen, ohne dass Zeit für menschliche Kontrolle oder die Möglichkeit, "den Stecker zu ziehen", ist. In kürzester Zeit könnte so enorm viel Zerstörung angerichtet werden.

Internationale Problematik

Die Problematik sei weltweit allen Militärmächten bewusst, sagt Sauer: "Das ist eine Sache, die macht allen ziemlich gleich viel Sorgen - egal ob sie in Berlin, in Brüssel, in Washington, in Peking oder in Moskau sitzen."

Das ist mit ein Grund für die Konferenz zur Regulierung von autonomen Waffensystemen, die ÖVP-Außenminister Alexander Schallenberg am Montag in Wien eröffnet hat. Im PULS 24 Interview sieht er ein "kurzes Fenster der Möglichkeiten, um Regeln zu schaffen".

Video: Verbot, "wo Nullen und Einsen über Leben und Tod entscheiden"

Auch Militärexperte Gerald Karner sieht eine Gefahr in autonomen Waffensystemen, die gänzlich ohne menschliche Kontrolle handeln, sagt er im PULS 24 Interview.

Video: Unaufhaltbare KI-Waffensysteme ein "realistisches Zukunftsszenario"

ribbon Zusammenfassung
  • Die Entscheidung über militärische Angriffe wird immer mehr an Künstliche Intelligenz abgetreten.
  • Teilweise entscheiden in manchen aktuellen Konflikten Drohnen schon autonom, welche Ziele sie angreifen.
  • In äußerster Konsequenz könnten KI-Systeme so einen Krieg vom Zaun brechen, der gar nicht gewollt ist, warnt Militärexperte Frank Sauer.
  • "Das ist eine Sache, die macht allen ziemlich gleich viel Sorgen - egal ob sie in Berlin, in Brüssel, in Washington, in Peking oder in Moskau sitzen", so der Experte.

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