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Russische Regierung im Fall Nawalny unter Verdacht

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Der Giftanschlag auf den Kreml-Kritiker Alexej Nawalny ist nach Einschätzung von US-Außenminister Mike Pompeo wahrscheinlich von "hochrangigen" Mitgliedern der russischen Regierung angeordnet worden. Moskau weist diese Vorwürfe vehement zurück, kündigte aber eine Bereitschaft zur Zusammenarbeit an.

Es gebe eine "erhebliche Wahrscheinlichkeit", dass hohe Regierungsmitarbeiter hinter dem Anschlag steckten, sagte Pompeo. Es habe sich um den Versuch gehandelt, "einen Dissidenten zu vergiften". Auch die G7-Staaten, zu denen die USA wie auch Deutschland gehören, hatten am Dienstagabend schnellstmögliche Aufklärung von Russland über den Fall verlangt.

Moskau müsse "dringend" die Täter hinter der "bestätigten Vergiftung" der Justiz übergeben, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der G7-Außenminister. Russland müsse "volle Transparenz schaffen, wer verantwortlich ist". Jede Nutzung chemischer Waffen sei "inakzeptabel".

Indes wurde bekannt, dass Russland nach Kremlangaben nun doch zur internationalen Zusammenarbeit im Fall Nawalny bereit sei. Russland werde Kontakt aufnehmen mit der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW), nachdem Deutschland seine Untersuchungsergebnisse zu dem "Berliner Patienten" übergeben habe, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge am Donnerstag.

Peskow betonte einmal mehr, Nawalny sei den Deutschen im August ohne Vergiftungserscheinungen übergeben worden. Russische Ärzte hatten dem lange bewusstlosen Nawalny eine Stoffwechselstörung und niedrigen Blutzucker bescheinigt. Russische Politiker meinten, Nawalny sei womöglich in Deutschland vergiftet worden. Peskow betonte nun erneut, dass die russischen Spezialisten kein Gift nachgewiesen hätten.

In Berlin wurden nun die Schutzvorkehrungen für den kürzlich aus dem Koma erwachten Nawalny einem Bericht zufolge verschärft. Die Anzahl der eingesetzten Beamten sowie die Kontrolldichte Charité seien erhöht worden, berichtete das Magazin "Spiegel" am Donnerstag. Damit werde deutlich, dass die Polizei in Berlin weiteren Attentatsversuchen vorbeugen wolle, hieß es. Demnach soll Nawalny nun auch direkt in der Berliner Klinik bewacht werden, in der er seit dem 22. August behandelt wird.

Der 44 Jahre alte Nawalny, einer der schärfsten Gegner von Kremlchef Wladimir Putin, wurde am 20. August bei einem Inlandsflug in Russland bewusstlos. Auf Drängen seiner Familie wurde er nach einer Erstbehandlung in Sibirien nach Berlin in die Charité verlegt. Nach Angaben der deutschen Regierung ist "zweifelsfrei" erwiesen, dass der 44-jährige Gegner des russischen Präsidenten Wladimir Putin in Russland mit einem chemischen Nervenkampfstoff aus der Nowitschok-Gruppe vergiftet wurde.

ribbon Zusammenfassung
  • Es habe sich um den Versuch gehandelt, "einen Dissidenten zu vergiften".
  • Auch die G7-Staaten, zu denen die USA wie auch Deutschland gehören, hatten am Dienstagabend schnellstmögliche Aufklärung von Russland über den Fall verlangt.
  • Indes wurde bekannt, dass Russland nach Kremlangaben nun doch zur internationalen Zusammenarbeit im Fall Nawalny bereit sei.
  • Peskow betonte nun erneut, dass die russischen Spezialisten kein Gift nachgewiesen hätten.

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