SchweißerAPA/dpa/Oliver Berg

41-Stunden-Woche: Edtstadler rudert nach Sager zurück

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Der Vorstoß der Industrie über eine 41-Stunden-Woche hatte bei SPÖ-Chef Andreas Babler für Entsetzen gesorgt. Er hielt eine Arbeitszeitverlängerung bei "Heiß Umfehdet" für einen "traurigen Gag". ÖVP-Ministerin Karoline Edtstadler stärkte der Industriellenvereinigung am Dienstag zunächst den Rücken, ruderte dann aber zurück.

Wohlstand entstehe nur durch Leistung, sagte der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Christoph Neumayer am Montag vor Journalist:innen. Dementsprechend fordere die Wirtschaft eine 41-Stunden-Woche, anstelle der, von der SPÖ immer wieder eingebrachten, Arbeitszeitverkürzung. Auf diese pochte Parteichef Andreas Babler bei "Heiß Umfehdet" am Montagabend abermals. 

Den Vorstoß der Industrie tat er bei Anchor Wolfgang Schiefer als "traurigen Gag" ab. Wer diese Forderung höre, müsse sich "auf den Kopf greifen", so Babler. Man solle Respekt haben vor den Menschen, die jeden Tag zur Arbeit gehen. 

Arbeitszeit kürzen ein "linker Traum" 

Verfassungs- und Europaministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) schlug am Rande einer Pressekonferenz am Dienstag andere Töne an. Sie zeigte sich für eine Arbeitszeitverlängerung offen. "Wenn wir unseren Wohlstand erhalten wollen, müssen wir mehr als weniger arbeiten", meinte sie.

Mit "linken Träumen" einer Arbeitszeitverkürzung "wird es sich nicht ausgehen", schießt sie wohl gegen die Pläne der SPÖ. "Eher mehr als weniger wird notwendig sein", sagte Edtstadler.

Edtstadler rudert zurück 

Am späten Nachmittag ruderte sie dann aber wieder zurück. Aus dem Büro der Ministerin heißt es zur APA, dass es nicht um eine Erhöhung der Normarbeitszeit für Vollzeit-Arbeitskräfte gehe, vielmehr gehe es darum, jene mehr in Arbeit zu bringen, die derzeit keine Vollzeittätigkeit hätten.

Video: Edtstadler zu 41-Stunden-Woche

Länger Arbeiten bei gleichem Lohn?

Die Industrie fordere eine Arbeitszeitverlängerung ohne Lohnausgleich, also ohne Erhöhung des Einkommens. Neumayer sprach am Montag auch von einer "Unzahl an Feiertagen" in Österreich.

Dazu meinte Edtstadler, dass die "hohen Lohnabschlüsse" eine Herausforderung seien. Es gehe darum, die Wirtschaft nicht noch weiter zu belasten. Dass die Lohnabschlüsse vor allem durch die von der türkis-grünen Regierung nur unzureichend bekämpften Teuerung bedingt sind, blendete sie aus.

Video: Industriellenvereinigung - "Wir müssen mehr arbeiten"

"Jede vierte Überstunde ist unbezahlte Gratisarbeit" 

ÖGB-Bundesgeschäftsführerin Ingrid Reischl reagierte entsetzt auf die Aussagen von Edtstadler: "Dass jetzt auch die Bundesregierung in den von der IV angeführten Chor einstimmt und ebenfalls eine Arbeitszeitverlängerung fordert, ist völlig absurd. Runter mit der Arbeitszeit und nicht hinauf muss die Devise lauten."

Reischl erinnert daran, dass allein im Vorjahr Beschäftigte in Österreich fast 47 Millionen Überstunden ohne Geld- oder Zeitausgleich geleistet hätten. "Jede vierte Überstunde ist unbezahlte Gratisarbeit", so die Gewerkschafts-Chefin.

Video: SPÖ-Chef Andreas Babler über die 41-Stunden-Woche

ribbon Zusammenfassung
  • Der Vorstoß der Industrie über eine 41-Stunden-Woche hatte bei SPÖ-Chef Andreas Babler für Entsetzen gesorgt.
  • Er hielt eine Arbeitszeitverlängerung bei "Heiß Umfehdet" am Montag für einen "traurigen Gag".
  • ÖVP-Verfassungsministerin Karoline Edtstadler stärkte der Industriellenvereinigung am Dienstag zunächst den Rücken, ruderte dann aber zurück.