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Nach Teilmobilisierung: Russischer Exodus weitet sich aus

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Immer mehr Russen fliehen aus Angst vor der von Kremlchef Wladimir Putin angeordneten Teilmobilmachung für seinen Krieg gegen die Ukraine ins Ausland.

Am Freitag informierte auch die benachbarte zentralasiatische Ex-Sowjetrepublik Kasachstan über vermehrte Migration aus Russland. Zuvor hatten etwa auch die Ex-Sowjetrepubliken Armenien und Georgien im Südkaukasus über massenhafte Einreisen gesprochen. Stark frequentiert ist weiterhin auch die südöstliche Grenze nach Finnland.

Stau von 500 Metern

"Heute Morgen ist immer noch viel los ... vielleicht noch ein bisschen mehr als gestern", sagte ein Sprecher des finnischen Grenzschutzes am Freitag. Die längste Schlange bildete sich am stark frequentierten Grenzübergang Vaalimaa. Dort stauten sich die Autos auf einer Länge von etwa 500 Metern. Auch am zweitgrößten Grenzübergang Nuijamaa waren die Warteschlangen "länger als sonst", hieß es.

Allerdings will das EU-Mitgliedsland den meisten Russen die Einreise verwehren. Der Grund sei der zunehmende Grenzverkehr zwischen den beiden Ländern nach der Ankündigung einer Teilmobilmachung in Russland, sagte Ministerpräsidentin Sanna Marin. Finnische Grenzübergänge gehören zu den wenigen Einreisemöglichkeiten für Russen nach Europa. Die ebenfalls an Russland grenzenden EU-Länder Estland, Lettland, Litauen und Polen weisen schon seit einigen Tagen russische Staatsbürger an den Grenzen ab.

Kasachstan hat Lage unter Kontrolle

Die Zahlen der Einreisen mit dem Auto stiegen an verschiedenen Übergängen, teilte auch der kasachische Grenzschutz mit. Vier der insgesamt 30 Grenzübergänge seien besonders belastet. Die Lage sei unter "besonderer Kontrolle", hieß es. Ein Augenzeuge sagt der Nachrichtenagentur Reuters, sie stünden bereits seit Donnerstagfrüh an der Grenze im Stau. Viele der Menschen hier seien Männer in wehrpflichtigem Alter. Russische Grenzschützer führten gründliche und langwierige Kontrollen durch.

Kasachstan, Armenien und Georgien sind als Ziele besonders beliebt, weil Russen dort kein Visum brauchen. Außerdem ist die russische Sprache verbreitet. Viele Russen fliehen, um nicht für den Krieg gegen die Ukraine eingezogen zu werden. Russland will 300.000 Reservisten mobilisieren. Das hatte Panik in vielen Familien ausgelöst.

Einwanderung lässt Preise steigen

Derweil wachsen in den Ex-Sowjetrepubliken angesichts der Vielzahl an Russen, die schon zu Beginn des von Putin angeordneten Krieges gegen die Ukraine eingereist sind, die Sorgen. So stiegen etwa wegen der Nachfrage nach Wohnraum die Mietkosten und die Preise für Eigentum, wie etwa der armenische Regierungschef Nikol Paschinjan beklagte.

Das kasachische Außenministerium bestätigte, dass es Sorgen bei den Einheimischen gebe. "Die Stabilität unseres Staates unter den Bedingungen von Turbulenzen um ihn herum wird ernsthaft auf den Prüfstand gestellt", hieß es in der Mitteilung. Die nationale Sicherheit habe in der "schweren geopolitischen Situation" Vorrang.

Zugleich appellierte das Ministerium an die Mitmenschlichkeit seiner Bürger und an die moralischen Grundsätze. "Wir glauben daran, dass unsere Bürger Weisheit zeigen und den Traditionen der Gastfreundlichkeit treu bleiben", teilte die Behörde mit. Die Infrastruktur und der Dienstleistungssektor des Landes seien in der Lage, mit den Aufgaben der Migration fertig zu werden.

ribbon Zusammenfassung
  • Immer mehr Russen fliehen aus Angst vor der von Kremlchef Wladimir Putin angeordneten Teilmobilmachung für seinen Krieg gegen die Ukraine ins Ausland.
  • Am Freitag informierte auch die benachbarte zentralasiatische Ex-Sowjetrepublik Kasachstan über vermehrte Migration aus Russland.
  • Zuvor hatten etwa auch die Ex-Sowjetrepubliken Armenien und Georgien im Südkaukasus über massenhafte Einreisen gesprochen.

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