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Rapper Danny Brown begeisterte in Wien als "Puppenspieler"

Das Lachen ist noch da. Schrill und ansteckend wie eh und je. Und doch ist es ein neuer Danny Brown, der Mittwochabend auf der Bühne der Wiener Simm City zu erleben war. Der US-Rapper hat im Vorjahr in eine Entzugsklinik eingecheckt und ist mittlerweile seit mehr als einem Jahr nüchtern. Der Europatour zu seinem aktuellen Album "Quaranta" tut das gut. Browns Performance war am Punkt und versprühte nach wie vor eine anarchische Energie.

Sein bereits sechstes Album hatte Brown eigentlich schon länger fertig, allerdings zögerte sein Label zunächst mit der Veröffentlichung. "Ich war zu der Zeit einfach ein betrunkenes Arschloch", ist der Musiker im APA-Interview vor der Show direkt. "Zum Glück gab es Leute, die sich um mich gesorgt haben und darauf gewartet haben, dass ich meinen Scheiß zusammenbekomme. Wäre ich ihnen egal gewesen, dann hätten sie das Album einfach veröffentlicht und mich in diesem Zustand wieder auf Tour geschickt." Nur: Wirklich klar war ihm das zunächst nicht. "Wenn es dir beschissen geht, gibst du allen anderen die Schuld, nur nicht dir selbst."

Glücklicherweise gehört das nun der Vergangenheit an: Seit seinem Durchbruch mit "XXX" (2011) hat Brown mit eklektischen Sounds ebenso begeistert, wie er ein teils auch textlich ausgebreitetes Faible für Drogen und Alkohol an den Tag gelegt hat. Mit dem Erfolg ist es eben so eine Sache, wie gleich der Album- und Setopener "Quaranta" deutlich machte: "This rap shit done saved my life/And fucked it up at the same time." Brown hat viel durchgemacht in seinem Leben, der späte Durchbruch mit 30 Jahren war dann wohl Genugtuung und Absprungpunkt für eine neue Abgehobenheit gleichermaßen.

Warum Brown aber trotz aller Probleme lange funktioniert hat, zeigte sich auch in Wien: Nur von seinem DJ unterstützt, pflügte er in dem knapp einstündigen Set durch seine bisherige Diskografie, wobei gerade zu Beginn die ziemlich persönlich und düster gehaltenen Tracks von "Quaranta" dargeboten wurden. Dass er stilistisch nur schwer einzuordnen ist, machte Brown auch kleidungstechnisch deutlich, mit dezenter Sonnenbrille, schwarz-glänzender Lederhose und langem Mantel, dem er sich in der zweiten Konzerthälfte entledigte. Bling-Bling kann er zwar auch, aber eben anders, als man es im kommerziellen Rap gewohnt ist.

Ziemlich unprätentiös schritt Brown so die Bühne ab, das Mikrofon immer im Anschlag und die Worte intensiv in die von Anfang an feiernde Fanmenge schleudernd. Alte Hits wie "Lie4" oder "Dip" gingen runter wie Öl, bei "Ain't It Funny" war die Stimmung am Kochen, nur um direkt im Anschluss mit dem reduzierten "Dirty Laundry" in eine andere Richtung gelenkt zu werden. Im Mittelteil wurde mit sechs kurz angespielten Tracks noch die Kollaboration mit JPEGMafia aus dem Vorjahr ("Scaring the Hoes") bedacht. Über mangelnde Energie des Publikums konnte sich Brown jedenfalls nicht beschweren. "Es liegt letztlich ja an dir", meinte er zuvor auf das Funktionieren einer Liveshow angesprochen. "Du bist gewissermaßen der Puppenspieler und ziehst die Fäden."

Somit darf man gespannt sein, was Danny Brown nach harscher Elektronik und Partyrap-Exzessen in Zukunft vorlegen wird. Denn das Spiel ist für ihn alles andere als vorbei. "Als Rapper ist es zwar leicht, Dinge aufzugreifen, die bereits gemacht wurden. Aber eigentlich ist das Genre noch relativ jung im Vergleich zu anderen. Es gibt noch so viele Orte, wohin wir diese Sounds bringen können", nickte er. "Das braucht aber Zeit. Ich muss einfach geduldig bleiben." Ein Erfolgsrezept für frische Klänge hatte er dennoch parat: "Werde nicht zu selbstsicher. Egal wie alt du bist, du kannst immer noch dazulernen. Nimm konstruktive Kritik auf und werde kein Hater!"

(Von Christoph Griessner/APA)

(S E R V I C E - https://dannybrown.warp.net)

ribbon Zusammenfassung
  • Der US-Rapper Danny Brown, der seit über einem Jahr nüchtern ist, zeigte sich in Wien mit einer präzisen und energiegeladenen Performance.
  • Sein sechstes Album 'Quaranta' wurde verzögert veröffentlicht, da sein Label aufgrund seines damaligen Zustands zögerte.
  • Brown sieht die Zukunft der Rap-Musik optimistisch und betont die Bedeutung von lebenslangem Lernen und Offenheit für Kritik.