APA/ROLAND SCHLAGER

U-Ausschuss: Julian H. wollte nur "Sittenbild" zeichnen

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Am Donnerstag ist Ibiza-Detektiv Julian H. im Ibiza-U-Ausschuss als Auskunftsperson geladen, was für ein großes Medieninteresse sorgt.

Der Privatdetektiv Julian H., mutmaßlicher Drahtzieher des Ibiza-Videos, das die türkis-blaue Regierung platzen ließ, hat am Donnerstag viele Medienvertreter in den U-Ausschuss gelockt. Er sieht sich als Opfer voreingenommener und befangener Ermittlungen. Es sei kein Nachrichtendienst involviert gewesen, es habe keine Auftraggeber oder Hintermänner gegeben. Er habe nur ein Sittenbild des österreichischen politischen Systems zeichnen wollen, sagte die Auskunftsperson.

Video nie zum Kauf angeboten

H. bestätigte vor dem Untersuchungsausschuss, dass die Idee zum Ibiza-Video von ihm selbst gekommen sei. Zum Verkauf angeboten habe er aber das brisante Material persönlich nicht, das hätten andere - ohne sein Wissen - gemacht. Allerdings habe es nach dem Bekanntwerden des Ibiza-Videos Angebote gegeben - von 10.000 Euro bis zu zwei Millionen Euro.

"Das Video sollte seit jeher vorliegende Vorwürfe objektiv dokumentieren - Einflussnahmen und Käuflichkeit in der Republik", beschrieb die Auskunftsperson ihre Intention. Beim ehemaligen FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus will H. "schon bei einem ersten Treffen die Korruptionsbereitschaft wahrgenommen" haben. Die Ermittlungen gegen ihn sollten ihn nun "mundtot machen", befand er.

Gudenus warnte vor Falle

Im Vorfeld des Treffens auf Ibiza will H. eine Warnung von Gudenus vor einer möglichen Falle erhalten haben. "Wir müssen sehr vorsichtig sein", soll der ehemalige FPÖ-Politiker demnach gesagt haben. Man habe aus dem "Kurz-Umfeld" Informationen erhalten, "dass uns irgendjemand mit einem Video hereinlegen wird". Aufgrund der lauten Musik soll die Passage allerdings nicht verständlich sein. Worüber Gudenus angeblich noch gesprochen haben soll: Über seinen Glauben an UFOs und Außerirdische, den man als Politiker nicht öffentlich machen dürfe und auch Energielinien, die sich auf Ibiza kreuzten.

Im Zuge der Befragung wurde auch reichlich die Gerüchteküche bedient. So berichtete H. über Kriminalbeamte, die sich an der Grenze der Legalität bewegten, Videos, die österreichische Politiker beim Drogenkonsum in Club-Hinterzimmern zeigten und weiteren Verstrickungen im Milieu. Auch Drohungen gegen ihn und Überwachungsmaßnahmen will er wahrgenommen haben. Den Brief vor der Veröffentlichung des Videos an die Präsidentschaftskanzlei bestätigte H., dies sei aufgrund des Misstrauens in andere Institutionen die "einzig relevante Stelle" gewesen, an die er sich hatte wenden können.

Bote zum Täter gemacht

H. startete einen wortreichen Feldzug gegen die Ermittlungen gegen ihn. Der Bote würde zum Täter gemacht. Er wollte einiges "klar und richtig stellen rund um das Ermittlungsverfahren". Grundsätzlich hätte es aus der Sicht H.s nicht zum Video kommen müssen, wenn vorher schon Vorwürfen des Strache-Leibwächters nachgegangen worden wäre, was aber nicht der Fall gewesen sei. "Es war eine notwendige Aktion, weil den bei der Polizei aufliegenden Anzeigen nicht nachgegangen wurde." Und: "Das Video sollte seit jeher vorliegende Vorwürfe objektiv dokumentieren - Einflussnahmen und Käuflichkeit in der Republik." Die neulich öffentlich gewordenen Chats zeigten dies auch. Beim ehemaligen FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus will H. "schon bei einem ersten Treffen die Korruptionsbereitschaft wahrgenommen" haben.

Die Ermittlungen gegen ihn sollen ihn "mundtot machen", glaubt H., der als Rechtsbeistand den früheren Liste-Pilz-Politiker und Anwalt Alfred J. Noll an seiner Seite hatte. Die Ermittlungen seien zunächst "von einer handverlesenen Truppe von Ermittlern" begonnen worden. Diese hätten dann "gegen alle Prinzipien der Unabhängigkeit und Unvoreingenommenheit" ermittelt. "Man denke nur an den Beamten, der sich von Strache den Rücktritt vom Rücktritt wünschte", so H. Der Leiter der Soko Tape habe "von Anfang an alles gewusst", sagte H. und sprach vom Jahr 2015.

Nach weiterem Austeilen gegen die Staatsanwaltschaft und der Frage warum die WKStA nicht ermittelte sagte H.: "Meine x-fach eingebrachten Anzeigen wurden teils innerhalb eines Tages eingestellt, Dienstaufsichtsbeschwerden zurückgewiesen."

"Es ist schwer zu glauben, dass Österreich ein gefestigter Rechtsstaat sein soll", sagte H., der aus der U-Haft vorgeführt wurde. Ihm werden Erpressung und Drogendelikte vorgeworfen, es gilt die Unschuldsvermutung.

Die Polizeipräsenz war am Donnerstag im U-Ausschuss deutlich stärker als sonst. Der Privatdetektiv hatte bereits im deutschen Untersuchungsausschuss zum Wirecard-Bilanzskandal ausgesagt.

ribbon Zusammenfassung
  • Der Privatdetektiv Julian H., mutmaßlicher Drahtzieher des Ibiza-Videos, das die türkis-blaue Regierung platzen ließ, hat am Donnerstag viele Medienvertreter in den U-Ausschuss gelockt.
  • Er sieht sich als Opfer voreingenommener und befangener Ermittlungen. Er habe nur ein Sittenbild des österreichischen politischen Systems zeichnen wollen, sagte die Auskunftsperson.
  • Er habe das Video weder persönlich zum Kauf angeboten noch jemanden damit erpresst.
  • Im Zuge der Befragung wurde auch reichlich die Gerüchteküche bedient.
  • So berichtete H. über Kriminalbeamte, die sich an der Grenze der Legalität bewegten, Videos, die österreichische Politiker beim Drogenkonsum in Club-Hinterzimmern zeigten und weiteren Verstrickungen im Milieu.

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