APA/APA/GEORG HOCHMUTH/GEORG HOCHMUTH

Olympische Sommerspiele in Tokio feierlich eröffnet

0

Die XXXII. Olympischen Sommerspiele sind eröffnet. Japans Kaiser Naruhito sprach am Freitag in der Ausrichterstadt Tokio um 23.13 Uhr Ortszeit (16.13 Uhr MESZ) die Eröffnungsworte. Dann entzündete Naomi Osaka, Tennis-Superstar und Nummer zwei der WTA-Weltrangliste, das olympische Feuer. Sie erklomm dafür einen dem japanischen Wahrzeichen Fuji nachempfundenen Berg.

Bis 8. August werden sich rund 11.100 Athletinnen und Athleten in 33 Sportarten und 339 Medaillenentscheidungen sportlich messen, darunter 75 österreichische Aktive - 39 Frauen und 36 Männer. Von ihnen war Ruderin Magdalena Lobnig am Freitag schon vor der Zeremonie im Einsatz gewesen.

Die zweiten Tokio-Spiele nach jenen - für Österreich medaillenlosen - 1964 finden aufgrund der Corona-Pandemie mit einem Jahr Verspätung unter hohen Sicherheitsvorkehrungen statt. Zuschauer sind wegen steigender Infektionszahlen nicht zugelassen und waren es auch nicht bei der Eröffnungsfeier. Dennoch waren nach offiziellen Angaben rund 10.400 Personen im Stadion, darunter 6.000 Aktive und Delegationsmitglieder. Dazu kamen Show-Darsteller, Offizielle und Medienvertreter. Es war eine reduzierte, fernsehgerechte Aufbereitung, die freilich nicht an glanzvolle Eröffnungen jüngster Spiele herankam, aber doch etwas japanische Kultur vermittelte.

Das ÖOC war mit rund zwei Dutzend Personen dabei, Fahnenträger waren die Segler Tanja Frank und Thomas Zajac. Erstmals waren für diese Aufgabe Pärchen aus Sportlerin und Sportler vorgesehen. Frank/Zajac sind Bronzemedaillengewinner von Rio 2016 im Nacra 17. In Deutschland fiel die Wahl auf Beach-Volleyballerin Laura Ludwig und Wasserspringer Patrick Hausding. Die den Einmarsch abschließende Equipe Japans wurde von Ringerin Yui Susaki und Basketballer Rui Hachimura angeführt.

Hinter Frank und Zajac einmarschiert sind u.a. die Seglerinnen Barbara Matz und Lorena Abicht, Judoka Sabrina Filzmoser, das Tennis-Duo Oliver Marach und Philipp Oswald, Vielseitigkeitsreiterin Lea Siegl sowie die Tischtennis-Spielerinnen Liu Yuan und Karoline Mischek. Die österreichische Equipe war als 37. von 205 Länder-Teams - zusätzlich das Flüchtlings-Team - in die Arena gekommen und wurde u.a. von ÖOC-Präsident Karl Stoss beklatscht.

Die Reaktionen waren begeisternd. Co-Fahnenträgerin Frank fand es "megacool" und "ein Wahnsinn". Zajac zählt das Tragen der Fahne gemeinsam mit Frank "zu einem der Höhepunkte meiner sportlichen Karriere". Es sei kein volles Stadion gewesen, "aber es war trotzdem alles voller Energie. Es war ein wirklich schöner Moment." Olympia-Debütantin Abicht sprach von einem "Gänsehautmoment" und nannte es "ein supercooles Erlebnis".

Christoph Sieber, Chef des Mission der ÖOC-Delegation, hob die Stimmung beim Einmarsch hervor. "Gemeinsam mit der gesamten Welt ins Olympiastadion einzumarschieren, das war der Moment, auf den die ganze Welt gewartet hat."

Es waren kaum Würdenträger aus dem Ausland angereist. Als einer der wenigen Staatschefs war Südkoreas Präsident Moon Jae-in dabei. Auch die Frau von US-Präsident Joe Biden, First Lady Jill Biden, und der französische Präsident Emmanuel Macron waren im Stadion anwesend. Jedenfalls waren es aber deutlich weniger Vertreter von Ländern und internationalen Organisationen als die 40 vor fünf Jahren in Brasilien.

IOC-Chef Bach winkte seinen Landsleuten in der deutschen Equipe zu und nahm später zur speziellen Situation Stellung. "Heute ist ein Moment der Hoffnung. Er unterscheidet sich sehr von allem, was wir uns vorgestellt haben. Aber lasst uns diesen Moment feiern, denn endlich sind wir alle hier zusammen", sagte der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees. Er sprach von der vereinigenden Kraft des Sports. "Das ist die Botschaft von Solidarität, von Frieden und Resilienz."

Japans Staatsoberhaupt Naruhito folgte 57 Jahre danach seinem Großvater. Denn Kaiser Hirohito hatte die Spiele 1964 eröffnet. Diese waren knapp zwei Jahrzehnte nach dem verheerenden Zweiten Weltkrieg im Land mit Enthusiasmus ersehnt und zelebriert worden. Diesmal wird das weltweit größte Sportereignis von der Mehrheit der japanischen Bevölkerung wegen der Pandemie-Auswirkung abgelehnt.

Der 61-jährige Naruhito, der weltweit einzige Kaiser, soll sich vor einem Monat selbst besorgt darüber geäußert und die Sorgen vieler seiner Untertanen vor einer Corona-Ausbreitung durch die Spiele geteilt haben. Der Kaiser darf sich laut Nachkriegsverfassung nicht zu politischen Fragen äußern. Am Donnerstag empfing der in Oxford ausgebildete Monarch Bach, drückte ihm seinen tiefen Respekt für die Bemühungen aus.

Rund um die Eröffnungsfeier gab es am Freitag in Tokio auch vereinzelte Proteste. Vor dem Rathaus hatten sich Dutzende von Menschen umringt von Polizisten versammelt. Auf Bannern stand "Löscht die Olympische Fackel" und "Keine Olympiade" sowie "Globales Verbrechen gegen Japan". Vor dem Stadion war "Stoppt die Olympiade sofort. Brecht die Eröffnungsfeier ab" zu hören. Diese Rufe waren auch während der Feier in der Arena zu vernehmen, wenn es kurz still war.

Viele Menschen versammelten sich rund um das Stadion aber auch friedlich, um in der Nähe der Eröffnung zu sein. Sie begrüßten die wenigen Teilnehmer an den Feierlichkeiten äußerst freundlich, winkten, machten Erinnerungsfotos und -filme, posierten vor den vor dem Stadion positionierten Olympischen Ringen und gaben damit ihrer Freude über die Gäste aus aller Welt und das Sportfest Ausdruck. Das im Notstand, in dem sich Tokio noch bis weit nach Ende der Olympischen Spiele befindet.

ribbon Zusammenfassung
  • Japans Kaiser Naruhito sprach am Freitag in der Ausrichterstadt Tokio um 23.13 Uhr Ortszeit die Eröffnungsworte.
  • "Gemeinsam mit der gesamten Welt ins Olympiastadion einzumarschieren, das war der Moment, auf den die ganze Welt gewartet hat."
  • Rund um die Eröffnungsfeier gab es am Freitag in Tokio auch vereinzelte Proteste.
  • Das im Notstand, in dem sich Tokio noch bis weit nach Ende der Olympischen Spiele befindet.

Mehr aus Sport