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Blinken: Baldiger Ukraine-Gipfel Biden-Putin wahrscheinlich

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US-Präsident Joe Biden und sein russischer Kollege Wladimir Putin werden nach Angaben von US-Außenminister Antony Blinken voraussichtlich bald persönlich über den Ukraine-Konflikt sprechen. "Es ist wahrscheinlich, dass die Präsidenten in naher Zukunft direkt miteinander sprechen werden", sagte Blinken am Donnerstag in Stockholm.

Zuvor hatte bereits der russische Vize-Außenminister Sergej Rjabkow laut russischen Nachrichtenagenturen erklärt, der Kreml hoffe auf einen "Kontakt" der Staatschefs in "den nächsten Tagen". In welcher Form der Austausch stattfinden soll, sagte Rjabkow nicht. Russische Offizielle sprachen laut örtlichen Nachrichtenagenturen jedoch von einem möglichen virtuellen Gipfeltreffen.

Angesichts eines massiven Aufmarschs russischer Truppen an der Grenze zur Ukraine befürchten die USA und weitere westliche Staaten, Russland könnte mit seinen Soldaten auf ukrainisches Territorium vordringen. Moskau weist dies zurück. Im Gegenzug wirft der Kreml der Ukraine vor, sich vom Westen militärisch ausrüsten zu lassen, und prangert Nato-Militärmanöver nahe der russischen Grenzen an.

Moskau warf Kiew zudem vor, seinerseits im Osten des Landes, wo ukrainische Streitkräfte gegen prorussische Separatisten kämpfen, 125.000 Soldaten zusammenzuziehen. Ein Kreml-Sprecher bezeichnete am Donnerstag ukrainische Bestrebungen zur Rückgewinnung der 2014 von Russland annektierten Halbinsel Krim als "direkte Bedrohung".

Ein Treffen von Putin und Biden sei notwendig, erklärte der russische Vize-Außenminister Rjabkow. Die Lage sei "alarmierend", "unsere Probleme vervielfachen sich". Im Juni waren die beiden Staatschefs in Genf zu ihrem ersten und bisher einzigen Gipfeltreffen zusammengekommen.

US-Außenminister Blinken und sein russischer Kollege Sergej Lawrow trafen sich am Donnerstag am Rande eines OSZE-Treffens in Stockholm zu Gesprächen über den Ukraine-Konflikt. Lawrow warnte dabei eindringlich vor einer militärischen Konfrontation und warf der NATO vor, "ihre militärische Infrastruktur näher an die russischen Grenzen zu bringen".

Der Kreml werde "in naher Zukunft" Vorschläge zur Verhinderung einer Osterweiterung der NATO machen, erklärte Lawrow. Er forderte den Westen auf, diese zu prüfen. Bei seinem Gespräch mit Blinken in Stockholm sagte er dem US-Außenminister, Russland brauche "langfristige Sicherheitsgarantien", mit denen die Osterweiterung der NATO gestoppt werde.

Blinken sprach am Donnerstag erneut eine Warnung an Russland für den Fall eines Angriffs auf die Ukraine aus. Er warnte vor "ernsten Konsequenzen", sollte sich Russland "für eine Konfrontation entscheiden". Ähnlich hatte er sich bereits am Vortag geäußert und Moskau im Fall eines Einmarschs mit massiven wirtschaftlichen Sanktionen gedroht. Der US-Außenminister rief Moskau zur "Deeskalation" und "Diplomatie" auf. Die USA seien bereit, die "vollständige Umsetzung" des Minsker Friedensabkommens zu "erleichtern".

Das Abkommen war nach der russischen Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim 2014 geschlossen worden und sollte den Konflikt in der Ostukraine befrieden. Es wurde jedoch nie vollständig umgesetzt.

Vor seinem Treffen mit Lawrow hatte sich Blinken auch mit dem ukrainischen Außenminister Dmitri Kuleba beraten. Dieser sagte zu, Kiew werde "Zurückhaltung üben". Er rief die Verbündeten der Ukraine jedoch erneut auf, "ein Abschreckungspaket vorzubereiten", um Russland von möglichen militärischen Schritten abzuhalten.

In der Ukraine selbst nahmen die Spannungen am Donnerstag weiter zu. Nach Angaben aus Kiew wurde ein ukrainischer Soldat bei Auseinandersetzungen mit prorussischen Separatisten im Osten des Landes getötet.

Der russische Inlandsgeheimdienst FSB gab am Donnerstag zudem die Festnahme dreier ukrainischer Spione bekannt. Einer der Agenten sei mit zwei improvisierten Sprengsätzen aufgegriffen worden, erklärte der FSB. Der ukrainische Geheimdienst SBU dementierte den Vorfall. Die russischen Anschuldigungen seien "gefälscht" und Teil eines "hybriden Krieges".

ribbon Zusammenfassung
  • US-Präsident Joe Biden und sein russischer Kollege Wladimir Putin werden nach Angaben von US-Außenminister Antony Blinken voraussichtlich bald persönlich über den Ukraine-Konflikt sprechen.
  • "Es ist wahrscheinlich, dass die Präsidenten in naher Zukunft direkt miteinander sprechen werden", sagte Blinken am Donnerstag in Stockholm.
  • Der russische Inlandsgeheimdienst FSB gab am Donnerstag zudem die Festnahme dreier ukrainischer Spione bekannt.

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