Proteste in Paris: Wut über ungleiche Chancen "explodiert"

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In ganz Frankreich protestieren aktuell Menschen gegen Polizeigewalt. Nach dem Tod eines 17-Jährigen durch einen französischen Polizisten, entlädt sich die Wut der Banlieus, erklärt die Journalistin Lisa Louis.

Nachdem ein Polizist den 17-jährigen Nahel getötet hat, kommt es in ganz Frankreich zu Protesten und gewaltsamen Ausschreitungen. "Dieser Vorfall ist wie ein Funken, der das Pulverfass angefacht hat", sagt die freie Journalistin Lisa Louis im Newsroom LIVE.

Bereits zuvor hätten sich viele Menschen in den Banlieus ausgeschlossen gefühlt. "Frankreich hat in der Verfassung das Prinzip der Égalité, der Chancengleichheit. Viele Leute in den Banlieus haben das Gefühl, dass das für sie nicht gilt", erklärt Louis. "Wenn so ein Vorfall passiert, kocht die Wut darüber, nicht die gleichen Chancen zu haben, hoch und explodiert."

Die Polizei reagiert auf die Proteste mit großer Härte. Das Land rüstet sich für eine weitere Nacht voller Ausschreitungen. In ganz Frankreich werden 40.000 Polizist:innen im Einsatz sein, in Paris und seinen Vororten 5.000. 

Was ist passiert?

Auslöser der Ausschreitungen waren tödliche Schüsse eines Polizisten auf einen Jugendlichen nordafrikanischer Abstammung am Dienstag bei einer Verkehrskontrolle in dem Pariser Arbeitervorort Nanterre. Die Staatsanwaltschaft hat ein Verfahren gegen den Polizisten wegen des Verdachts des Totschlags eingeleitet. Der Beamte wurde in Untersuchungshaft genommen.

 

Wie sich die Proteste ausbreiten werden, sei aktuell noch unklar, erklärt Louis. Es sei jedoch bereits in der französischen Vergangenheit zu wochenlangen Proteste wegen Polizeigewalt gekommen, etwa im Jahr 2005. "Die Regierung hat sehr viel Angst und Sorge, dass die Proteste sich länger hinziehen könnten und zu noch mehr Spaltung führen", betont sie.

13 Tote nach Verkehrskontrollen

Nahels Tod ist kein Einzelfall. Im vergangenen Jahr wurden 13 Personen bei Verkehrskontrollen getötet - so viele wie noch nie zuvor. Louis führt diese steigende Zahl auf ein Gesetz aus 2017 zurück, das neu determinierte, wann sich Polizist:innen sich bei Verkehrskontrollen, in denen Fahrer:innen den Beamten nicht gehorchen, mit Waffen zur Wehr setzen können. "Seit diesem Gesetz sind die Schüsse und Toten bei solchen Vorfällen in die Höhe gegangen", erklärt sie.

ribbon Zusammenfassung
  • In ganz Frankreich protestieren aktuell Menschen gegen Polizeigewalt.
  • Nach dem Tod eines 17-Jährigen durch einen französischen Polizisten, entlädt sich die Wut der Banlieus, erklärt die Journalistin Lisa Louis.

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