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Ergebnis von Bürgermeisterwahl in London erwartet

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Nach ihrem deutlichen Erfolg bei den Kommunalwahlen in England rechnet die britische Oppositionspartei Labour auch mit einem Sieg bei der Londoner Bürgermeisterwahl. Das Ergebnis soll im Laufe des Samstags verkündet werden. Amtsinhaber Sadiq Khan galt als klarer Favorit bei der Abstimmung am Donnerstag. Allerdings machten am Freitag Gerüchte die Runde, die konservative Herausforderin Susan Hall könne völlig überraschend gewinnen.

Als Gründe wurden eine niedrige Wahlbeteiligung unter Labour-Wählern und der Unmut in den Außenbezirken über die Ausweitung der Umweltzone genannt. Wie unter anderem der Sender Sky News am späten Abend berichtete, gingen aber beide Lager doch davon aus, dass Khan eine historische dritte Amtszeit antreten werde.

Auch in der Region West Midlands um die Millionenstadt Birmingham wird am Samstag mit dem Ergebnis der Bürgermeisterwahl gerechnet. Premierminister Rishi Sunak hoffte nach den verheerenden Ergebnissen seiner Tory-Partei bei den Kommunalwahlen auf einen Sieg des konservativen Amtsinhabers Andy Street. Ein Erfolg würde auch den Druck auf Sunak aus der eigenen Fraktion mindern, betonten Experten.

Die bisherigen Ergebnisse waren für Sunak allerdings katastrophal. Nach Auszählung fast aller Stimmen verloren die Tories etwa die Hälfte der Sitze, die sie zu verteidigen hatten. Bittere Niederlagen gab es in Hochburgen wie Gloucester im Südwesten, wo die Konservativen 20 Jahre lang regiert hatten, oder Thurrock östlich von London. Der Premierminister zeigte sich enttäuscht.

Die Oppositionspartei Labour sah sich in ihrem Erfolgskurs bestätigt. Parteichef Keir Starmer forderte Sunak auf, endlich ein Datum für die Parlamentswahl zu nennen. Bisher hat der Premier nur einen Termin im zweiten Halbjahr angedeutet

Der Wahlforscher John Curtice berechnete für die BBC, die Konservativen würden gerade mal 25 Prozent der Stimmen erhalten, falls die Ergebnisse bei einer Parlamentswahl wiederholt würden. "Die Tories haben ihr Regierungsmandat verloren, und die Wähler werden ihnen wohl kaum noch Anerkennung für Verbesserungen in den Bereichen zollen, die die größten Sorgen bereiten - Wirtschaft und Migration", sagte der Politikwissenschaftler Mark Garnett der Deutschen Presse-Agentur.

Spannend dürfte nun werden, ob es parteiintern eine größere Revolte gegen Sunak gibt - "in der Hoffnung, dass ein neues Gesicht den Wählern helfen könnte, die letzten 14 Jahre zu vergessen", sagte der Experte von der Universität Lancaster. Die Tories regieren seit 2010.

Außerdem nimmt der Druck von rechts weiter zu. Die rechtspopulistische Partei Reform UK, vor fünf Jahren vom Brexit-Vorkämpfer Nigel Farage als Brexit-Partei gegründet, übe eine starke Anziehungskraft auf desillusionierte konservative Anhänger aus und werde wahrscheinlich zu einer großen Bedrohung für das Überleben der Partei, sagte Garnett. Der Politikwissenschaftler Tim Bale von der Queen Mary University of London sagte der dpa, Reform werde die Tories bei der Parlamentswahl voraussichtlich viele Stimmen kosten.

ribbon Zusammenfassung
  • Bei den Kommunalwahlen in England erlitten die Konservativen schwere Verluste und verloren etwa die Hälfte der Sitze, die sie zu verteidigen hatten.
  • Labour rechnet mit einem Sieg bei der Londoner Bürgermeisterwahl, während Sadiq Khan auf eine historische dritte Amtszeit hofft.
  • Wahlforscher John Curtice prognostiziert für die Konservativen nur 25% der Stimmen, falls die Ergebnisse bei einer Parlamentswahl wiederholt würden.

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