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Russen demonstrieren mit Lichtern und Herzen für Nawalny

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Mit vielen kleinen Lichter-Spaziergängen haben Menschen in ganz Russland ihre Solidarität mit dem inhaftierten Kremlgegner Alexej Nawalny zum Ausdruck gebracht. Sein Team veröffentlichte am Sonntagabend auch aus Moskau und St. Petersburg Bilder von der ungewöhnlichen Protestaktion. Viele Fotos zeigten Menschen mit Handytaschenlampen in der Hand, die in kleinen Gruppen durchs Stadtzentrum spazierten oder sich einfach in ihre Hinterhöfe stellten.

Und überall zu sehen waren - denn es war ja schließlich Valentinstag: Herzen. Vielerorts legten Menschen sie mit Teelichtern in den Schnee, hielten mit Herzen bemalte Plakate hoch oder formten sie einfach mit ihren Händen. "Liebe ist stärker als Angst", lautete das Motto dieses friedlichen Protests, den die Organisatoren nach Tausenden Festnahmen bei den Massenkundgebungen der vergangenen Wochen bewusst dezentral geplant hatten.

In Tomsk, wo Nawalny im August Opfer eines Anschlags mit einem Nervengift geworden war, projizierte jemand diese Worte groß an die Wand eines Hochhauses. In Wladiwostok sagte ein Mann sie zu seiner Partnerin - und machte ihr dann einen Heiratsantrag. Nur vereinzelt meldeten Bürgerrechtler Festnahmen.

In Moskau und St. Petersburg hatten Beobachtern zufolge mehrere Hundert Feministinnen bereits am Nachmittag Menschenketten gebildet, um ihre Solidarität mit Nawalnys Frau Julia zum Ausdruck zu bringen, die nun voraussichtlich jahrelang von ihrem Mann getrennt sein wird. Die Aktion, bei der Teilnehmerinnen unter anderem Schilder mit Herzen hochhielten, war auch allen politischen Gefangenen gewidmet.

Nawalny selbst sendete seiner Frau auf Instagram einen Valentinstagsgruß. "Ich liebe dich", stand dort unter einem Bild, das die beiden gemeinsam zeigt. Julia Nawalnaja reagierte prompt und postete ein Foto, auf dem sie und Alexej mit einigem Abstand voneinander auf einer Bank sitzen und die Hände nacheinander ausstrecken. "Ich bin nicht traurig, ich weiß, dass alles gut werden wird", schrieb sie dazu.

Der Oppositionsführer war vor knapp zwei Wochen in einem im Westen heftig kritisierten Prozess zum Verbüßen einer dreieinhalbjährigen Straflagerhaft verurteilt worden. Er soll gegen Bewährungsauflagen in einem früheren Strafverfahren verstoßen haben, während er sich in Deutschland von dem Anschlag mit dem Nervengift Nowitschok erholte. Ihm werden aber ein mehrmonatiger Hausarrest und Haftzeiten angerechnet, so dass seine Anwälte von zwei Jahren und acht Monaten im Straflager ausgehen. Nawalnys Inhaftierung hatte russlandweite Proteste mit Zehntausenden Teilnehmern ausgelöst. Außerdem wollen die EU-Außenminister am 22. Februar über weitere Sanktionen gegen Russland beraten.

Präsident Wladimir Putin sieht in den Solidaritätsbekundungen mit Nawalny einen Versuch von Russlands Gegnern, Unzufriedenheit in der Bevölkerung auszunutzen. "Diesen Statisten benutzen sie ausgerechnet jetzt. Ausgerechnet dann, wenn in allen Ländern der Welt - auch bei uns - Müdigkeit bei den Menschen aufkommt, angestauter Ärger, Unzufriedenheit (...)", sagte Putin bei einem Treffen mit Medienvertretern, das bereits in der vergangenen Woche stattfand und aus dem das Staatsfernsehen nun Ausschnitte zeigte. "Unsere Opponenten oder potenziellen Gegner haben sich seit jeher (...) auf sehr ambitionierte, machthungrige Menschen gestützt und sie immer benutzt", sagte Putin.

Anders als die großen Proteste Ende Jänner waren die Taschenlampen-Aktionen nicht offiziell verboten. Dennoch berichteten Nawalnys Mitarbeiter in den Tagen zuvor von Durchsuchungen in mehreren Büroräumen und vermuteten einen Zusammenhang.

ribbon Zusammenfassung
  • Mit vielen kleinen Lichter-Spaziergängen haben Menschen in ganz Russland ihre Solidarität mit dem inhaftierten Kremlgegner Alexej Nawalny zum Ausdruck gebracht. Sein Team veröffentlichte am Sonntagabend auch aus Moskau und St. Petersburg Bilder von der ungewöhnlichen Protestaktion. Viele Fotos zeigten Menschen mit Handytaschenlampen in der Hand, die in kleinen Gruppen durchs Stadtzentrum spazierten oder sich einfach in ihre Hinterhöfe stellten.

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