Tirol und HG Pharma-Chef Herwig beenden Zusammenarbeit

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Nach Ungereimtheiten bei labortechnischer Befundung von PCR-Tests durch die Firma HG Pharma und nachdem deren Chef bzw. Gründer Ralf Herwig schwer unter Beschuss geraten war, hat das Land Tirol die Zusammenarbeit mit Herwig am Mittwoch beendet. Bereits zuvor hatte Herwig angekündigt, sich vorübergehend aus dem operativen Geschäft zurückzuziehen. Dies erklärte er im Gespräch mit der APA.

Wie es mit der noch bis Ende Juni laufenden Zusammenarbeit des Landes mit der Firma HG Pharma zunächst weitergeht, werde derzeit vom Einsatzstab geprüft, hieß es aus dem Büro des Landeshauptmannes gegenüber der APA. Die Laborbefundung im Land soll jedenfalls neu aufgestellt werden, erklärte Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) bei einer Pressekonferenz. Der Auftrag soll neu ausgeschrieben werden.

Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) bestätigte am Mittwoch nach dem Ministerrat, dass es sich bei der vom Land Tirol mit PCR-Tests betrauten HG Pharma um ein gelistetes Labor handle. "Die Vergabe ist in Tirol passiert, derzeit wird in Tirol aufgeklärt", sagte Mückstein. Und: "Wir wissen nicht, wie groß das Problem mit den PCR-Testungen war." Derzeit gehe er davon aus, dass alle als positiv gemeldeten Tests des Labors auch positiv waren.

Die Vergabe des Tiroler Auftrags für PCR-Tests im Wert von acht Mio. Euro an die HG Pharma hatte für massive Kritik gesorgt, weil gegen den Firmengründer ein Verfahren wegen mutmaßlicher Behandlungsfehler läuft. Er muss sich deshalb am Freitag am Wiener Straflandesgericht wegen schwerer Körperverletzung und Betruges verantworten und darf derzeit nicht als Arzt praktizieren.

Außerdem steht der Verdacht im Raum, die Firma würde die fachlichen Voraussetzungen für die Tests nicht erfüllen. Dies weist Herwig zurück und spricht von falschen Berichten, die jeder Grundlage entbehren würden. "Es hat keine falsch positiven Tests gegeben. Alles, was es gegeben hat, waren PCR-Vorwarnungen, die dann von der Akademie der Wissenschaften bestätigt werden oder nicht. Das ist ein ganz normaler Vorgang", erklärte der Urologe. Die Qualität der Tests sei einwandfrei, dies sei auch mehrfach national wie international bestätigt und überprüft worden.

Die Entscheidung für seinen vorläufigen Rückzug habe er "aufgrund der Turbulenzen um meine Person" getroffen, meinte Herwig. Es könne sein, dass er sich zurückziehe, bis sich die Vorwürfe aufgeklärt haben - es könne aber auch sein, dass es ein "Abschied für immer" sei. Es würde jedenfalls schwer sein für das Land Tirol, eine Firma zu finden, die eine derartige Qualität liefern könne - sollte man sich gegen HG Pharma entscheiden.

Die Tiroler Grünen, Koalitionspartner der ÖVP, begrüßten jedenfalls das Ende der Zusammenarbeit des Landes mit Herwig. "Das Vertrauen in Ralf Herwig war angesichts der Begleitumstände nicht mehr gegeben", sagte Klubobmann und Gesundheitssprecher Gebi Mair. Nach der vollständigen Prüfung der aufgetretenen Fragen könne über weitere Schritte betreffend HG Pharma auch in allfälliger rechtlicher Hinsicht entschieden werden, meinte Mair. Die oppositionelle Liste Fritz forderte weiterhin "volle Aufklärung" vom Landeshauptmann. "Platter ist als oberster Krisenmanager dafür verantwortlich, Tirol durch diese Corona-Krise zu manövrieren. Als Oppositions- und Kontrollpartei werden wir die Entscheidungen von Platter, Felipe und Co. weiterhin durchleuchten und Transparenz sicherstellen", erklärten Klubobfrau Andrea Haselwanter-Schneider und LAbg. Markus Sint.

ribbon Zusammenfassung
  • Nach Ungereimtheiten bei labortechnischer Befundung von PCR-Tests durch die Firma HG Pharma und nachdem deren Chef bzw. Gründer Ralf Herwig schwer unter Beschuss geraten war, hat das Land Tirol die Zusammenarbeit mit Herwig am Mittwoch beendet.
  • Dies erklärte er im Gespräch mit der APA.
  • Die Laborbefundung im Land soll jedenfalls neu aufgestellt werden, erklärte Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) bei einer Pressekonferenz.

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