APA/HELMUT FOHRINGER

Strompreise an Europas Börsen auf neuem Rekordhoch

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Die Strompreise an Europas Börsen steuern derzeit auf ein neues Rekordhoch zu. Grund dafür sind die extreme Dürre und die hohen Gaspreise.

Am Spotmarkt kostete die Megawattstunde am Mittwoch zwischen 19 und 20 Uhr 747,9 Euro, wie aus der Auktion an der europäischen Strombörse Epex am Dienstag hervorging. Selbst in den Nachtstunden, wo wenig Strom-Nachfrage herrscht, sinkt der Spotpreis nicht unter 460 Euro pro Megawattstunde (MWh). Auf die Kilowattstunde umgerechnet sind das 0,46 Cent pro KWh.

Was sind die Gründe dafür?

Aufgrund der anhaltenden Dürre können die Flusskraftwerke derzeit nicht die gewohnten Mengen Strom produzieren. Auch der Verbund merkt in seinen Flusskraftwerken die derzeit geringeren Wassermengen. Aktuell werde um 14 Prozentpunkte weniger Strom erzeugt als im langjährigen Durchschnitt, hieß es auf APA-Anfrage.

Auch deshalb sei eine Diversifizierung der österreichischen Stromerzeugung hin zu mehr Photovoltaik und Windkraft sinnvoll, so Pressesprecherin Ingun Metelko. Zum Teil können die geringen Pegelstände mit Gletscherwasser kompensiert werden. Damit kann die Stromproduktion auf niedrigem Niveau weitergeführt werden.

Französische AKWs treiben europäische Strompreise

Auch die Dürre in Frankreich lässt die Strompreise europaweit steigen. Infolge der extrem niedrigen Pegelstände und hohen Wassertemperaturen bei mehreren Flüssen fehlt wichtigen Atomkraftwerken das Kühlwasser. Frankreich setzt in der Stromerzeugung stark auf Kernenergie.

Diese Strategie hat das Land bisher zu einem relativ großen Netto-Exporteur von Strom gemacht. Seit Mitte Jänner sei die Stromerzeugung in den Atomkraftwerken allerdings kontinuierlich zurückgegangen, erklärte Karina Knaus von der Energieagentur im Gespräch mit der APA. Frankreich wurde damit vom Strom-Exporteur zum Strom-Importeur.

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Dazu kommt in Deutschland die Sorge, dass wegen der niedrigen Rhein-Pegelstände die Kohlekraftwerke nicht mehr oder nur umständlich mit Kohle versorgt werden können. Aufgrund dieser Probleme muss vermehrt auf die Stromerzeugung durch Gaskraftwerke zurückgegriffen werden.

Nachdem die Produktionskosten für die Gaskraftwerke ebenfalls gestiegen sind, werden die Preissteigerungen an die Stromkund:innen weitergegeben.

Strompreis als Objekt von Spekulanten

Als weiterer Grund für die hohen Preise für Strom sieht der Ökonom Stephan Schulmeister aber auch die Berechnungsart der Strompreise. Diese seien eine "'Spielwiese' für das schnelle Spekulieren sei", so Schulmeister auf Twitter.

Tatsächlich wird der österreichische Strompreisindex (ÖSPI) auf Basis der Notierungen an der Energie-Börse EEX (European Energy Exchange) in Leipzig berechnet. Grundlage für den ÖSPI sind die Marktpreise für Strompreis-Futures der kommenden vier Quartale.

Diese seien laut Schulmeister aber "NIE ein verlässlicher Indikator der künftigen ("echten") Spotpreise". Im Gegenteil, sie würden zum Spekulieren einladen. Dieser "instabile ÖSPI wird dann von den Stromlieferanten zur 'Anpassung' der Strompreise von Haushalten und Unternehmen verwendet (und nicht die realisierten - niedrigeren und weniger instabilen - Preise)."

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ribbon Zusammenfassung
  • Am Spotmarkt kostete die Megawattstunde am Mittwoch zwischen 19 und 20 Uhr 747,9 Euro, wie aus der Auktion an der Strombörse Epex am Dienstag hervorging.
  • Die anhaltende Dürre und die hohen Gaspreise treiben die Kosten für die Stromproduktion.