Netanyahu und ErdoganAPA/AFP

Diktatur-Vorwürfe: Türkei stoppt Handel mit Israel

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Die Türkei stellt den Handel mit Israel ein und will den Zugang zu Häfen blockieren. Man wolle so "ununterbrochenen Fluss humanitärer Hilfe nach Gaza" erzwingen. Israel wirft der Türkei "Vertragsbruch" vor. Erdoğan würde "wie ein Diktator" verhalten.

Die Türkei hat den gesamten Handel mit Israel eingestellt. Die Maßnahmen würden strikt umgesetzt, bis Israel den ununterbrochenen Fluss humanitärer Hilfe nach Gaza erlaube. 

Mit der Entscheidung verschärfen sich die ohnehin starken Spannungen zwischen den beiden Ländern weiter. 

Anfang April hatte die Türkei bereits Exportbeschränkungen für bestimmte Güter im Handel mit Israel erlassen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hatte den israelischen Militäreinsatz im Gazastreifen wiederholt scharf kritisiert und Israel "Völkermord" an den Palästinensern vorgeworfen.

Zuletzt empfing Erdoğan den Auslandschef der militant-islamistischen Hamas, Ismail Hanija, in Istanbul. Netanyahu warf er vor, ein Diktator zu sein. 

"Erdogan bricht Vereinbarungen, indem er Häfen für israelische Importe und Exporte blockiert", reagierte nun Israels Außenminister Israel Katz auf X.

Katz warf wiederum Erdoğan vor: "Auf diese Weise verhält sich ein Diktator, die Interessen des türkischen Volkes und der Geschäftsleute missachtend". Zudem ignoriere Ankara internationale Handelsabkommen. Israel wolle Alternativen zum Handel mit der Türkei schaffen, mit Hilfe lokaler Produktion und Importen aus anderen Ländern. "Israel wird daraus mit einer starken und kühnen Wirtschaft hervorgehen."

Im Jahr 2023 hatte der Handel zwischen den beiden Ländern einen Wert von 6,8 Milliarden Dollar - 76 Prozent entfielen auf türkische Exporte. 

Türkei will sich "Völkermord"-Klage anschließen

Die Türkei geht aber noch einen Schritt weiter: Am Mittwoch hatte man außerdem mitgeteilt, man wolle sich der von Südafrika angestrengten "Völkermord"-Klage gegen Israel anschließen. Man werde noch die juristischen Details zu dem Antrag beenden.

Ende Dezember hatte Südafrika Israel vor dem Internationalen Gerichtshof wegen angeblich im Gazakrieg begangener Verstöße gegen die Völkermordkonvention verklagt. Das UNO-Gericht verfügte in einem einstweiligen Entscheid, Israel müsse Schutzmaßnahmen ergreifen, um einen "Völkermord" zu verhindern.

Israel hat "Völkermord"-Vorwürfe wiederholt zurückgewiesen. Das Land beruft sich nach den Massakern der islamistischen Hamas und anderer extremistischer Palästinenserorganisationen am 7. Oktober 2023 auf das Recht auf Selbstverteidigung.

Vorwurf Völkermord: Israel vor Weltgericht

ribbon Zusammenfassung
  • Die Türkei stellt den Handel mit Israel ein und will den Zugang zu Häfen blockieren.
  • Man wolle so "ununterbrochenen Fluss humanitärer Hilfe nach Gaza" erzwingen.
  • Israel wirft der Türkei "Vertragsbruch" vor. Erdoğan würde "wie ein Diktator" verhalten.

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