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Ukraine rechnet mit russischer Offensive im Sommer

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Die Ukraine warnt vor einer Sommer-Offensive der Russen. "Wir bereiten uns vor. Ja, der Feind wird uns unangenehme Überraschungen bereiten", erklärte der Kommandant der Nationalgarde der Ukraine, Olexandr Piwnenko, im Nachrichtenportal Liga.net. "Er wird in Gebieten agieren, in denen wir ihn nicht erwarten." Unterdessen hat Russland als Reaktion auf die neuen US-Militärhilfen für die Ukraine verstärkte Angriffe auf Lagerstätten westlicher Waffen in der Ukraine angekündigt.

Die russische Armee werde auch Logistikzentren in der Ukraine mehr ins Visier nehmen, sagte Verteidigungsminister Sergej Schoigu bei einer Besprechung hochrangiger Militärs am Dienstag. Westliche Militärexperten hatten seit Tagen davor gewarnt, dass Russland das Zeitfenster bis zum Eintreffen der neuen Waffen und Munition für die Ukraine für eine Intensivierung seiner Angriffe nutzen könnte. Nach dem US-Repräsentantenhaus muss noch der Senat in Washington über das Hilfspaket von 61 Milliarden US-Dollar (rund 57 Milliarden Euro) abstimmen. Danach will US-Präsident Joe Biden es freigeben.

Obwohl Moskau bei seinem Beschuss häufig Objekte der zivilen Infrastruktur zerstört, behauptet die russische Militärführung, nur militärische Ziele zu bekämpfen. Vor allem Energieanlagen in der Ukraine hatten die russischen Streitkräfte bombardiert. Nach Angaben Schoigus hat die russische Armee an der Front die Zügel fest in ihrer Hand. Die ukrainischen Soldaten würden aus ihren Positionen zurückgedrängt, sagte er. Die Gegenoffensive Kiews sei gescheitert.

"Seit Beginn der militärischen Spezialoperation belaufen sich die Verluste der ukrainischen Streitkräfte auf fast eine halbe Million Soldaten", sagte Schoigu. Dagegen hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Ende Februar die Zahl der eigenen Gefallenen mit 31.000 angegeben. Westliche Militärexperten schätzen die Verluste - Gefallene und Schwerverwundete - auf beiden Seiten auf mehr als jeweils 100.000.

Im Zusammenhang mit einem neuen Mobilisierungsgesetz stellen Botschaften und Generalkonsulate der Ukraine ab Dienstag temporär die allermeisten konsularischen Dienstleistungen für männliche Staatsbürger im wehrfähigen Alter ein. Das bestätigte Außenminister Dmytro Kuleba auf X, ehemals Twitter: Männer im wehrfähigen Alter seien ausgereist und hätten ihrem Land gezeigt, dass sie die Fragen des Überlebens der Ukraine nichts angingen. Aber dann kämen sie und wollten von diesem Land Dienstleistungen erhalten, erklärte der Außenminister. "So geht das aber nicht", schrieb Kuleba.

Bei einem russischen Drohnenangriff auf die Schwarzmeerhafenstadt Odessa sind nach ukrainischen Angaben neun Menschen verletzt worden. "Vier davon sind Kinder - zwölf und neun Jahre sowie zwei Babys, die noch nicht einmal ein Jahr alt sind", schrieb der Militärgouverneur der Region, Oleh Kiper, am Dienstag auf seinem Telegram-Kanal. Alle vier seien mit mittelschweren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert worden.

Mehrere Wohnhäuser in der Stadt seien beschädigt worden und in Flammen aufgegangen, teilte Kiper mit. Von mindestens 14 beschädigten Wohnungen sprach die Stadtverwaltung. Die Bergungstrupps haben Dutzende Menschen aus den Trümmern gerettet, darunter auch drei Kinder.

Der ukrainischen Luftwaffe zufolge setzte Russland 16 Drohnen und zwei Kurzstreckenraketen ein. 15 Drohnen seien durch die Luftabwehr zerstört worden. Sie seien auf Odessa und Mykolajiw im Süden der Ukraine, Tscherkassy in der Zentralukraine und auf die Hauptstadt Kiew angesetzt gewesen. In Kiew habe es weder Schäden noch Verletzte gegeben, teilte der Chef der Militärverwaltung, Serhij Popko, ebenfalls auf Telegram mit.

Russland beschießt in seinem seit nunmehr mehr als zwei Jahre andauernden Angriffskrieg gegen die Ukraine auch regelmäßig das Hinterland des benachbarten Staates. Immer wieder werden dadurch Infrastrukturobjekte beispielsweise zur Strom- und Wasserversorgung zerstört und Zivilisten getötet oder verletzt.

ribbon Zusammenfassung
  • Bei einem russischen Drohnenangriff auf die Schwarzmeerhafenstadt Odessa sind mindestens sieben Menschen verletzt worden.
  • Die ukrainische Luftabwehr hat alle auf Kiew abgefeuerten Drohnen zerstört, ohne dass Schäden oder Verletzungen gemeldet wurden.
  • In der südlichen Region Mykolajiw wurden vier russische Drohnen zerstört, das Ausmaß des Angriffs auf die Ukraine bleibt unklar.