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Ukraine-Krieg: Selenskyj warnt vor Bomben auf Odessa

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Im Ukraine-Krieg hat die von Russland belagerte Stadt Mariupol am Sonntag erneut versucht, Zivilisten über einen humanitären Korridor in Sicherheit zu bringen. Der Präsident der Ukraine warnt vor Bomben auf Odessa.

Nach mehr als einer Woche Krieg hatten Russland und die Ukraine schon am Samstag eine zeitweilige Waffenruhe für die südukrainische Hafenstadt Mariupol und eine Kleinstadt der Umgebung vereinbart, um Menschen fliehen zu lassen. Doch wurde die Feuerpause gebrochen, die Evakuierung scheiterte. Mariupols Bürgermeister Wadym Boitschenko sprach danach im ukrainischen Fernsehen von einer "humanitären Blockade" durch russische Einheiten. Er flehe um die Errichtung eines Korridors, um Ältere, Frauen und Kinder aus der Stadt mit rund 440.000 Einwohnern zu bringen.

Russland könnte Krieg bald nicht mehr finanzieren können

Dazu gab es am Sonntagvormittag einen neuen Versuch, wie die Stadtverwaltung mitteilte. Demnach war wieder eine mehrstündige Feuerpause vereinbart, um ab 11.00 Uhr deutscher Zeit die Evakuierung zu starten. Die prorussischen Separatisten der "Volksrepublik Donezk" teilten kurz darauf mit, die ersten 300 Menschen hätten die Stadt verlassen. Die Ukraine hofft nach eigenen Angaben auch auf einen humanitären Korridor für Charkiw.

Kiew soll umzingelt werden

Neben Mariupol sieht der ukrainische Generalstab den Hauptfokus der russischen Angreifer weiter in der Umzingelung der Hauptstadt Kiew, der Millionenmetropole Charkiw im Osten und der Stadt Mykolajiw im Süden. Russische Einheiten versuchten, in die südwestlichen Außenbezirke von Kiew einzudringen und näherten sich der Autobahn nach Boryspil, wo Kiews internationaler Flughafen liegt. Russland plane zudem die Einnahme des Wasserkraftwerks Kaniw rund 150 Kilometer südlich von Kiew am Fluss Dnipro.

In Moskau meldete das Verteidigungsministerium den Vormarsch der russischen Armee und der von ihr unterstützten Separatisten im Osten der Ukraine. Russische Streitkräfte und prorussische Separatisten brachten demnach mehr als ein Dutzend Ortschaften unter ihre Kontrolle. Zugleich meldete die russische Seite ukrainische Angriffe auf die selbst erklärten Volksrepubliken Luhansk und Donezk.

Die Angaben beider Seiten können nicht unabhängig überprüft werden.

"Wir müssen kämpfen"

Der russische Präsident Wladimir Putin hatte als Ziel der am 24. Februar begonnenen Invasion genannt, die Gebiete Donezk und Luhansk vollständig einzunehmen. Putin spricht von einer "militärischen Spezial-Operation". Russland hat nach eigenen Angaben mehr als 2.200 Objekte militärischer Infrastruktur zerstört, aber auch Hunderte getötete Soldaten in den eigenen Reihen eingeräumt.

Der ukrainische Präsident Selenskyj forderte seine Landsleute in einer neuen Videobotschaft zum Widerstand gegen die russischen Truppen auf. "Wir müssen nach draußen gehen! Wir müssen kämpfen! Wann immer sich eine Gelegenheit bietet." Die Menschen sollten wie in Cherson, Berdjansk oder Melitopol nach draußen gehen "und dieses Übel aus unseren Städten vertreiben".

Die russischen Truppen bereiten nach den Worten Selenskyjs auch die Bombardierung von Odessa vor. Die Stadt liegt am Schwarzen Meer westlich der von Russland annektierten Halbinsel Krim. "Raketen auf Odessa? Das wird ein Kriegsverbrechen sein", sagte Selenskyj.

Vermittlungen ohne Erfolg

Internationale Vermittlungsversuche scheinen in dem Krieg derzeit wenig zu fruchten. Israels Ministerpräsident Naftali Bennett war am Samstag zu dreistündigen Gesprächen mit Putin in Moskau und anschließend beim deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz in Berlin. Danach erklärte der deutsche Regierungssprecher Steffen Hebestreit aber nur, das gemeinsame Ziel bleibe es, den Krieg in der Ukraine "so schnell wie irgend möglich" zu beenden. "Daran werde man mit aller Kraft arbeiten."

Am Sonntag teilte Bennetts Büro mit, der Regierungschef habe zum dritten Mal binnen 24 Stunden mit Selenskyj telefoniert. Details gab es nicht. Als Vermittler bietet sich auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan an, der am Sonntag mit Putin telefonierte. Bundeskanzler Scholz wollte sich am Sonntag mit EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen beraten.

ribbon Zusammenfassung
  • Im Ukraine-Krieg hat die von Russland belagerte Stadt Mariupol am Sonntag erneut versucht, Zivilisten über einen humanitären Korridor in Sicherheit zu bringen.
  • Nach mehr als einer Woche Krieg hatten Russland und die Ukraine schon am Samstag eine zeitweilige Waffenruhe für die südukrainische Hafenstadt Mariupol und eine Kleinstadt der Umgebung vereinbart, um Menschen fliehen zu lassen.
  • Doch wurde die Feuerpause gebrochen, die Evakuierung scheiterte. Mariupols Bürgermeister Wadym Boitschenko sprach danach im ukrainischen Fernsehen von einer "humanitären Blockade" durch russische Einheiten.
  • Er flehe um die Errichtung eines Korridors, um Ältere, Frauen und Kinder aus der Stadt mit rund 440.000 Einwohnern zu bringen. Dazu gab es am Sonntagvormittag einen neuen Versuch, wie die Stadtverwaltung mitteilte.
  • Neben Mariupol sieht der ukrainische Generalstab den Hauptfokus der russischen Angreifer weiter in der Umzingelung der Hauptstadt Kiew, der Millionenmetropole Charkiw im Osten und der Stadt Mykolajiw im Süden.
  • Wolodomy Selenskyj, der Präsident der Ukraine, warnte, dass Russland Bombardements von Odessa vorbereiten würde.

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